Krimiserien gibt es gerade hierzulande wie Sand am Meer, und allein die Tatsache, dass sich ein Kommissar unkonventioneller Methoden bedient, ist wahrlich kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Seit Henning Baums ausgesprochen markanter Verkörperung des "Letzten Bullen" Mick Brisgau (Sat.1) haben es Serienermittler doppelt schwer. Nikolas Heldt aber könnte es schaffen, selbst wenn gewisse Parallelen zum Sat.1-Kollegen nicht zu übersehen sind: Beide arbeiten im Ruhrgebiet (Brisgau in Essen, Heldt in Bochum), beide halten sich nur ungern an die Regeln, beide sehen gut aus und haben Humor, weshalb ihnen die Damen reihenweise zu Füßen liegen.
Krimiserie mit komödiantischem Einschlag
Auch "Heldt" ist also eine Krimiserie mit komödiantischem Einschlag, wenn auch nicht so eindeutig wie die "Heiter bis tödlich"-Vorabendkonkurrenz im "Ersten". Vor allem aber haben beide Serien Hauptdarsteller zu bieten, die schon allein das Einschalten wert sind: Kai Schumann kann sich zwar hinter dem Henning Baum verstecken, was die Größe und das Kreuz angeht, ist dem Kollegen aber in Sachen Aussehen und Ausstrahlung absolut ebenbürtig. Klare Vorteile hat er allerdings beim Dackelblick: Bei Ganoven kann Heldt knallhart sein, den Damen dagegen vermittelt er eine unausgesprochene Einladung zum Schmusen; und Kai Schumann spielt das richtig gut.
Während der Vergleich der Titelfiguren also unentschieden ausgeht, hat "Der letzte Bulle" eindeutig die besseren Mitspieler. Schon allein Maximilian Grill macht als Pendant zu Baum einen großen Reiz der Serie aus (Sat.1 zeigt seit Montag neue Folgen). Schumanns Mitstreiter (Timo Dierkes als Chef, Janine Kunze als Staatsanwältin) können da nicht ganz mithalten, aber sie stören auch nicht weiter, zumal die Drehbücher (fünf Autoren für sechs Episoden) die jeweiligen Geschichten um viele schöne Einfälle ergänzen. Die einzelnen Fälle bersten nicht unbedingt vor Originalität, das wäre für eine Vorabendserie vermutlich auch zu viel verlangt; aber spannend sind sie durchaus, zumal die Handlung jeweils komplexer ist, als es zunächst den Anschein hat.
Außerdem sind die Fälle richtig gut verpackt, weil gerade Schumann immer wieder die Gelegenheit für kleine Seitensprünge bekommt; fast jeder Auftritt von Heldt hat irgendeine Überraschung zu bieten. Weniger überraschend sind die ständigen Spannungen zwischen dem Kommissar und seinem Chef, den die Eskapaden des allerdings äußerst erfolgreichen Ermittlers schon lange ärgern. Anfangs besteht auch die Staatsanwältin darauf, dass sich Heldt an die Regeln hält, aber seine Aufklärungsquote ist einfach ein gutes Argument; und sein Charme natürlich auch. Hübsch ist zudem die Idee, dass sich die attraktive Juristin ihr Studium einst als Model finanziert hat, was naturgemäß immer wieder zu sympathisch eingefädelten Scherzen führt.