TV-Tipp des Tages: "Stralsund: Tödliches Versprechen" (ZDF)

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TV-Tipp des Tages: "Stralsund: Tödliches Versprechen" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Stralsund: Tödliches Versprechen", 4. Februar, 20.,15 Uhr im Zweiten
Ein Werftarbeiter wird erschossen in seinem Auto gefunden. Offenbar hat er sich am Stralsunder Fährhafen mit dem jungen Litauer Vitas getroffen.

Ähnlich wie Lars Beckers "Nachtschicht"-Krimis folgen auch die Filme der ZDF-Reihe "Stralsund" einem ganz bestimmten Schema. Während Becker gern mehrere Handlungsebenen miteinander mischt, orientiert sich von die Martin Eigler (auch Regie) und Sven S. Poser entwickelte Reihe ganz klar an den Regeln des Thrillers: Es geht weniger um die Aufklärung von Verbrechen, sondern darum, weitere zu verhindern. In "Tödliches Versprechen" kommt ein entscheidender Spannungsverstärker hinzu: Der Film bezieht seinen großen Reiz aus der Frage, wer der Täter und wer das Opfer ist.

Hilfsgüter für Litauen

Die Geschichte beginnt mit einem toten Werftarbeiter: Der Mann wird erschossen in seinem Auto gefunden. Offenbar hat er sich am Stralsunder Fährhafen mit dem jungen Litauer Vitas (Mateusz Dopieralski) getroffen. Dessen nächstes potenzielles Opfer scheint Paul Warnke (Jörg Schüttauf) zu sein, der seit zwanzig Jahren gemeinsam mit dem Werftarbeiter und einem dritten Mann regelmäßig Hilfsgüter nach Litauen gebracht hat. Vitas will offenbar eine alte Rechnung mit dem Trio begleichen, doch bei Warnke gerät er an den Falschen: Er ist Polizist. Vitas entführt zunächst seine Frau (Heike Trinker), ist dann aber zum Geiseltausch bereit. Mit allen möglichen Psychotricks versucht Warnke, den jungen Mann zu verunsichern. Während der Autofahrt der beiden Männer schält sich langsam heraus, was in Litauen passiert ist. Bald wird klar, dass Warnke in der Geschichte nicht ganz so unschuldig sein kann, wie er Vitas glauben machen will.

Der Einstieg in den Film gehorcht den üblichen Krimiregeln; in den ersten zwanzig Minuten scheint "Tödliches Versprechen" das Niveau der bisherigen "Stralsund"-Episoden nicht halten zu können. Spätestens mit dem Auftauchen Warnkes ändert sich das, weil Jörg Schüttauf den Polizisten wunderbar vielschichtig verkörpert und ihn stets zumindest mit der Ahnung einer gewissen Abgründigkeit versieht. Ähnlich wie "Nachtschicht" ist "Stralsund" Polizeifilm pur, die Ablenkungen, sprich: Details aus dem Privatleben der Ermittler beschränken sich aufs Nötigste. Das genügt aber auch schon, um für zusätzliche hintergründige Spannung zu sorgen, zumal die Reihe – auch dies eine Parallele zu "Nachtschicht" – mit Katharina Wackernagel, Wotan Wilke Möhring, Alexander Held und Michael Rotschopf ein Top-Ensemble zu bieten hat. Genüsslich zelebrieren Rotschopf und Held die Animositäten zwischen dem Abteilungsleiter und seinem einbeinigen Mitarbeiter.

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Die interessanteste Figur ist allerdings Kommissar Benjamin Lietz (Möhring), der offenbar hohe Spielschulden und entsprechend großen Ärger mit einem Geldeintreiber (Tim Wilde) hat; außerdem ist er ein wenig durch den Wind, weil er Freundin Nina (Wackernagel) für schwanger hält. Etwas nervig ist allein die Bildgestaltung: Kameramann Christoph Chassée muss sein Arbeitsgerät etwa beim Zoomen immer wieder ruckeln lassen; aber darüber lässt sich leicht hinwegsehen. Am Ende allerdings lassen Buch und Regie Warnke gleich zwei Fehler begehen, die fast wie ein Verrat an der Figur wirken.