Herr Edel, Sie haben fürs ZDF einen Dreiteiler über das Hotel Adlon gedreht. Sind Sie selbst eigentlich ein pflegeleichter Hotelgast?
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Uli Edel: Ich habe in meinem Leben wahrscheinlich mehr in Hotels gewohnt als zu Hause. Während der Arbeit am "Baader Meinhof Komplex" habe ich 250 Tage am Stück in einem einzigen Hotel gelebt. Wenn man so eine lange Zeit in einem Hotel verbringt, kennt man irgendwann das ganze Personal und fühlt sich als Teil des Inventars (lacht). Übrigens gab es auch im Adlon früher Leute, die da fest gewohnt haben, weil es dort Anfang des 20. Jahrhunderts moderne Einrichtungen wie Zentralheizung, Badezimmer und Fahrstuhl gab. Reiche Adelige verkauften deshalb ihre veralteten Stadtwohnungen und zogen ins Adlon, nachdem das Hotel 1907 eröffnet worden war.
Uli Edel. Foto: ZDF/Stephanie Kulbach
Was ist denn für Sie der größte Luxus, den ein Hotel haben kann? Dass man sich nachts um zwei noch Champagner und Kaviar aufs Zimmer kommen lässt?
Edel (lacht): Das ist mehr was für Leute, die kurz in einem Hotel wohnen und es dann ganz toll finden, sich bedienen zu lassen. Wenn man wie ich beruflich lange in Hotels wohnt, bestellt man sich in der Regel nachts keinen Champagner aufs Zimmer, sondern versucht zu schlafen. Luxus bedeutet für mich, dass ich in einer preisgünstigen Suite eine Kochnische habe, damit ich mir auch mal selbst was kochen kann. Und es ist mir wichtig, dass ich abends vielleicht noch ins Schwimmbad oder in die Sauna gehen kann.
Haben Sie auch schon im Adlon gewohnt?
Edel: Ich habe schon mehrmals im Adlon gewohnt, wenn ich mich in Berlin aufhielt. Auch hatte ich mich ja schon vor Jahren intensiv mit der Geschichte des Hotels beschäftigt und an einer Drehbuchversion gearbeitet. Deshalb bin ich jetzt besonders froh, dass ich dieses Projekt endlich realisiert habe.
"Die Idee, das Jahrhundert zu erzählen, wie es sich in den vier Wänden dieses Hotels dargestellt hat, hat mich sehr gereizt"
Was ist speziell an diesem Hotel so faszinierend, dass Sie seine Geschichte unbedingt verfilmen wollten?
Edel: Es gibt ja das alte und das 1997 eröffnete neue Adlon, das sollte man nicht verwechseln. Das alte Adlon ist 1945 abgebrannt, nachdem es alle Bombardierungen Berlins überlebt hatte. Als die Russen Berlin eingenommen hatten, bezogen sie das noch intakte Hotel. Aber dabei ist es unter nicht ganz geklärten Umständen abgebrannt. Das Adlon hat allein durch seinen Standort am Brandenburger Tor, wo im 20. Jahrhundert immer wieder Geschichte geschrieben wurde, eine einzigartige Bedeutung. Die Idee, das Jahrhundert zu erzählen, wie es sich in den vier Wänden dieses Hotels dargestellt hat, hat mich sehr gereizt.
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Hat bei Ihrer Begeisterung für das Thema auch Ihr familiärer Hintergrund eine Rolle gespielt?
Edel: Das spielte natürlich auch eine ganz wichtige Rolle, dass ich selbst aus einer Gastronomenfamilie komme und viel Persönliches in die Geschichten um das Hotel mit einfließen lassen konnte. Meine Eltern führten ein Restaurant in der Nähe von Freiburg, mein Bruder und weitere Verwandte hatten Hotels, deshalb weiß ich, was es heißt, in einem solchen Familienbetrieb aufzuwachsen und was da hinter den Kulissen passiert. Natürlich in einem bedeutend kleineren Rahmen als im mondänen Adlon (lacht).
"Dieser Dreiteiler ist für mich auch ein sehr persönlicher Film geworden"
Und was ist davon alles in den Dreiteiler eingeflossen?
Edel: Einige der Charaktere, die in meinem Film das Hotel Adlon bevölkern, sind Menschen nachempfunden, die ich in meiner Kindheit gekannt habe. Gäste, Kellner oder anderes Personal. So ist dieser Dreiteiler für mich auch ein sehr persönlicher Film geworden. Außerdem hat eine Großtante von mir 1932/33 im Adlon gearbeitet. Ihre Tochter hat mir neben interessanten Geschichten über das Hotel noch Einladungen für Bälle und gedruckte Menükarten aus der Zeit geben können, die ich im Film benutzt habe.
Wie stemmt man eigentlich ein Mammutprojekt wie "Das Adlon", das mit zig Schauspielern eine Geschichte erzählt, die sich fast über ein ganzes Jahrhundert erstreckt?
Edel: Ja, es waren 104 Sprechrollen. Ich glaube, selbst "Ben Hur" hatte nicht so viele. Ich hatte das Glück, dass sehr viele große Schauspieltalente einfach mit dabei sein wollten. Das brachte allerdings einen logistischen Drahtseilakt mit sich. Wir haben drei Filme unchronologisch an einem Stück gedreht, also fast fünf Stunden Filmzeit über ein ganzes Jahrhundert verteilt. Dafür war ein gigantischer Masterplan nötig, um diese viel beschäftigten Leute an den Tagen zu bekommen, an denen sie bei mir ihre Auftritte hatten und dabei nicht von anderen Engagements blockiert waren.
"Zufrieden bin ich erst, wenn ich die höchste Zuschauerzahl des Jahres habe"
Sie sind ein international gefragter Filmregisseur. Waren Sie mit den Drehbedingungen für das deutsche TV-Projekt zufrieden?
Edel: Wann ist man schon je zufrieden? Die Drehzeit war ziemlich knapp bemessen. Jeder der drei Teile ist ja in einer epischen Breite erzählt, ich hatte aber nur 24 Tage Drehtage pro Film, nicht viel mehr als ein "Tatort" – aber mit diesem riesigen Aufwand. Sie müssen sich das vorstellen wie bei einem großem Zirkus: Wir haben in Berlin, München, Köln und Düsseldorf gedreht, dabei zieht immer eine ganzer Konvoi von Lastwagen mit. Wir mussten allein Tausende Kostüme mit uns führen, Kostüme aus Wilhelminischer Zeit, Weimarer Republik, Nazizeit, den 50ern bis in die 90er Jahre. Außerdem mussten die Schauspieler in ihren Rollen altern. Zum Glück hatte ich hervorragende Maskenbildner.
Auf wie viele Zuschauer hoffen Sie?
Edel: Zufrieden bin ich erst, wenn ich die höchste Zuschauerzahl des Jahres habe (lacht). Wenn man so irrsinnig viel Arbeit reinsteckt wie ich in dieses Projekt, dann wünscht man sich natürlich, dass es auch sehr viele sehen. Filme dreht man, um mit Zuschauern zu kommunizieren, sonst könnte ich mir ja die ganze Schinderei sparen und meine Filme nur in meinem Kopf ablaufen lassen (lacht). Und die Leute mit deiner Geschichte emotional so zu packen, dass sie über drei Folgen dabeibleiben, ist eine echte Herausforderung für mich.