Barbie und das rosa Klo

Jeeyoo und ihre rosa Sachen
Foto: JeongMee Yoon
Jeeyoo und ihre rosa Sachen
Barbie und das rosa Klo
Die Pinkifizierung der Kindheit und die Geschlechterrollen
Was haben Barbie, Aschenputtel, Prinzessin Lillifee und Kate Winslet gemeinsam? Sie alle sind Symbole für eine Entwicklung, die Weiblichkeit mit äußerlicher Attraktivität und "Sexyness" beschreibt. Eine Folge der Pinkifizierung von Kinderzimmern und Mädchenseelen.
15.05.2013
evangelisch.de

Barbie sieht schön aus. Deshalb lieben sie nahezu alle Mädchen. Und sie werden auch das "Barbie Dreamhouse" lieben. Das landet an diesem Donnerstag (16. Mai) in Berlin. Tatsächlich mutet das Ganze ein bisschen so an wie ein Raumschiff, das vorübergehend auf der Erde Station macht: Eine lebensgroße Villa in Zeltbauweise, weitgehend in Pink, mitten auf dem grauen Alexanderplatz. Zwischen zwölf und fünfzehn Euro Eintritt kostet es, will man diese "Erlebniswelt", wie es die Veranstalter nennen, betreten.

Drinnen gibt es auf 2.500 Quadratmetern die passenden Angebote für große und vor allem kleine Barbie-Fans: Cupcakes backen, Outfits anprobieren, Popstar oder Model werden. Für die letzten beiden Optionen müssen allerdings noch einmal zehn Euro zusätzlich hingelegt werden. Wem das jetzt etwas, sagen wir mal, "geschlechtsspezifisch eingeschränkt" vorkommt, der befindet sich in einer Linie mit den Kritikerinnen des Spektakels, zum Beispiel der Gruppe "Occupy Barbie-Dreamhouse" und der werbekritischen Initiative "Pinkstinks". Aber: Was ist denn eigentlich so schlimm daran, wenn Mädchen sich in eine Welt aus rosa Luxus, Glitzer und Schminkspiegeln träumen?

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Erst einmal die Fakten: Barbie hat einen Bekanntheitsgrad von 100 Prozent. Durchschnittlich besitzt in Deutschland jedes Mädchen sieben Barbies. Nach eigener Aussage beschäftigt die Herstellerfirma "Mattel" 30.000 Mitarbeiter und verkauft ihre Produkte in über 150 Länder. Eine gewisse Marktmacht scheint also vorhanden. 2006 hat die University of Sussex nun eine Studie veröffentlicht, derzufolge Mädchen, die mit Barbies spielen, mit ihrem Körper weniger zufrieden sind, als ihre Altersgenossinnen, die die langbeinigen Puppen  mit der Wespentaille nicht im Kinderzimmer haben.

In Deutschland stehen im Übrigen besonders viele junge Menschen mit ihren Maßen auf Kriegsfuß: Jedes zweite 15-jährige deutsche Mädchen findet sich zu dick. Das ist eines der Ergebnisse, die Dr. Petra Kolip von der Universität Bielefeld in einer Studie unter der Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation WHO im vergangenen Jahr veröffentlicht hat. Sie sagt: "Damit sind die deutschen Jugendlichen traurige Spitzenreiter in Sachen Körperunzufriedenheit." Das Bielefelder Forschungsteam macht vor allem allgemein "ein unerreichbares Schlankheitsideal für Mädchen" für diesen Befund verantwortlich.

Mädchen können besser shoppen gehen

Und das wiederum hänge eng mit einer Geschlechteridentität zusammen, die für Mädchen nun mal vorwiegend Äußerlichkeiten als Zuschreibung in den Mittelpunkt stelle, so die These einiger Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Eine von Ihnen ist die emeritierte Pädagogik-Professorin Renate Valtin. Sie hat im Jahr 1980 Jungen und Mädchen im Alter von zehn Jahren Schulaufsätze zum Thema "Warum bin ich gerne ein Junge (bzw. Mädchen)?" schreiben lassen. Das Ergebnis: Die Jungen empfinden sich als das "starke Geschlecht", körperlich überlegen, technisch geschickter, sozial dominant. Die Mädchen hingegen beziehen sich tatsächlich vor allem auf häusliche Fähigkeiten, Attraktivität und Kleidung, Körper und Sport und soziales Verhalten.

Dayeun und ihre rosa Sachen

Im Jahr 2010 hat Valtin das Experiment wiederholt - mit der Annahme, in den vergangenen 30 Jahren hätten sich die Selbstzuschreibungen angeglichen. Aber weit gefehlt: Bei den Jungen unterschieden sich die neuen Texte inhaltlich kaum von den alten. Lediglich bei den Mädchen hatte sich etwas verändert - allerdings nur im Hinblick auf den Focus der Selbstzuschreibungen: Die Äußerungen zum Themenfeld Attraktivität - Schönheit und Mode - überwogen deutlich. Für den "Tagesspiegel" hat Valtin ihre Ergebnisse in einem Artikel zusammengefasst. Dort schreibt sie: "Mit deprimierender Regelmäßigkeit liest man: 'Ich bin gern ein Mädchen, weil ich lange Haare habe', 'weil ich mich schminken kann', 'weil ich schöne Sachen anziehen kann'. Praktische, auf Hausarbeit bezogene Tätigkeiten werden 2010 nicht mehr genannt. Dafür gibt es nun einen neuen Aspekt: 'weil Mädchen besser als Jungen shoppen gehen' können."

Woran das liegt? Immer wieder bekommt man zu hören, dass in der eben auch stark durch Spielsachen und Medien geprägten Lebenswelt der Kinder heute genau diese Geschlechterklischees dominieren. Womit wir wieder bei Barbie wären. Renate Valtin nennt gerade sie als passendes Beispiel für diese veränderte Entwicklung: In den Sechziger und Siebziger Jahren bot die Kunststoffpuppe einiges an aufregenden Lebenswelten an. So konnte man mit ihr zum Beispiel in Berufssparten wie die Raumfahrt einsteigen, es gab Arztkleidung und sogar einen Doktorhut als Zubehör zu erstehen.

Die heutigen Optionen sind klar, das "Barbie Dreamhouse" führt es überdeutlich vor Augen: Kuchen backen oder Popstar beziehungsweise Model werden. Doch halt, um fair zu bleiben: Auf der Marketingplattform icanbe.barbie.com gibt es schon noch ein größeres Angebot an "Traumberufen" für Mädchen: Da finden sich zum Beispiel die Computer-Expertin, die TV-Journalistin und die Architektin – allerdings als Ausnahmen neben der Tierärztin, der Babysitterin und natürlich der Ballerina, der Tänzerin, dem Rockstar u. ä. Und zwar immer hübsch und gut gekleidet, mit viel Pink.

Aschenputtel ist ein It-Girl

Auch die US-amerikanische Autorin Peggy Orenstein hat beobachtet, dass das Äußere bei Rollenklischees für Mädchen immer wichtiger wird. Und gerade dieses Äußere habe sich innerhalb einer Generation gravierend verändert, behauptet sie. Sie macht das vor allem an der Figur des Aschenputtels fest. In ihrem Buch 'Cinderella Ate My Daughter' beschreibt sie deren Wandel. Die Cinderella, die sie in ihrer Kindheit kennen lernte, sei eine Erwachsene gewesen, schreibt sie. Die aktuelle aber, bekannt aus unzähligen Disney-Produkten, Filmen und Videospielen, sei allenfalls ein Teenager. Der aber habe nun ein tieferes Dekolleté, eine schmalere Taille, pinkere Lippen, blondere Haare und flirte ständig. Dabei war das Märchen-Aschenputtel in den Siebzigern hierzulande mit der Geschichte und dem Erfolgsfilm "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" sogar einen Schritt in Richtung mehr Selbstbestimmung gegangen: Es nahm seine Geschicke selbst in die Hand und führte selbstbewusst den Prinzen und sein Gefolge an der Nase herum. Aber mittlerweile ist es gänzlich in die Gegenrichtung mutiert, wie Orenstein sagt: Es ist jetzt ein typisches rosa 'It-Girl'.

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Und damit steht es symptomatisch für eine ganze Reihe von Figuren, die im Rahmen der 'Pinkifizierung', wie dieser Trend genannt wird, ähnliche Attribute angenommen haben. Da wäre zum Beispiel "Prinzessin Lillifee", die mit ihren Geschichten und Merchandiseprodukten, die 50 Katalogseiten füllen, den kleinen ehemaligen Wissenschaftsverlag 'Coppenrath' zu einem Erfolgsunternehmen mit explodierenden Umsätzen gemacht hat. Auch sie hat eine Wespentaille unter dem rosa Leibchen, volle rote Lippen, große Augen und eher Rouge-Wangen als Rotbäckchen. Genauso wie die "Winx"-Elfen, gegen die die KritikerInnen von "Pinkstinks" sogar eine Kampagne führten: Mit ihnen warb der Süßigkeitenriese Ferrero für die Einführung einer neuen Überraschungseier-Ausgabe in rosa – nur für Mädchen.

Und das wohl aus dem gleichen Grund, aus dem auch die rosa Mädels von "Lego-Friends" erfunden wurden, die sich in der fiktiven Vorstadt 'Heartlake City' schminken, Cabrio fahren, shoppen und Hundebabies frisieren: Das sogenannte "Gender-Marketing" verspricht einfach eine weitere Steigerung der Umsätze, die mit den herkömmlichen Produkten für Jungen UND Mädchen nicht zu erzielen war. Die Zielgruppe wird quasi verdoppelt. Der Marktforschungsexperte Axel Dammler meint, dass das die Konsequenz eines gesättigten Marktes sei. Will man nun also Erfolg haben, bietet man den Jungen die blauen und schwarzen Piraten-, Ritter- und Raumschiffzonen, während für die Mädchen immer mehr komplett pinkifizierte Spielzeugwelten entworfen werden.

Den "Problemzonen" digital zu Leibe rücken

Und die werden mit den entsprechenden Budgets auf allen Kanälen beworben. Man schätzt, dass ein zehnjähriges Kind rund 300 bis 400 Marken kennt und dass Mädchen zwischen elf und vierzehn Jahren jeden Tag mit rund 500 Anzeigen konfrontiert werden. Die erwachsenen Rolemodels, die dort oft zu sehen sind, haben übrigens auf anderer Ebene häufig die gleichen Schwierigkeiten mit dem propagierten Schönheitsideal wie die Heranwachsenden. Nur, dass man diesen "Problemzonen" mittlerweile mit digitaler Bildbearbeitung sprichwörtlich 'zu Leibe rücken' kann. Und das nicht zu knapp.

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So wird zum Beispiel von Supermodel Cindy Crawford das folgende resignierte Zitat nach Ansicht eines ihrer Bilder kolportiert: "I'd like to be Cindy Crawford!" Und hier und da gibt es inzwischen sogar auch Widerstand: Hollywood-Star Kate Winslet reagierte auf ein Titelbild des britischen GQ-Magazins, das sie mittels 'Photoshop' deutlich schlanker gemacht hatte, als sie war, mit einer öffentlichen Mitteilung, dass diese Änderungen ohne ihre Zustimmung vorgenommen wurden. Sie ließ verlauten: "Ich sehe nicht so aus. Und, noch wichtiger: Ich sehne mich auch nicht danach, so auszusehen. Ich kann sagen, dass der Umfang meiner Beine um rund ein Drittel reduziert wurde."

Schaut man also genau hin, was da 'nachbearbeitet' wird, so sind es – wenig überraschend – in erster Linie die Merkmale, die zu einem perfekten, sexualisierten Schönheitsideal führen. Und das bei Supermodels wie bei Disneys Prinzessinnen, bei Schauspielerinnen wie bei Elfen und sogar bei Aschenputtel. Kein Wunder, dass KritikerInnen im Rahmen der Pinkifizierung auch eine Sexualisierung der Kindheit sehen. Die Diskussion darüber ist in vollem Gange. So führt die Journalistin Carolin Wiedemann in der FAZ aus, dass acht- bis zwölfjährige Mädchen im Barbie-Mutterland USA monatlich mehr als 40 Millionen Dollar für Schönheitsprodukte ausgeben würden, um 'sexy' zu sein - und dass sich laut der amerikanischen Gesellschaft für ästhetische Chirurgie Schönheitsoperationen bei Minderjährigen im letzten Jahrzehnt fast verdoppelt hätten.

Eine von Wiedemanns pointierten Thesen, der britischen Autorin Natasha Walter folgend: "Dem neuen alten Mädchenbild liegt eine zeitgemäße Form des Sexismus zugrunde. Eine, die sich entfaltet, wenn Neoliberalismus auf postfeministische Gesellschaften trifft. Beide Logiken hängen zusammen und verstärken einander (…) Wird das Ziel Geschlechtergerechtigkeit schon mit der Frauenquote abgehakt, breitet sich das von Walter beschriebene Bild aus. Dann wollen, sollen, dürfen Frauen und Mädchen schön, süß und sexy sein, dem Chef gefallen und dafür Diäten, Pilates und Gesichtsmasken machen. In Gesellschaften, die so tun, als gäbe es keinen Sexismus mehr, als hätten alle die gleichen Chancen, nehmen Fünfjährige Pole-Dance-Stunden und lassen ihre Beinhärchen per Laser dauerhaft entfernen."

Mit zweieinhalb brechen 'rosige Zeiten' an

In die gleiche Kerbe schlägt die promovierte Soziologin Stevie Schmiedel, die Gründerin von "Pinkstinks Germany" gegenüber der Webseite 'diestandard.at': "Die meisten Mädchen fühlen sich zu dick und hässlich. Und besser könnte es für die Marktwirtschaft nicht sein, denn 80 Prozent der Produkte und Dienstleistungen der westlichen Welt werden von Frauen gekauft. Und die können mit einem unerreichbaren Schönheitsideal vermarktet werden. Was Frauen schon von Lillifee und Barbie kennen: Alles, was zählt, ist Schönsein." Und sie weiß von einer Studie in England, nach der 90 Prozent der Mädchen dort lieber Model als Premierministerin werden würden. Ihrer Meinung nach vermitteln die rosa Mädchenprodukte ganz klar einseitige Geschlechterbilder, die sich so verfestigen und zu entsprechenden Rollenzuschreibungen in der Gesellschaft führen können.

Kihun und seine blauen Sachen

Konfrontiert man hingegen die Spielzeughersteller mit solchen Thesen, verweisen die in aller Regel darauf, dass man nur ein vorhandenes Bedürfnis befriedige. Bei Lego zum Beispiel ist man sich sicher, dass Mädchen eben lieber Rollenspiele spielen als Jungs. Und dass Mädchen Rosa als 'ihre' Farbe bevorzugen würden, sei nun mal ein Fakt. Es gibt sogar Forschungen, die nahe legen, das Ganze sei eine Frage der Gene. Rottöne und das davon abgeleitete Rosa als blasses Rot seien schon immer Frauensache gewesen, meint zum Beispiel der Farbforscher am Institut für Farbpsychologie in Bettendorf, Professor Harald Braem. Er vertritt - wie auch andere Wissenschaftler - die These, dass sich im Verlauf der Evolution ein Verhaltensmuster entwickelt habe, das zurück gehe auf frühe Jäger-Sammler-Kulturen. Bei der Suche nach essbaren Beeren und Früchten (wofür damals nun mal die Frauen zuständig gewesen seien) sei die sichere Unterscheidung von Rottönen eine wichtige Fähigkeit gewesen. Allerdings haben britische Forscherinnen auch herausgefunden, dass sowohl Männer als auch Frauen kulturübergreifend am häufigsten eine ganz andere Farbe als Lieblingsfarbe nennen: Blau. Dazu passt, dass in einer neueren Studie an der University of Virginia festgestellt wurde, dass Mädchen ihre Vorliebe für Rosa erst im Alter von etwa zweieinhalb Jahren entdecken – genau zu dem Zeitpunkt also, an dem Kinder im Allgemeinen beginnen, eine Geschlechtsidentität zu entwickeln und ihr Verhalten darauf abzustimmen. Und das orientiert sich nun mal an dem, was das Umfeld vorgibt, die Erziehungsberechtigten – aber vor allem auch die "heimlichen" Erzieher wie Medien, Spielumgebungen und andere Bezugspersonen. Vor rund 100 Jahren übrigens propagierte dieses Umfeld in der westlichen Welt noch eine ganz andere Farbenlehre: Im Jahr 1918 schrieb beispielsweise eine amerikanische Frauenzeitschrift, dass Rosa nun mal "die kräftigere und damit für Jungen geeignete Farbe" sei. Als die belgische Prinzessin Astrid im Jahr 1927 schwanger war, ging sie davon aus, dass sie einen Jungen bekommen würde. Deshalb dekorierte sie die Wiege in der 'Jungenfarbe Rosa'. Das galt zu dieser Zeit als 'das kleine Rot'. Und Rot wiederum stand seit Jahrhunderten für Blut und Kampf - und damit für Männlichkeit. Analog dazu war Hellblau als 'das kleine Blau' die Mädchenfarbe. Damit bezog man sich auf geistliche Abbildungen der Jungfrau Maria, die dort häufig in Blau gewandet war.

Rosa - die Farbe des starken Geschlechts

Offensichtlich also scheint die Pinkifizierung der Kinderzimmer kein Naturgesetz zu sein. Und so können deren KritikerInnen wohl mit einigem Recht von einem 'Backlash' oder 'Rosa Rollback' in der Frage der Geschlechterrollen sprechen. Stevie Schmiedel von 'Pinkstinks' glaubt, dass die Triebfeder für diese Entwicklung tatsächlich Angst ist. Angst in einer Gesellschaft, die eigentlich schon ein ganzes Stück weit gekommen ist in Sachen Gleichberechtigung der Geschlechter: "Der Trend der Pinkifizierung ist ein Abbild der Angst vor dieser Veränderung, nicht nur der Männer, auch die Frauen sind sich in den neuen Rollen noch nicht sicher. Und die Marktwirtschaft nutzt diese Angst aus."

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Sich gegen die rosa Welle in Kinderzimmer und Kleiderschrank zu wehren – das fällt wohl nicht zuletzt deswegen unendlich schwer. Auch wenn man sich all dieser Umstände bewusst ist. Die meisten Eltern können ein Lied davon singen. Vielleicht ist es da tatsächlich ein Ausweg, die Farbe Rosa einfach umzudeuten, wie zum Beispiel die Medienforscherin Maya Götz vorschlägt: In Wirklichkeit seien Mädchen in vielen Kindergärten und Schulen ja ohnehin das eigentlich 'starke Geschlecht'. Warum dann nicht 'Rosa' einfach als Ausdruck selbstbewusster Geschlechtsidentität begreifen?

Meine fünfjährige Tochter hat seit ihrem letzten Geburtstag auch ein Barbie-Dreamhouse, ein relativ kleines. Und sechs Barbies. Ich hatte mir vorgenommen, ihr irgendwann zu erzählen, dass die Barbie-Erfinderin Ruth Handler eigentlich ein emanzipiertes Spielzeug im Sinn hatte: Sie wollte nämlich nicht noch eine weitere Babypuppe herstellen - und stellte sich damit gegen ein Rollenmodell für Mädchen, das bloß das Hausfrau-und-Mutter-sein zur Identifikation anbot. Zunächst aber wollte ich ihr bei Gelegenheit erklären, dass jemand mal ausgerechnet hat, dass, wenn eine reale Frau mit den Körpermaßen von Barbie leben müsste, sie ständig umfallen würde. Aber dann merkte ich, wie meine Tochter genervt registrierte, dass auch die Barbie-Puppen selbst nicht stehen können, nicht mal richtig auf dem rosa Klo sitzen. Und schließlich gab sie zu Protokoll: "Weißt du, Barbies sind schon auch doof. Die funktionieren nicht richtig. Die können auch gar kein Glas in der Hand halten. Nur schön aussehen tun sie!"