Die Bildgestaltung zum Auftakt dieses Films ist Fernsehkunst: Mit kleinem Licht setzen Kameramann Thomas Kiennast und sein Oberbeleuchter große Akzente. Schon allein durch die nötige Konzentration ist der Einstieg entsprechend fesselnd: Ein Wolf umschleicht ein Hundegehege, reißt eine Katze, flieht, da fällt ein Schuss und ein Mann liegt tot im Wald. Vertieft wird die Wirkung dieser Bilder durch eine parallel erzählte Feier mit Bella Block (Hannelore Hoger), ihrem früheren Kollegen Martensen (Devid Striesow) und der frisch zur Obermeisterin ernannten jungen Polizistin Leonie (Anna Fischer).
Eine Geiselnahme und die Tollwutfrage
Dass die Ex-Kommissarin am nächsten Tag völlig verkatert von ihrer jüngsten Berliner Eroberung (Peter Simonischek) überrascht wird, ist bloß ein Intermezzo, das die Fallhöhe für die folgenden Ereignisse verstärkt: Der Tote hinterlässt vier Kinder, die in völlig verwahrlosten Verhältnissen leben; ihr Vater, ein überzeugter Verschwörungstheoretiker, hat das Anwesen und damit auch die Kinder völlig gegen die Außenwelt abgeschirmt. Als sich Bella Block der seit Jahren mutterlos aufgewachsenen Kinder annehmen will, haben die älteren Jungs plötzlich Sturmgewehre in der Hand und nehmen sie als Geisel.
Eine Laboruntersuchung hat ergeben, dass die vier womöglich mit Tollwut infiziert sind; und das kleine Mädchen hat Bella gebissen. Martensen und der LKA-Einsatzleiter Ahrens (Götz Schubert) sehen nur eine Möglichkeit: Die Mutter muss die Kinder zur Vernunft bringen, aber die Frau ist nach Afrika ausgewandert. Nur zögerlich willigt sie ein, zurückzukehren. Als sie zur vereinbarten Zeit nicht auf dem Grundstück auftaucht, greift Ahrens zu einem äußerst riskanten Plan B, der prompt eine Tragödie nach sich zieht.
Die Geschichte (Susanne Schneider) ist gerade wegen der doppelten Spannungsebene – hier die Geiselnahme, dort die Tollwutfrage - ungewöhnlich und interessant. Bei Andreas Prochaska ist das Drehbuch in den besten Händen; der Österreicher hat allein in den letzten drei Jahren gleich mehrere herausragende Filme gedreht (unter anderem "Die letzte Spur - Alexandra, 17 Jahre", Sat.1, sowie "Das Wunder von Kärnten", ZDF) und mit "Spuren des Bösen" (ZDF) eine bemerkenswerte Krimifilmreihe initiiert. Hier gelingt ihm das Kunststück, große Spannung zu inszenieren, obwohl die Handlung über weite Strecken aus Warten besteht. Besonders gut hat Prochaska zudem Henry Stange als Lukas, den ältesten Sohn, geführt.
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Bei den erwachsenen Schauspielern ist das weniger überraschend, auch wenn Anna Fischer als eifrige Polizistin ein wenig aus dem Rahmen fällt und mitunter wie eine Leihgabe aus den Hamburger Kinderkrimis "Die Pfefferkörner" wirkt. Um so schöner ist das fast schon wehmütig stimmende erneute Zusammenspiel von Hannelore Hoger mit Devid Striesow: Er gibt mit "Hundskinder" seinen Abschied. Martensen hat sich in die Provinz versetzen lassen, ein augenzwinkernder Hinweis auf Striesows neues Tätigkeitsfeld als "Tatort"-Kommissar in Saarbrücken.