Filmkritik der Woche: "Schlussmacher"

Foto: epd-bild/Twentieth Century Fox
Milan Peschel (links) und Matthias Schweighöfer sind die "Schlussmacher".
Filmkritik der Woche: "Schlussmacher"
Endlich problemlos Beziehungen abwickeln: In Matthias Schweighöfers neuem Werk "Schlussmacher" setzt der Protagonist Paul der Liebe ein rationales Ende: In seinem Job als Schlussmacher ist er erfolgreich und gefragt - bis seine Karriere auf die Emotionsprobe gestellt wird.
09.01.2013
epd
Anke Sternborg

Schöne Idee: Was liegt näher, als in den Zeiten des Coaching-Booms, in denen für alles und jedes professionelle Hilfestellungen angeboten werden, auch einen Trennungsservice zu offerieren. Endlich keine unerfreulichen Auseinandersetzungen mehr, kein lästiges Herumdrucksen, keine peinlichen Szenen, wenn man den Lebensabschnittspartner seiner Wege schicken will. Im Film "Schlussmacher" übernimmt Paul (Matthias Schweighöfer) diese heikle Aufgabe - während seine Kunden sich schon neuen Liebschaften widmen.

So wie einst George Clooney in "Up in the Air" umher reiste, um feigen Chefs die Kündigung ihrer Mitarbeiter abzunehmen, tuckert jetzt Paul durch deutsche Lande, um private Beziehungen abzuwickeln. Nun ja, fast genauso. Wo Clooney ultracool bleibt, bringt Schweighöfer, der auch Regie führte, die kleinen Brüche, Unsicherheiten und männlichen Makel ins Spiel. Seit vielen Jahren ist das Schweighöfers Markenzeichen: dieses gewisse Hadern mit dem eigenen Männlichkeitsbild. Auf diese Weise gelingt es ihm zugleich der umworbene Schwarm junger Mädchen zu sein und Identifikationsmodell von Männern, die an ihrem Machoanspruch scheitern.

So schreit auch beim "Schlussmacher" die smarte jungdynamische Fassade geradezu danach, genüsslich demontiert zu werden. Höchst effizient steuert Paul, der seine bedröppelten Klienten zum Abschied wie ein Versicherungsvertreter mit einer kleinen Infomappe ausstattet, auf eine Firmenpartnerschaft zu - zumindest bis ihm Thorsten in die Quere kommt, das jüngste Opfer seiner Trennungshilfe.

Mit unerschütterlicher Penetranz, mitleiderregender Hilflosigkeit und zerknautschtem Charme zersetzt Milan Peschels Thorsten die Contenance von Schweighöfers Paul, sein Siegerlächeln, die überlegene Attitüde, den Redefluss, der keinen Widerspruch duldet und Gefühle routiniert in bloße Verhaltensmuster umwandelt. Ganz nebenbei kitzelt er damit auch die menschliche Fehlbarkeit hervor, jene sympathische Hilflosigkeit, die Schweighöfers Figuren immer wieder auszeichnet. Was langfristig dazu führt, dass Paul sich auf die Dinge besinnt, die im Leben wichtiger sind als eine makellose Karriere.

Derbe Primanerspäße unterwandern hübsche Komödienidee

Dieser hübschen Komödienidee wird allerdings von Matthias Schweighöfers Hang zu den allerplattesten Albernheiten mitunter ein Strich durch die Rechnung gemacht. Natürlich wird dem smarten Dynamiker vom tollpatschigen Schussel unablässig übel mitgespielt, natürlich weiß er, dass es besser wäre, seinen Kurschatten von den Kunden fernzuhalten, aber der lässt sich nicht so leicht abschütteln.

Statt auf klugen Wortwitz und eleganten Slapstick setzt der Film im Zweifelsfalle lieber auf derbe Primanerspäße. Da spürt man, dass Schweighöfer gut bei seinem Kollegen, Mentor und Freund Til Schweiger aufgepasst hat; der Erfolg bei der breiten Masse der amüsierwilligen Zuschauer wird ihm recht geben. Immerhin hatte auch schon Schweighöfers eher derbhumoriger "What a Man" fast zwei Millionen Zuschauer.

Regie: Matthias Schweighöfer. Mit: Matthias Schweighöfer, Milan Peschel, Catherine De Léan, Anna Bederke. Länge: 108 Min. FSK: 6, ffr.