Sie ist rotzfrech, herrlich albern, erfrischend kritisch und alles andere als politisch korrekt: Die "heute-show" im ZDF hat in der Abteilung TV-Satire neue Maßstäbe gesetzt. Jetzt kommt die halbstündige Comedyshow mit Frontmann Oliver Welke aus der wohlverdienten Weihnachtspause, um sich mit Elan auf all die Themen zu stürzen, die dringend einer satirischen Aufbereitung bedürfen, und das sind nicht wenige – man denke nur an die nicht enden wollende Pannenserie rund um den desaströsen Flughafenbau in Berlin oder die ausgesuchte Vorliebe von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück für Fettnäpfchen aller Art. Ab 25.1. (22.30 Uhr) laufen im ZDF neue Folgen der "heute-show", die trotz ihrer späten Sendezeit von Millionen Zuschauern geliebt wird.
Die Einschaltquoten der 2009 gestarteten Persiflage auf Nachrichtensendungen, die an das berühmte US-Vorbild "The Daily Show" angelehnt ist, sind in der Tat beachtlich. So schauen schon einmal mehr als drei Millionen Menschen zu, wenn Oliver Welke mit Pokerface hinter seinem Nachrichtenpult zur Sache kommt, die Ausgabe mit dem spaßigen Jahresrückblick konnte im vergangenen Dezember knapp 2,8 Millionen Zuseher verbuchen. Das Publikum liebt es, wenn Oliver Welke in Anlehnung an eine populäre US-Sitcom über die "Two-and-a-half-Prozent"-Partei FDP spottet, Martina Hill als verpeilte Politexpertin Tina Hausten den Überblick verliert oder sich Hans-Joachim Heist als Gernot Hassknecht, die liebevoll gezeichnete Karikatur eines überengagierten "Tagesthemen"-Kommentators, in Rage gegen alles und jeden redet.
Erfolgreiches Format im ZDF
Welke und seine spaßige Truppe kommen so gut an, dass die "heute-show" sogar zu den erfolgreichsten Formaten zählt, die in der Mediathek des ZDF als Video abgerufen werden: Im vergangenen Jahr sahen sich im Schnitt knapp 400.000 Zuschauer pro Folge die unter anderem mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis ausgezeichnete Satireshow im Internet an.
Im politischen Berlin sind die diversen Außenreporter der "heute-show" mittlerweile gefürchtet, vor allem der harmlos wie ein Klosterschüler aussehende und auf listige Fangfragen spezialisierte Martin Sonneborn, früher einmal Chefredakteur der Satirezeitschrift "Titanic", hat schon so manchem Gesprächspartner den Schweiß auf die Stirn getrieben. Kein Wunder, dass die Politik vor kurzem zurückschlug, als Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) Oliver Welke in einem selbstgedrehten Video auf die Schippe nahm – das Filmchen war als Laudatio auf den Moderator gedacht, der einen Karnevalistenpreis entgegennahm.
Einen gewissen Mut und echten Humor bewies im vergangenen Jahr der wegen seiner nuscheligen Aussprache und seiner pfälzischen Dialektfärbung häufig in der "heute-show" veräppelte Politiker Rainer Brüderle, indem er sich als Gast in die Sendung traute. Dazu kommt, dass Brüderles FDP zu den bevorzugten Angriffszielen der "heute-show" gehört. Dass die Partei bei der diesjährigen Bundestagswahl aus dem Parlament fliegt, wünscht sich deshalb keiner der ZDF-Satiriker: Ohne die Liberalen, so ließ Oliver Welke einmal durchblicken, würde vielen Gags schlicht die Grundlage entzogen.