Wann immer Männer in Filmen ihr Gedächtnis verlieren, machen sie auf der Suche nach ihrer Vergangenheit regelmäßig die gleiche Entdeckung: Der Typ, den sie nach und nach kennen lernen, wird ihnen zunehmend unsympathisch. Für ihre Geschichte über den Schlagerstar Alexander Ludwig hat Ruth Toma allerdings noch eine Besonderheit hinzugefügt: Dem Sänger fehlen nach einem Herzinfarkt die letzten zehn Jahre. Dank einer Schönheitsoperation fällt ihm das beim Blick in den Spiegel jedoch nicht weiter auf. Und weil auch sein Kurzzeitgedächtnis betroffen ist, vergisst er allabendlich, was sich im Lauf des Tages ereignet hat. Der einzige Mensch, der ungehindert Zugang zu ihm hat, ist daher sein langjähriger Manager (Hannes Hellmann).
Unfreiwillige Heiterkeit in der Rehae
Das komödiantische wie auch das tragische Potenzial der Handlung ist offensichtlich. Toma und Regisseurin Nicole Weegmann ("Ihr könnt euch niemals sicher sein") wählen klugerweise den Mittelweg: Im Grunde ist die Geschichte traurig, aber man muss trotzdem immer wieder lachen. Und weil Peter Lohmeyer Alexanders Schicksal angemessen ernst und seriös verkörpert, ist die unfreiwillige Heiterkeit, für die der Sänger im Verlauf seines Aufenthalts in einer Reha-Klinik sorgt, um so komischer. Mitunter funktioniert das ganz schlicht, weil Alexander überzeugt ist, auf Tournee zu sein ("Hier trete ich nicht auf") und sich immer wieder darüber beklagt, dass es in seinem Zimmer keine Minibar gibt. Nicht minder witzig umgesetzt, aber im Grunde traurig sind dagegen die Begegnungen mit Gattin Maria (Mina Tander): Alexander ist jedes Mal verblüfft über die Vertraulichkeit, mit der sich die Frau ihm nähert; sie muss ihm ein permanent neu vorgestellt werden. Statt zu Maria zieht es ihn immer wieder zu dem Haus, in dem er mit seiner ersten Frau (Catrin Striebeck) gelebt hat. Und weil er Edda nicht nur samt Sohn sitzen gelassen, sondern bei der Scheidung auch über den Tisch gezogen hat, will sie seine unverhoffte Anhänglichkeit ausnutzen, um endlich zu bekommen, was ihr zusteht.
Endgültig ein ganz besonderer Film aber wird "Schenk mir dein Herz" durch die Musik. In der Klinik lernt Alexander den uralten Schlaganfallpatienten Heinrich kennen, einen Jazz-Pianisten, mit dem er sich fortan regelmäßig zum Musizieren trifft. Über die Emotionen, die durch die Musik geweckt werden, kommen langsam die Erinnerungen zurück; und damit auch die Gefühle, die er für Maria empfindet. Paul Kuhn, der am 12. März 85 wird, entwickelt als "Mann am Klavier" eine beeindruckende Präsenz. Die gemeinsamen Szenen mit Lohmeyer sind das Sahnehäubchen dieses ohnehin rundum gelungenen Films, für den sich Toma viele wunderbare Situationen und Dialoge ausgedacht hat.
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Der Plan der beiden Reha-Patienten, mit einem Comeback-Auftritt des Schlagersängers ausgerechnet einen Jazz-Club zu retten, ist ebenso tollkühn wie unrealistisch und führt schließlich unversehens dazu, dass ein neuer Star geboren wird. Eine überaus sehenswerte Mischung bekannter Vorbilder ("Und täglich grüßt das Murmeltier", "500 erste Dates", Memento") und großartigen eigenen Ideen.