Die Liebe auf den ersten Blick änderte alles

Liebe auf den ersten Blick
Foto: misterQM/photocase
Liebe will gelebt sein: Als Mandy White sich verliebte, krempelte sie ihr komplettes Leben um.
Die Liebe auf den ersten Blick änderte alles
Mandy White wollte ins Kloster. Es kam anders: Mit ganzer Wucht wurde sie von der Liebe auf den ersten Blick überwältigt, und zwar nur einen Tag später, nachdem sie sich für das Leben hinter dicken Mauern entschieden hatte. Mittlerweile ist die 47-Jährige seit acht Jahren mit ihrer Frau verpartnert. Auf evangelisch.de erzählt sie von dem einen Moment, der ihrem Leben schlagartig eine neue Richtung geben sollte.
09.01.2013
evangelisch.de
Markus Bechtold, (Gesprächsprotokoll)

Ich wollte ins Kloster, in ein Schwesternkonvent in Bayern. Um mir ein Bild von meinem künftigen Leben zu machen, hatte ich die Schwestern einige Male besucht. Meinen "ersten" Ruf erhielt ich Anfang 2003, nach fünf Jahren Entwicklungsdienst in Indien. Ich spürte, ich solle ins Kloster gehen. Damals hatte ich einen Fernsehbericht über ein Frauenkloster in den neuen Bundesländern gesehen. Rückblickend bin ich mir nicht sicher, ob dieser Ruf, den ich damals als solchen empfunden hatte, wirklich einer war oder ob ich mir alles nicht vielmehr wünschte. Die Vorstellung vom Leben im Kloster ließ mich jedenfalls nicht los. Ein letztes seelsorgerisches Gespräch im Sommer 2003 zementierte und segnete meinen Entschluss. Einen Tag darauf war ich als Hauskreisleiterin mit meiner Gruppe auf dem Christopher Street Day in Mannheim unterwegs, verteilte mit den anderen aus der Gruppe Flyer, um auf unser ökumenisches Projekt "christlich sicher geborgen" aufmerksam zu machen. Regen stürzte plötzlich vom Himmel. Wir suchten Unterschlupf.

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Dann sah ich sie! Eine junge Frau. Das war Liebe auf den ersten Blick. Sie sitzt mit einer Bekannten auf einer Bierbank unter dem Schirm. Aus Gründen, die für mich persönlich sehr klar sind, hat Gott mich zu ihr geführt. Ich steuerte auf ihre Bank zu, obwohl die gegenüberstehende frei war, zückte ein Tuch aus der Tasche und fragte: "Darf ich eure Bank trockenlegen?" Die berühmten ersten Worte. Wie in einen Wattebausch eingehüllt, fühlte ich mich getragen, geborgen und nach außen hin geschützt. Das Drumherum war nicht mehr existent. Mein Fokus lag auf ihr. Rundum hätte sonst was passieren können, das hätte ich gar nicht mitbekommen.

Rückblickend ist der Tag für mich eine Offenbahrung. Einen Tag zuvor noch hatte ich entschieden, ins Kloster zu gehen. Nur einen Tag später war der Augenblick, wo Gott mir sagte: "Ich kann mir Dich nicht in blauer Ordenstracht und weißer Haube vorstellen. Ich habe da einen Menschen vorgesehen und hier ist er!" Ich hatte das Gefühl, hier wurde notfallmäßig eingegriffen. Das war mein "zweiter" Ruf, der tatsächliche, der mich wieder zurück auf die Bahn brachte. Heute bin ich hauptberuflich selbst seelsorgerisch unterwegs. Das zuvor omnipräsente Thema "Kloster" war nicht mehr da. Als habe Gott mir ein klares Statement gegeben. Als habe er mir das eine aus dem Kopf genommen, um den Weg freizumachen für den Menschen, den er für mich vorgesehen hatte.

"Eine tiefe Dankbarkeit, dass Gott nicht abstrakt geblieben ist"

Dieser eine Blick schlug bei mir ein. Alle Pläne für den Tag waren vergessen, nichts anderes mehr wichtig. Bis in die Morgenstunden waren wir auf einer Party und redeten. Da war Seelenverwandtschaft, ein großes Verstehen. Plötzlich war sie verschwunden, weg. Und wir hatten doch nicht einmal Telefonnummern ausgetauscht. Ich wusste nur, wie sie mit Vornamen hieß, dass sie in Hessen wohnte und am nächsten Tag zur CSD-Parade wollte. Eigentlich wollte ich nicht in Mannheim übernachten, tat es aber doch.

Auf der Parade am nächsten Tag sah es aus, als würde ich eine Rasterfandung machen. Ich stand auf einer Erhöhung am Straßenrand und versuchte, sie wieder zu finden. Der Umzug ging vorbei. Ich sah sie nicht. Um mich herum wurde gefeiert. Ich bin bald verrückt geworden. Ein, zwei, drei, vier, fünf Mal bin ich mit meinem Bekannten über den Platz gelaufen. 50 Euro hatte ich noch einstecken. Mit dem Geld in der Hand wollte ich schon zu dem Moderator auf die Bühne gehen und die Frau ausrufen lassen. Es kam anders: Auf dem Weg nach vorne hat sie mich gefunden. An dem Tag hat sie meine Hand genommen und von da an nicht wieder losgelassen. Das war vor neun Jahren. Seit acht Jahren sind wir mit dem Segen der Kirche verpartnert.

Heute noch fühle ich eine tiefe Dankbarkeit, dass Gott nicht abstrakt geblieben ist, sondern ganz aktiv in mein Leben eingegriffen hat und mein Leben so sehr bereichert hat, indem er den Menschen an meine Seite gestellt hat, den ich lieben kann. Mein damaliger Seelsorger schien erleichtert. Er hatte sich mich wohl nicht so recht im Kloster vorstellen können, aber gedacht, wenn Gott was anderes mit mir vorhat, wird er es schon einrichten, dass mir das klar werden würde. Dass gleich eine Expressantwort von Gott kommen würde, das hatte selbst ihn überrascht.

(Liebe Leserinnen und Leser, die Kommentarfunktion unter diesem Artikel ist ausgeschaltet. Ihre evangelisch.de-Redaktion)