Wenn Männer zugunsten der Karriere ihre Familie vernachlässigen, ist das nur höchst selten Thema für einen Fernsehfilm; warum auch, es ist schließlich Alltag. Daher ist es selbstredend unfair, wenn die Heldin dieser Geschichte irgendwann heulend unter der Doppelbelastung zusammenbricht. Allerdings hat’s Hanna Jens (Marie-Lou Sellem) auch nicht leicht, denn als der Juniorchef (Patrick Heyn) der Möller-Werft sie neben sich in die Geschäftsführung beruft, kann sie nicht wissen, was er im Schilde führt. Als Zuschauer allerdings ahnt man das durchaus, denn wenn Freitagsfilme in Traditionsunternehmen spielen, gibt es immer einen Bösewicht, der den Betrieb an einen Investor verscherbeln und sich damit eine goldene Nase verdienen will.
Harter Sparkurs
Deshalb sabotiert der Junior Hannas kluge Pläne, wo er nur kann. Erstes Opfer seiner Intrige ist ausgerechnet ihr Mann Martin (Götz Schubert), der Leiter der Entwicklungsabteilung. Zehn Jahre Arbeit haben er und sein Team in ein bahnbrechendes alternative Antriebssystems gesteckt, aber nun muss Hanna ihm die Mittel streichen. Dafür schafft sie es dank einer waghalsigen Aktion, dass sich die Werft doch noch an einer Ausschreibung für Kreuzfahrtschiffe beteiligen kann. Der Auftrag ist die letzte Chance, um das praktisch bankrotte Unternehmen und somit die 400 Arbeitsplätze zu retten. Als Möller junior ihr klar macht, dass sie die Konkurrenz preislich deutlich unterbieten müssen, will Hanna ausgerechnet an der Sicherheit der Schiffe sparen. Jetzt reicht es Martin; er kündigt und macht sich mit einer jungen Kollegin auf den Weg nach Norwegen.
Wie stets in diesen Geschichten geht es natürlich nicht nur um wirtschaftliche Themen. Der Film hätte ebenso "Als mein Vater bei uns einzog" heißen können, denn auf einer zweiten Handlungsebene sorgt Martins alter Herr für viel Trubel: Wegen eines Brandschadens braucht Willfried Jens (Ulrich Pleitgen) für vier Wochen ein Dach über dem Kopf. Prompt stoßen zwei Lebensphilosophien aufeinander: Der alte Jens findet es skandalös, dass Hanna nun die Vorgesetzte seines Sohnes ist. Mit Sorge beobachtet er, dass sich sein Enkel für Ballett interessiert. Und dass der freundliche Nachbar freiwillig Hausmann ist, versteht er überhaupt nicht. Wider Erwarten ist es am Ende ausgerechnet Willfried, der gemeinsam mit der Sekretärin (Marita Breuer) des Seniorchefs (Rolf Becker) dafür sorgt, dass der finstere Plan des Juniorchefs nicht aufgeht.
###autor###
Das Drehbuch zu diesem gelungenen Mix aus Drama und Komödie stammt von der Schauspielerin Edda Leesch, deren Geschichten sich eigentlich immer durch interessante Figuren, lebensnahe Konflikte und scharfzüngige Dialoge auszeichnen. "Als meine Frau mein Chef wurde" reicht nicht ganz an "Das Glück ist eine Katze" heran, ist aber gerade dank der ausgezeichneten Darsteller (Regie: Matthias Steurer) sehenswert; und wegen der politisch konsequent unkorrekten Dialoge von Vater Willfried, der sich nicht nur über schrumplige Bioäpfel und obsessive Mülltrennung lustig macht. Der Enkel eine Hupfdohle, der Nachbar eine Hausfrau: Kein Wunder, dass sein Weltbild ist aus den Fugen gerät.