Der Anspruch auf sauberes Wasser ist ein Menschenrecht und als solches unveräußerlich. Das hat viele Gemeinden nicht daran gehindert, ihre Wasserversorgung zu privatisieren. Welche Folgen das haben kann, schildert ein komplexer Krimi, der im Grunde harmlos beginnt: In einer Kleinstadt bei München überrascht ein Hausbesitzer einen Einbrecher, der gibt einen Schuss ab und flieht. Doch die Kugel stammt aus einer Polizeiwaffe, weshalb das Delikt zu einem Fall für die interne Ermittlung wird.
Ein Steinchen bringt die Lawine ins Rollen
Die beinahe ausnahmslos herausragenden "Unter Verdacht"-Filme mit Senta Berger als Kriminalrätin Prohacek bieten seit über zehn Jahren stets mehr als bloße Fernsehunterhaltung; nicht selten drehen die Autoren am großen Rad, und besonders gern sind die wahren Verantwortlichen ganz oben zu finden. Auch diesmal ist der Einbruch nur das erste Steinchen, das schließlich eine Lawine ins Rollen bringt (Drehbuch: Rainer Berg). Der Betroffene, Toni Schiermeier (Friedrich von Thun), Chef des örtlichen Wasserwerks, hat gerade ganz andere Probleme: Ein Baby ist offenbar an vergiftetem Trinkwasser gestorben; "Tod aus dem Wasserhahn", titelt die örtliche Zeitung.
Der gesamte Ort ist bestürzt, aber einigen Honoratioren spielt die Tragödie in die Karten: Sie wollen das dringend sanierungsbedürftige Wasserwerk an einen globalen Mischkonzern verkaufen. Da trifft es sich gut, dass der Chefstratege (Heio von Stetten) des multinationalen Unternehmens in der Kleinstadt aufgewachsen ist und außerdem einst die große Jugendliebe der Bürgermeisterin (Carin C. Tietze) war. Ebenfalls mit ihm unter einer Decke, wenn in diesem Fall auch nur bildlich, stecken ein Bauunternehmer (Helmut Berger) und ein Brauereibesitzer (Michael Greiling). Gemeinsam haben sie einen Plan ausgeheckt, der auf weitaus mehr zielt als bloß die Privatisierung der örtlichen Wasserversorgung.
Andreas Herzog hat sein großes Talent erst kürzlich mit einem scheinbar unangestrengt inszenierten "Tatort" aus Köln bewiesen ("Scheinwelten"). Auch in "Das Blut der Erde" verzichtet er auf optischen Schnickschnack und konzentriert sich ganz auf seine großartigen Darsteller. Spätestens die ausführliche und ausgezeichnet montierte Befragungsszene (Schnitt: Gerald Slovak), wie so oft bei dieser der Reihe auch diesmal das Herzstück des Films, ist beredter Beleg für die Qualität seiner Arbeit mit den Schauspielern; das gilt ausdrücklich auch für Rudolf Krause, der als Prohaceks Mitarbeiter Langner ganz wesentlich zum Glanz Senta Bergers beiträgt. Und natürlich ist auch der karrieristische Abteilungsleiter Reiter (Gerd Anthoff) wieder mit von der Partie. Der Opportunist gehört eigentlich zum Klüngel der jovialen Kleinstädter, denn er ist mit ihnen zur Schule gegangen, aber als sie ihn ausbooten, genießt er um so hingebungsvoller die Rache des kleinen Beamten.