Evangelische Kirche erhält erstmals Auslandsbischöfin

Petra Bosse-Huber
Foto: epd-bild/Norbert Neetz
Mit Petra Bosse-Huber rückt erstmals eine Frau in die Leitungsebene der Evangelischen Kirche in Deutschland
Evangelische Kirche erhält erstmals Auslandsbischöfin
Petra Bosse-Huber folgt 2014 auf Martin Schindehütte
Petra Bosse-Huber wird im kommenden Jahr Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie ist die erste Frau in diesem Amt. Als Nachfolgerin von Martin Schindehütte übernimmt die Theologin als Vizepräsidentin im EKD-Kirchenamt die Leitung der Hauptabteilung "Ökumene und Auslandsarbeit".

Zuvor hatten Rat und Kirchenkonferenz in Hannover der Berufung der 53-Jährigen zugestimmt. Die derzeitige Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland folgt Anfang 2014 Bischof Martin Schindehütte (63), der in den Ruhestand geht.

Als Auslandbischöfin ist Bosse-Huber zuständig für die rund 130 mit der EKD verbundenen deutschsprachigen Auslandsgemeinden, die Kontakte zu den internationalen ökumenischen Organisationen sowie für die Beziehungen zu den Partnerkirchen. Zudem übernimmt sie die Leitung des Amtes der Union Evangelischer Kirchen, das im EKD-Kirchenamt angesiedelt ist.

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"Ich freue mich auf die neue Aufgabe, mit Christen überall auf der Welt nach einem ökumenischen Weg der Kirche Jesu Christi zu suchen", sagte Bosse-Huber zu der Berufung. Gerade angesichts der Folgen der Globalisierung und der interreligiösen Herausforderungen werde das Ringen um ein gemeinsames Zeugnis des Evangeliums immer wichtiger.

Bei Präses-Wahl knapp unterlegen

In der rheinischen Kirche wurde der Wechsel der Vizepräses nach Hannover mit Bedauern aufgenommen. "Mit Petra Bosse-Huber verlieren wir eine herausragende Theologin, die mit großer analytischer Klarheit wortgewaltig und leidenschaftlich für eine Kirche arbeitet und streitet, in der Menschen unabhängig von ihrer gesellschaftlichen Herkunft den christlichen Glauben als Lebenshilfe und Orientierung entdecken können", sagte Präses Manfred Rekowski in Düsseldorf.

Bosse-Huber ist seit 2003 Vizepräses der rheinischen Kirche. Im Januar 2013 war sie bei der Präses-Wahl der zweitgrößten evangelischen Landeskirche unterlegen. Die rheinische Landessynode bestätigte die Theologin danach mit großer Mehrheit für weitere acht Jahre als Leiterin der Abteilung für Theologie und Diakonie. Auf der EKD-Ebene gehört sie der Steuerungsgruppe des kirchlichen Reformprozesses und der Kammer für Theologie an. Zudem engagiert sie sich im ökumenischen und interreligiösen Gespräch, etwa im Ausschuss "Kirche und Judentum" sowie in der Kommission für den Dialog mit der russisch-orthodoxen Kirche.

Vorgänger: Reformer Schindehütte

Der aus Nordhessen stammende Schindehütte ist seit 2006 evangelischer Auslandsbischof. Als "Außenminister" der EKD machte er sich für strukturelle Reformen und inhaltliche Konzentration in den ökumenischen Organisationen auf europäischer und weltweiter Ebene statt. Zuvor war der Theologe unter anderem Geistlicher Vizepräsident im hannoverschen Landeskirchenamt, Referent für Ausländer und ethnische Minderheiten sowie den Konziliaren Prozess im EKD-Kirchenamt und Leitender Pfarrer der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen in Hofgeismar.

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Die Auslandsarbeit und Ökumene wurde 1986 in das EKD-Kirchenamt in Hannover eingegliedert. Zuvor hatte das Kirchliche Außenamt der EKD seinen Sitz in Frankfurt am Main. Dessen erster Präsident war von 1945 bis 1956 der Theologe Martin Niemöller, der in Personalunion hessen-nassauischer Kirchenpräsident war. Danach waren Adolf Wischmann, Heinz Joachim Held und Rolf Koppe evangelische Auslandsbischöfe.