"Gott sei Dank, endlich!" Die CDU und die Homo-Ehe

Mit Kreide gemaltes Bild von zwei Müttern mit Tochter
Foto: Fotolia/Jessica Diks
Alexander Vogt möchte die "Homo-Ehe" der Ehe gleichstellen: "Es gibt ja dann mehr Familie statt weniger."
"Gott sei Dank, endlich!" Die CDU und die Homo-Ehe
Durch das Urteil des Bundesverfassungsgericht zur sogenannten Sukzessivadoption homosexueller Eltern ist das Thema Homo-Ehe wieder in der Diskussion. Eine völlige Gleichstellung mit der Ehe wird von der Opposition und der FDP befürwortet - und jetzt auch in CDU und CSU neu abgewogen. Alexander Vogt, Bundesvorsitzender der Gruppierung "Lesben und Schwule in der Union", fürchtet keinen Verlust von Stammwählern, wenn sich die beiden Parteien der Homo-Ehe öffnen.
25.02.2013
evangelisch.de

Die Union diskutiert über die völlige Gleichstellung der "Homo-Ehe" mit der Ehe. Was ist Ihre Haltung dazu?

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Alexander Vogt: Unsere Haltung als LSU ist sehr eindeutig. Wir wünschen natürlich die Gleichstellung. Ich kann Ihnen auch gleich sagen warum: Auch in gleichgeschlechtlichen Beziehungen werden Werte gelebt wie gegenseitige Verantwortung und Fürsorge … Das sind Werte, die in jeder Ehe gelebt werden oder gelebt werden sollten. Vor diesem Hintergrund sind sie gleich, und ich denke, Gleiches sollte auch gleich behandelt werden. Es ist mir natürlich sehr bewusst, dass das vor einem christlichen Hintergrund anders gesehen wird, aber ich möchte auch deutlich machen: Uns geht es hier in unserem Bestreben um die politische Forderung nach der Zivilehe.

Warum wird das Thema gerade jetzt so stark berücksichtigt? Hat das mit der Bundestagswahl zu tun?

Vogt: Sicherlich auch. Ich denke mal, man will jetzt, wo klar ist, wohin die Reise endgültig geht, kein weiteres Fass mehr aufmachen und die Dinge vom Tisch haben, ganz klar. Das ist auch Pragmatismus.

"Meine Eltern haben noch nie etwas anderes gewählt als die CDU"

Wird die Union nicht dadurch eher Wähler verlieren als gewinnen? Für viele ist die Frage der Homosexualität die letzte Bastion des konservativ-christlichen Lagers. Wen sollen sie noch wählen?

Vogt: Ja, ich höre immer, die CDU verliere ihre Stammwähler, solche Menschen wie meine Eltern. Ich bin katholisch und im Münsterland groß geworden, und meine Eltern haben, glaube ich, noch nie was anderes gewählt als die CDU. Ich glaube, die sind mit Fug und Recht als Stammwähler zu bezeichnen und mit Sicherheit wird die CDU sie nicht verlieren, wenn sie sich in diesem Thema öffnet. Die werden bei der Stange bleiben und sagen: 'Gott sei Dank, endlich!'

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Es geht ja auch nicht um die Struktur, sondern es geht um die Werte, die dahinter liegen, das sag ich immer wieder. Wenn Menschen sich öffentlich ihre Liebe und ihre Verantwortung füreinander geloben und Treue schwören, dann ist das durchaus etwas, das ich fördern und schützen möchte. Egal ob sie das gleiche oder verschiedene Geschlechter haben.

Wie groß ist das Risiko, dass CDU und CSU sich in dieser Frage zerstreiten?

Vogt: Ach ich glaube, was da jetzt passiert, ist auch ein Reflex. Wenn die CDU 'Hü' sagt, kommt der CSU-Reflex 'Hott'. Warten wir erst mal ab, bis die Parteien miteinander gesprochen haben. Da bin ich ganz gelassen. Denn wo die Reise hingeht, ist jetzt eindeutig, und das sehen alle Beteiligten so.

"Ich kann keinen Angriff auf Ehe und Familie erkennen"

Ein Argument der Gleichstellungsgegner ist, dass der Wert der Familie nicht nivelliert werden darf. Wird er das durch eine völlige Gleichstellung?

Vogt: Nein, ganz im Gegenteil. Ich sehe das ja eher als eine Bestätigung. 'Schutz von Ehe und Familie' steht im Grundgesetz. Aber ich kann gar keinen Angriff auf Ehe und Familie erkennen. Ich denke eher, dadurch dass wir Homosexuelle diese Gleichstellung für uns fordern, ist es eine Bestätigung des Erfolgsmodells Ehe. Ich habe viele Freundinnen und Freunde in gleichgeschlechtlichen Beziehungen, die Kinder haben, und diese Kinder sind glücklich. Die wollen ja Familie. Es gibt ja dann mehr Familie statt weniger. Das ist natürlich was anderes als das, was wir bisher alle gekannt haben. Aber es funktioniert, und den Kindern geht es gut. Und das haben auch die Gutachten, die das Verfassungsgericht in Auftrag gegeben hat, ganz klar dargelegt, das muss man einfach mal sagen. Die Entscheidung ist ja nicht ins Blaue hinein getroffen worden.

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Bei CDU und CSU steht jeweils "C" im Parteinamen. Leitet sich aus Ihrer Sicht aus dem Christsein eine bestimmte Haltung zur Homosexualität ab?

Vogt: Ich bin selber überzeugter Christ und die christlichen Kirchen berufen sich auf die Bibel, die gelebte Homosexualität ablehnt – zumindest teilweise tun sie das. Aber ich denke, das Gebot der Nächstenliebe ist hier das Gebot der Stunde und wenn man sich da wirklich dran hält, dann ist die Entscheidung klar.

"Schaut euch die Situation mal vor Ort an"

Wie begegnen Sie konservativ-christlichen Wählern, die mit Bibelversen gegen die Homo-Ehe argumentieren?

Vogt: Ich sage einfach: Schaut euch die Leute in eurem Umfeld an. Gespräche und Begegnung ist für mich immer das Entscheidende. Und Gelassenheit. Sobald die Leute anfangen, emotional zu werden, wird es zwar schwierig, aber dann heißt es, umso gelassener zu bleiben. Ich sag immer: Schaut euch die Situation mal vor Ort an, versucht es mal wirklich. Den Familien geht es gut, den Kindern geht es gut, und die sind glücklich. Ihre Umwelt macht es ihnen manchmal etwas schwer, aber das ist auch das einzige, und das ist längst nicht so schwerwiegend, wie das allgemein gerne dargestellt wird. Die Kinder kommen damit in den allermeisten Fällen sehr gut zurecht.