TV-Tipp des Tages: "Wie ein Licht in der Nacht" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Wie ein Licht in der Nacht" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Wie ein Licht in der Nacht", 1. Mai, 20.15 im Ersten
Die pensionierte Carla, zunächst voller Vorfreude auf den Rest ihres Lebens, ertränkt den horror vacui mit Champagner und Cognac, säuft sich schließlich ins Delirium und muss ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Aus der Sicht der Leber spielt es keinerlei Rolle, ob man billigen Fusel in sich hineinschüttet oder sündhaft teuren Cognac: Alkohol ist Alkohol; und auch ein vornehm abgespreizter kleiner Finger schützt nicht vor Abhängigkeit. Trotzdem ist Christiane Hörbiger eine ebenso unerwartete wie großartige Besetzung für die Rolle der erfolgreichen Immobilienmaklerin Carla Binder, die ein probates Mittel gefunden hat, um den kleineren und größeren Problemen des Alltags ihren Schrecken zu nehmen: ein Gläschen in Ehren, und schon lächelt sie aufgekratzt alles weg.

Einstige Karrierefrau verfällt dem Alkohol

Thorsten Näters Drehbuch setzt ein, als Carla sich aus ihrem Beruf zurückzieht und angesichts der plötzlichen Leere ihres Daseins auf das bewährte Hilfsmittel zurückgreift. Ihr Mann (Friedrich von Thun) hat sich schon vor Jahren von ihr getrennt, als das Verhängnis, das nun seinen Lauf nimmt, bereits zu erahnen war. Auch Tochter Ellen (Susanna Simon) hat sich mehr und mehr zurückgezogen. Carla, zunächst voller Vorfreude auf den Rest ihres Lebens, ertränkt den horror vacui mit Champagner und Cognac, säuft sich schließlich ins Delirium und muss ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ein Arzt, der ihr zum kontrollierten Entzug rät, erntet nichts als Empörung.

Der tristen Handlung zum Trotz ist "Wie ein Licht in der Nacht" dank Hörbiger, dank Näters Drehbuch und dank Florian Baxmeyers Führung seiner Hauptdarstellerin kein deprimierendes Drama. So lange Carlas Dasein in geregelten Bahnen verläuft, ist sie gutgelaunte Mitläuferin: keinem Umtrunk abgeneigt, immer gut drauf; und eine exzellente Verkäuferin. Doch ohne echtes Privatleben geht ihr mit dem Rückzug aus dem Beruf auch der einzige Halt verloren. Ohne Effekthascherei, aber dramaturgisch eminent wirkungsvoll inszeniert Baxmeyer den Alkohol als Schlinge, die sich immer enger zuzieht. Als einziger Freund entpuppt sich schließlich ein Mann, den Carla in ihrer Arroganz wie einen Leibeigenen behandelt: Hausmeister Keller (Klaus J. Behrendt), trockener Alkoholiker, erkennt die Abwärtsspirale; er wird zu ihrer letzter Hoffnung.

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Aus dem guten Ensemble ragt Christiane Hörbiger heraus. Dank ihres herausragenden Talents vollzieht sich der Absturz wie in Zeitlupe. Mit spürbarer Spielfreude, aber stets in perfekter Dosierung kostet sie das ganze Spektrum dieser Rolle aus: Gerade noch zwitscherte Carla vergnügt ins Telefon, um ihrer Tochter, die das längst durchschaut hat, den heiteren Lebensabend zu suggerieren; anschließend überkommt sie das heulende Elend. Erst beschwingt, dann beschwipst, um schließlich, beim Entzug, großen Mut zur buchstäblich ungeschminkten Verkörperung dieser qualvollen Kur zu zeigen: eine preiswürdige Leistung. Hörbiger selbst bezeichnet diese Rolle als die intensivste ihrer Karriere. Das ist nicht übertrieben.