Europas Protestanten feiern 40. Geburtstag ihrer Einheit

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Wie Christus in Brot und Wein gegenwärtig ist, ist innerhalb des Protestantismus immer noch umstritten. Ein gemeinsames Abendmahl ist dennoch möglich.
Europas Protestanten feiern 40. Geburtstag ihrer Einheit
Mit einem Festgottesdienst im Berliner Dom haben die Protestanten am Sonntag ihre vor 40 Jahren beschlossene Einheit gefeiert. Am 16. März 1973 wurde in der Nähe von Basel die "Leuenberger Konkordie" verabschiedet. Damit wurde die rund 450-jährige Trennung der europäischen lutherischen und reformierten Kirchen im Abendmahl beendet.

SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier würdigte die Konkordie als Vorbild auch für die europäische Einigung: "Es gibt auffällige Parallelen." Dabei mahnte der ehemalige Außenminister, für ein geeintes Europa einzutreten. "Heute grassiert ein ganz besonderer Spaltpilz, der gefährlich ist, wenn er sich tiefer in unser Denken und in unsere Sprache hineinfrisst", sagte Steinmeier. In den Ländern des europäischen Nordens wachse die Sorge, nur Zahlmeister zu sein, im Süden dagegen "über ein als unterdrückend empfundenes deutsches Politikdiktat", sagte er. Wenn Europa so wahrgenommen würde, befeuert durch Populisten, drohe aus der Wirtschaftskrise eine Demokratiekrise zu werden. "Spätestens dann sollten wir die Alarmglocken auch hören", mahnte er.

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Steinmeier lobte dabei das Eintreten der evangelischen Kirche für die Einheit Europas. Er verwies auf das im vergangenen Oktober vorgestellte Diskussionspapier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), in dem die Protestanten mahnen, Europa als mehr als nur Währungsunion wahrzunehmen. Dieses Papier sei hellsichtiger als viele Papiere der aktuell verantwortlichen Politik, sagte Steinmeier. Er forderte die Kirchen dazu auf, sich auf Grundlage der "Leuenberger Konkordie" weiter für Europa als Friedens- und Wertegemeinschaft zu engagieren.

In seiner Predigt würdigte der Braunschweiger evangelische Bischof Friedrich Weber die Konkordie als "einzig funktionierendes Ökumene-Modell". Weber erinnerte an die Zeit vor der Unterzeichnung der Konkordie: "Lutherische, reformierte, unierte und methodistische Christen feierten nicht miteinander Gottesdienst und Abendmahl, anerkannten nicht Taufe und Ordination, warben sich wechselseitig die Mitglieder ab." Heute sei das anders. Die Gemeinschaft sei für Christen heute auch Herausforderung bei der Suche nach angemessenen Beziehungen im sozialen, wirtschaftlichen und politischen Leben, ergänzte Weber. An dem Gottesdienst nahmen auch der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider sowie die mitteldeutsche Bischöfin Ilse Junkermann und der Berliner Bischof Markus Dröge teil.

Gegenseitige Einladung

Zur Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen in Europa (GEKE) gehören heute 107 Mitgliedskirchen mit geschätzten 50 Millionen Mitgliedern, darunter auch Methodisten und vorreformatorische Kirchen wie Waldenser und Böhmische Brüder. Protestanten sind in allen Kirchen beim Abendmahl im Gottesdienst willkommen. Zudem legt die Gemeinschaft den Grundstein dafür, dass Pfarrer in Kirchen anderer konfessioneller Prägung predigen können. Der Streit über das Verständnis des Abendmahls, den die Protestanten vor 40 Jahren beigelegt haben, gilt heute als größtes Hindernis bei der Ökumene zwischen evangelischer und katholischer Kirche.