Warum Frauen weniger verdienen als Männer

Equal pay day
Foto: Inga Haar
Der Equal Pay Day am 21. März macht aufmerksam auf die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen
Warum Frauen weniger verdienen als Männer
Mit dem "Equal Pay Day" gegen ungleiche Bezahlung im Gesundheitswesen
Frauen verdienen immer noch weniger als Männer, arbeiten vielfach in Berufen mit geringem Ansehen. Diesen Missstand klagt die Kampagne des jährlichen Equal Pay Days an. Am 21. März rücken besonders die Gesundheitsberufe ins Blickfeld.
21.03.2013
epd
Kendra Eckhorst

Heike Rösch ist schnell beim Thema: "Helfen und Erziehen ist nichts Intuitives", sagt die Pressereferentin des Verbandes medizinischer Fachberufe. Soll heißen: Da steckt viel Profession dahinter, und die müsse vernünftig bezahlt werden. Genau daran hapert es hierzulande, klagt die Expertin.

###mehr-links###

Als Tarifpartner steht ihr Verband nicht nur in Lohnverhandlungen für die Mitglieder ein, sondern will auch auf politischer und gesellschaftlicher Ebene das Berufsbild und die Kompetenzen der überwiegend weiblichen Fachkräfte aufwerten. Das soll auch beim bundesweiten Equal Pay Day am 21. März geschehen.

Der Equal Pay Day ist der Tag, bis zu dem Frauen über den Jahreswechsel hinaus arbeiten müssten, um auf das durchschnittliche Jahresgehalt von Männern zu kommen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden lag der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen im Jahr 2012 bei 15,21 Euro, während Männer im Schnitt 19,60 Euro erhielten. Die Lohndifferenz zwischen den Geschlechtern entspricht demnach rund 22 Prozent - übersetzt auf Arbeitstage bedeutet das, dass Frauen bis zum 21. März arbeiten müssen, um das gleiche Jahresgehalt wie Männer zu erzielen. Diese Zahl habe sich im Vergleich zu den Vorjahren nicht verringert, teilte die Behörde in Wiesbaden mit.

Mahnendes Symbol: rote Taschen

In der EU belegt Deutschland einen der hinteren Plätze, weil im europäischen Durchschnitt Frauen den gleichen Lohn schon am 28. Februar erwirtschaftet haben. Auf diese Kluft macht der Verein Business and Professional Women - Gemany (BPW) seit 2008 aufmerksam. Der Verein übernahm den Aktionstag aus den USA. Unter dem Motto "Viel Dienst - wenig Verdienst. Lohnfindung in den Gesundheitsberufen" soll die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern thematisiert werden.

"Vergangenes Jahr gab es 760 Aktionen, diese Zahl wollen wir dieses Jahr verdoppeln", sagt BPW-Pressesprecherin Simone Denzler. Verteilt würden wieder die schon bekannten roten Taschen - Symbole für die roten Zahlen in der Bezahlung. Es gebe sehr unterschiedliche Initiativen, etwa eine Flaggenaktionen in Berliner Rathäusern, Infostände überall im Land sowie eine Verteilaktion von "frauentypischen Lebensläufen" vor Friesländer Schulen, um junge Frauen schon vor der Ausbildung für die Ungerechtigkeit in der Bezahlung zu sensibilisieren. "Bevor es zu spät ist", wie Denzler betont.

Praxis-Ratgeber gegen Ungleichheit

Laut den Statistikern lassen sich rund zwei Drittel des Lohnunterschieds auf die unterschiedliche Berufs- und Branchenwahl oder auf ungleich verteilte Führungs- und Qualifikationsmerkmale zurückführen sowie darauf, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten. Frauen würden bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit weiterhin durchschnittlich sieben Prozent pro Stunde weniger verdienen als Männer.

Eine weitere Ursache der Einkommensunterschiede seien Minijobs. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert eine Reform der Minijobs, um die Entgeltlücke zwischen den Geschlechtern zu schließen. Die geringfügigen Jobs führten für Frauen zu erheblichen Karriere- und Einkommenseinbußen im gesamten weiteren Lebenslauf.

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes veröffentlichte einen Praxis-Ratgeber gegen Entgelt-Ungleichheit. Dass Männer bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit mehr verdienen, solle sich "keine Frau länger gefallen lassen", sagt Christine Lüders, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.

Geringe Wertschätzung von Gesundheitsberufen

Zudem, meint die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingirid Sehrbrock, solle ein Gesetz dafür sorgen, dass Unternehmen und Verwaltungen Männern und Frauen die gleichen Löhne zahlen. Gleichzeitig forderte Sehrbrock, dass die Kluft zwischen gewünschten und faktischen Arbeitszeiten überwunden wird und Beschäftigte einen Rechtsanspruch auf befristete Teilzeit bekommen.

###mehr-artikel###

Doch es gehe beim Euqal Pay Day nicht nur um gleichen Lohn für gleiche Arbeit, sondern vor allem um mehr Wertschätzung der Gesundheitsberufe und der von ihnen erbrachten Arbeit. Dass die Lohnlücke zuungunsten von Frauen für eine spätere Altersarmut mitverantwortlich ist, wird ebenfalls thematisiert.

Der Verein setzt an den Berufsbildern an, die in der Gesundheitsbranche eng mit abgewerteten Frauenbildern verknüpft sind. Die sieben Kooperationspartner wie der deutsche Pflegerat, der Marburger Bund oder die Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach als Arbeitgeber sollen bei der Kampagne verschiedene Berufsbilder praxisnah vorstellen.

Die Sozial-Holding nehme zum ersten Mal an dem Aktionstag teil, sagt Geschäftsführer Helmut Wallrafen-Dreisow. Sie seien als kommunales Unternehmen angesprochen worden, das nach Tarifvertrag bezahlt, Gesundheitsvorsorge und Weiterqualifizierung großschreibt und seit neuestem auch psychologische Beratung für die Mitarbeiterinnen anbietet.

"Keine Vereinbarkeit von Familie und Beruf"

Der Sozialträger setzt Wallrafen-Dreisow zufolge auf eine langfristige Personalentwicklung, auf Frauen in Führungspositionen und kennt keinen Fachkräftemangel. Im Mitarbeiterjahresgespräch könnten mögliche Weiterbildungen angesprochen und auch die familiäre Situation mit Blick auf die Karrieremöglichkeiten geklärt werden.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sieht Christiane Kallenbach vom Hamburger Pflegerat in vielen Krankenhäusern nicht gegeben. "Männer sind im gehobenen Management, sie können mehr Bereitschaftsdienste übernehmen als die vielen alleinerziehenden Frauen", sagt die ehrenamtliche Vorsitzende.

Simone Denzler ist überzeugt, dass sich die Lohnlücke nicht von alleine schließen wird. Sie setzt auf beharrliche Lobbyarbeit, um bewusstzumachen, was medizinische und pflegerische Fachkräfte Tag für Tag leisten. Dann werde auch die Vergütung steigen.