TV-Tipp des Tages: "Alles für meinen Vater" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Alles für meinen Vater" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Alles für meinen Vater", 5. September, 20.15 Uhr im Ersten
Regisseur Dror Zahavi erzählt die Geschichte des jungen Palästinensers Tarek (Shredy Jabarin), der sich im Auftrag der Tanzim, des militärischen Arms der palästinensischen Fatah, im Herzen von Tel Aviv in die Luft sprengen soll.

Natürlich weiß Dror Zahavi, dass Filme nicht die Realität verändern: "Aber sie erreichen die Herzen und können so vielleicht der erste Schritt zum Nachdenken sein." Was geschehen kann, wenn man plötzlich mit dem Herzen sieht, weil der Feind ein Gesicht bekommt, zeigt Zahavi mit seinem ersten Kinofilm. Der Israeli ist in den Achtzigern nach Deutschland gekommen, hat in Potsdam an der Hochschule "Konrad Wolf" das Filmemachen gelernt und eine mehr als ordentliche Karriere als Fernsehregisseur hingelegt. Zu seiner Filmografie zählen unter anderem die Verfilmung der Reich-Ranicki-Biografie "Mein Leben", zuletzt zeigte das ZDF sein Terrordrama "München 72 – Das Attentat". Für "Alles für meinen Vater" ist Zahavi in seine Heimat zurückgekehrt, um mit deutscher Unterstützung eine filmische Fußnote zum Palästinenserkonflikt zu inszenieren. Das Ergebnis ist ein ungemein berührendes Werk, das aller Zuversicht zum Trotz dennoch tragisch endet. Ein Hollywood-Schluss wäre angesichts der Wirklichkeit auch nicht angemessen gewesen.

Von finsteren Burschen zum Sympathieträger

Zahavi erzählt die Geschichte des jungen Palästinensers Tarek (Shredy Jabarin), der sich im Auftrag der Tanzim, des militärischen Arms der palästinensischen Fatah, im Herzen von Tel Aviv in die Luft sprengen soll. Zahavi gelingt allerdings das Kunststück, den finsteren Burschen nach und nach zum Sympathieträger werden zu lassen. Erst mal jedoch macht er ihn ein bisschen lächerlich. Als Tarek mit angemessen großer Geste auf dem belebten Carmel-Markt seinen Sprenggürtel aktivieren will, tut sich gar nichts: Der Zünder ist defekt. Notgedrungen sucht er einen Elektriker auf. Der alte Katz (Shlomo Vishinski) muss ihn aber vertrösten: Die nötigen Ersatzteile gibt’s erst in zwei Tagen, nach dem Sabbat. Dafür nimmt er ihn kurzerhand unter seine Fittiche, lädt ihn zum Essen ein und gibt ihm ein Dach über den Kopf.

Die ohnehin einigermaßen absurde Situation verkehrt die Vorzeichen der Geschichte (Drehbuch: die Brüder Ido und Yonatan Dror) ins völlige Gegenteil: Tarek lernt die Bewohner des Viertels kennen und stellt fest, dass die verhassten Erzfeinde ganz gewöhnliche Menschen sind, die sogar ganz ähnliche Probleme haben wie er selbst. Katz und seine Frau zum Beispiel trauern über den Verlust ihres Sohnes, der in der israelischen Armee durch die Willkür seiner Vorgesetzten ums Leben gekommen ist. Aber auch Tarek hat eine Vorgeschichte: Sein Vater wollte einst um jeden Preis sein Talent als begnadeter Fußballer fördern. Um den Sohn zum Training nach Nazareth bringen zu können, musste er mit den israelischen Grenzposten einen Deal eingehen; seither wird er von seinen eigenen Leuten verachtet.

Mit seinem Selbstmordattentat will Tarek den guten Ruf des Vaters wiederherstellen. Aber nun kommt ihm auch noch die Liebe dazwischen: Gegenüber von Katz’ Laden betreibt Keren (Hili Yalon) einen Kiosk. Die junge Jüdin hat erheblichen Ärger mit ihrer orthodoxen Familie. Ihr Vater hat sich sogar von ihr losgesagt, weil ihm ihr ungebundener Lebensstil nicht gefällt. Tarek und Keren verbringen eine Nacht am Strand. Ganz abgesehen davon, dass eine Beziehung zwischen einer Jüdin und einem Palästinenser ohnehin unter einem schlechten Stern stünde: Tarek trägt immer noch den Sprenggürtel, der sofort explodieren würde, wenn er ihn ablegen wollte. Und falls er ihn nicht aktiviert, werden es die Männer der Tanzim per Fernzündung tun ("Wir haben keine Flugzeuge. Du bist unser Flugzeug"). Ein Zeichen aber kann Tarek trotzdem setzen.

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Neben dem immer wieder verblüffend makabrem Humor – jedes Mal, wenn Tarek den Zünder aktivieren will, klingelt sein Telefon - verdankt der Film einen großen Teil seiner Wirkung den jungen Schauspielern. Es gelingt ihnen das Kunststück, Tarek und Keren von einem Moment auf den anderen liebenswert erscheinen zu lassen. Beide wirken zunächst verdrossen und verschlossen, aber als sie einander anlächeln, sind sie wie ausgewechselt. Solche Momente unverhofften kleinen Glücks streut Zahavi immer wieder in den Film ein. Gerade die Begegnungen Tareks mit den Menschen im Viertel sind von einer humorvollen Wärme, die sich auch in der Bildgestaltung zeigt. Tel Aviv ist eine moderne Metropole. Vor allem die Gegend rund um den Carmel-Markt ist ausgesprochen schick. Dank der Aufnahmen von Kameramann Carl-Friedrich Koschnick aber liegt über dem Viertel ein sympathischer mediterran-maroder Flair, der den seelischen Zustand seiner Einwohner widerspiegelt. Das macht sie menschlich und verletzlich; und das ist die Voraussetzung für Tareks Sinneswandel.