Es gibt zahlreiche kleinere, mittelständische Unternehmen in Deutschland, die im Bereich Wehrtechnik produzieren und Kriegswaffen exportieren. Rund fünfzig Firmen sind allein beim Bundesverband der Deutschen Sicherheitstechnik verzeichnet. Doch eine vollständige Liste, die jene Firmen, die Rüstungsgüter ins Ausland liefern, deutschlandweit nach ihrer Größe sortiert, ist nirgends zu finden. Zwar gibt es Rüstungsatlanten – zum Beispiel erstellt für Baden-Württemberg, Hessen oder für Nordrhein-Westfalen. Doch auch diese Karten geben keine Übersicht über die Größe der Unternehmen, sondern informieren nur über deren Standorte.
Einordnen - aber wie?
evangelisch.de startete den Versuch, eine eigene Liste zu erstellen. Es kamen Fragen auf wie: Nach welchen Parametern ranken wir? Nach dem Gesamtumsatz der Firma, oder dem Anteil, der auf Wehrtechnik entfällt? Oder nach der Mitarbeiterzahl? Und: Wie definiert man eigentlich "Wehrtechnik“? Dass Panzer, Waffen, Munition oder U-Boote darunter fallen, das liegt auf der Hand. Aber wie sieht es aus mit Gütern, wie beispielsweise spezielle Stoffe für Fallschirme oder Reifen für Militärfahrzeuge? Wo zieht man die Grenze?
Rankings dieser Art fanden sich bei anderen Medien. Doch es zeigte sich, dass die Kollegen die Quellenlage nicht mehr zurück verfolgen konnten, voneinander abgeschrieben hatten und dabei wichtige Parameter vermischten.
"Sicherheitstechnik - nicht Wehrtechnik!"
"Unseren Jahresumsatz schlüsseln wir nicht in die einzelnen Bereiche auf.“ – Hinter dieser Antwort verstecken sich einige angefragte Unternehmen. Andere Firmen gaben nicht einmal ihren Jahresumsatz preis. Und die Firma Autoflug schreibt: "Wir sehen keinen Anlass für die Nennung unseres Hauses auf der geplanten Liste und bitten Sie, von einer Veröffentlichung unseres Firmennamens auf Ihrer Internetseite abzusehen.“ Das Unternehmen produziert unter anderem Schutzanzüge für Piloten, Rettungsfallschirme und Schleudersitze. Und die Entscheidung, was auf evangelisch.de veröffentlicht wird, sollte bei der Redaktion bleiben.
###mehr-artikel###
Manche argumentieren, dass sie nur Behörden gegenüber auskunftspflichtig sind – zum Beispiel wollte der Waffenproduzent Heckler und Koch sich nicht dazu äußern, wie groß der Anteil ihrer Pistolen und Gewehre ist, die in Kriegen eingesetzt werden. Oder die Firma Drägerwerk: Das Unternehmen distanziert sich völlig von dem Begriff "Wehrtechnik“. Es verweist darauf, dass es in erster Linie Produkte für die zivile Nutzung herstellt – sie würden zwar auch im Bereich Verteidigung und öffentliche Sicherheit eingesetzt, zählten aber schließlich nicht zu "Waffen oder sonstigem Kriegsgerät.“ Weiter heißt es: "Auch im militärischen Umfeld schützen, unterstützen und retten Dräger-Geräte Leben. Bei diesen Produkten handelt es sich um Atemschutzausrüstungen, Produkte zur Gefahrstofferkennung und medizintechnische Ausrüstungen für Lazarette.“ Zählen demnach doch nur Panzer, Waffen und Munition zu "Wehrtechnik“? Zumindest hört sich "Sicherheitstechnik“ besser an...
Tranzparenz? Fehlanzeige!
Nach geschätzten 40 Telefonaten, 30 E-Mails und undurchsichtigen Antworten ist klar: Transparenz sieht anders aus. Den Bürgern wird es unmöglich gemacht, an Informationen zu gelangen – Informationen über deutsche Firmen, die durch ihre Exporte politischen Einfluss nehmen. Und Informationen, die notwendig sind, um sich eine Meinung bilden zu können.
Von einem Ranking nimmt evangelisch.de daher Abstand. Dennoch ergänzen wir neben den Firmen, die in der SIPRI-Liste verzeichnet sind, wichtige und große deutsche Firmen mit ihren Hauptsitzen in unserer Karte. Die Liste zeigt eine Auswahl – erhebt dabei jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.