"Der Minister" hält der Gesellschaft den Spiegel vor

dpa/Jens Kalaene
Kai Schumann als Franz Ferdinand von und zu Donnersberg, genannt Donni, in der TV-Satire "Der Minister".
"Der Minister" hält der Gesellschaft den Spiegel vor
Aufstieg und Fall eines Politikers: Der Rücktritt des jungen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg nach der Aberkennung seines Doktorgrades bewegte vor zwei Jahren die Nation. Jetzt kommt die Affäre in Form einer grellen Satire ins Fernsehen. In der turbulenten Sat.1-Komödie "Der Minister" (12. März, 20.15 Uhr) geht es um den kometenhaften Aufstieg des jungen Adeligen Franz Ferdinand von und zu Donnersberg, der in der Bundespolitik eine steile Karriere macht und schließlich über einen erschwindelten Doktorgrad stolpert.

Herr Schumann, haben Sie in Wirklichkeit auch so einen wippend-dynamischen Gang wie im Film oder war das der Rolle geschuldet?

Kai Schumann: Das war der Rolle geschuldet und hat mir ehrlich gesagt Rückenschmerzen eingebracht. Es war gar nicht so einfach, sich diesen Gang draufzuschaffen, damit das im Film glaubhaft rüberkommt. In Wirklichkeit gehe ich langsamer und wohl ein bisschen schlurfender durchs Leben (lacht).  

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Sie spielen einen jungen adeligen Politstar namens Donnersberg, der nicht zufällig an den früheren Minister Karl-Theodor zu Guttenberg erinnert. Beim Casting haben Sie sich gegen 20 Mitbewerber durchgesetzt...

Schumann: Wahrscheinlich, weil ich ihm am ähnlichsten sehe. Besonders mit nach hinten gegelten Haaren. Ich habe mich beim Vorsprechen aber lustigerweise überhaupt nicht an Guttenberg orientiert, sondern an einer Theaterrolle, die ich mal gespielt habe: dem Revisor von Gogol. Da geht es um einen Hochstapler, der ein ganzes Dorf in Verwirrung stürzt und sich am Ende absetzt, als der echte Revisor naht. Eine schöne Parabel, die der Guttenberg-Affäre sehr nahe kommt, wie ich finde.

"Es steht uns schließlich nicht zu, die Wahrheit zu erklären"

Der Film ist eine grelle Satire auf die Affäre. Glauben Sie, dass das ein angemessener Umgang mit dem Thema ist?

Schumann: Ich glaube sogar, das ist der einzig mögliche Umgang mit dem Thema: der Gesellschaft den Spiegel vorhalten und die Menschen dabei zum Lachen bringen wie ein Hofnarr. Wir befinden uns damit in einer Tradition von Serien und Filmen wie "Kir Royal" oder "Schtonk", die uns vorgemacht haben, dass dieser satirische Umgang genau der richtige ist, wenn es um solche Themen geht.  

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Der Film legt ein irres Tempo vor.

Schumann: Und genau dadurch ist er keinen Moment langweilig, wie ich finde. Der Film hat keinen Durchhänger, und ich finde es auch gut, dass das Thema schlaglichtartig beleuchtet wird, ohne den Versuch, zu psychologisieren oder einen tieferen Sinn zu offenbaren. Es steht uns schließlich nicht zu, die Wahrheit zu erklären. Wir haben das Ganze aus unserer Sicht satirisch beleuchtet, mehr nicht.  

Was hat Sie an der Rolle gereizt?

Schumann: Es ist zum einen sehr spannend, sich einmal nach einem realen Vorbild zu verwandeln, das war neu für mich. Zum anderen hat mich einfach das Drehbuch überzeugt – ich musste beim Lesen so lachen, dass ich eine riesige Lust auf die Rolle bekam, das ist ja die Geschichte von einem einzigen Lausbubenstreich. Ich hätte aber auch jede andere Figur in dem Drehbuch gespielt, wenn das verlangt worden wäre.

"Dieses Moment der zunehmenden Selbstüberschätzung, des Hochmuts hat mich an dieser Figur gereizt"

Der Film lässt kein gutes Haar am realen Vorbild Guttenberg: Er ist nicht nur ein Blender, sondern auch nicht besonders clever.

Schumann: Dass er nicht clever ist, würde ich nicht unterschreiben. Ich habe mich bemüht einen Menschen zu spielen, der unter Erfolgsdruck steht und versucht, diesem Druck gerecht zu werden. Irgendwann verliert er sich in der Hybris, also eine Rolle wie aus dem klassischen Heldenrepertoire, wenn Sie so wollen. Genau dieses Moment der zunehmenden Selbstüberschätzung, des Hochmuts hat mich an dieser Figur gereizt. 

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Haben Sie an der Figur auch Sympathisches entdeckt?

Schumann: Ich muss für eine Figur, die ich selber spiele, auch Sympathie empfinden. Oder zumindest so was wie Mitgefühl. Das hatte ich für die Figur schon. Das ist ja ein Mann, der unter dem Druck steht, etwas darstellen zu müssen – diesem Zwang erliegt er, und genau das hat ihn für mich menschlich, oder wenn Sie so wollen sympathisch gemacht. Dass er ein Blender ist, nimmt er selber gar nicht so wahr.

"Wenn das Politische in eine Art Popkonzert verwandelt wird, ist offenbar alles möglich"

Was sagt der Aufstieg eines solchen Mannes über unsere Gesellschaft aus?

Schumann: Wie verführbar die Menschen durch Medien sind und wie leicht sie einem Pop-Phänomen aufsitzen, würde ich sagen. Wie wichtig Verpackung ist. Wenn das Politische in eine Art Popkonzert verwandelt wird, ist offenbar alles möglich. Wir befinden uns in einer medial gespiegelten Gesellschaft, in der Erfolg nur durch die Presse möglich ist. Das hat der Fall Guttenberg exemplarisch gezeigt, und unter anderem darum geht es auch in unserem Film. 

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Welche Rolle spielt das Thema Adel?

Schumann: Eine sehr große, auf die ich mich bei der Vorbereitung auf die Rolle konzentriert habe. Was mich interessiert hat, war die Frage, wie jemand mit der Bringschuld umgeht, die so ein Adelstitel erzeugt. Das ist ja eine schwere Bürde, die auf dem armen Franz Ferdinand von und zu Donnersberg lastet

Und wie findet der echte Karl-Theodor zu Guttenberg den Film?

Schumann: Schwer zu sagen, aber ich hoffe, dass er darüber lachen kann. Das wäre mein größter Wunsch. Ich glaube sowieso, dass das Leben viel einfacher wäre, wenn wir alle mit mehr Selbstironie und Humor ausgestattet wären.