TV-Tipp des Tages: "Der Bergdoktor: Virus" (ZDF)

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TV-Tipp des Tages: "Der Bergdoktor: Virus" (ZDF)
TV-Tipp: "Der Bergdoktor: Virus", 2. Januar, 20.15 Uhr im ZDF
Amerikanische TV-Zuschauer sind es gewöhnt, dass sich Helden aus verschiedenen Serien immer mal wieder zum "Crossover" zusammentun, wenn es gilt, eine außergewöhnliche Herausforderung zu bewältigen. Im deutschen Fernsehen passiert so was allenfalls mal beim "Tatort". Schon allein deshalb ist "Der Bergdoktor: Virus" ein besonderer Film. Darüber hinaus hat Regisseur Dirk Pientka aus einer im Grunde überschaubaren Handlung einen fesselnden Thriller gemacht.

Die aktuelle Serie "Der Bergdoktor" hat mit den Geschichten, die Sat.1 vor zwanzig Jahren erzählt hat, nur noch den Titel gemeinsam. Der kantige Hans Sigl ist ohnehin ein ganz anderer Typ als einst Gerhart Lippert oder später Harald Krassnitzer. So spannend wie in diesem Neunzigminüter aber geht es auch beim "Bergdoktor 2.0" nur selten zu: Gruber reist samt Bruder und Tochter zur Hochzeit seiner früheren Freundin Julia (Julia Richter) auf den Kaunertaler Gletscher, ins Revier der "Bergretter" also. Dort will der Bräutigam (Manou Lubowski) einem alten Brauch folgend noch rasch ein Kreuz an einer Wetterhütte anbringen. Unterwegs werden er und seine Begleiter von einem Schneesturm überrascht und finden Zuflucht in einer Höhle.

Was sie nicht ahnen: Dort wartet seit vielen Jahren ein Virus auf einen neuen Wirt. Gemeinsam mit dem Erkältungserreger, den einer der drei in sich trägt, geht es eine tödliche Kombination ein. Nach ihrer Rückkehr sind im Nu sämtliche Hochzeitsgäste infiziert. Als der Überträger kurz darauf stirbt, erklärt der zuständige Katastrophenschützer (Francis Fulton Smith) die Festgäste zur geschlossenen Gesellschaft: Sie werden in der örtlichen Turnhalle eingepfercht. Zur Not müsse sich das Problem von selbst lösen: wenn alle tot sind. Kurzerhand machen sich Gruber und Bergretter Marthaler (Martin Gruber), bester Freund des Bräutigams und Trauzeuge, auf den Weg, um nach der Wurzel des Übels zu suchen.

Gelungene Verbindung zwischen Action und Drama

Schon der Einstieg sorgt für einen Sog: Der Film (Buch: Timo Berndt) beginnt mittendrin, als die beiden schon auf dem Gletscher sind und der infizierte Gruber, am Ende seiner Kräfte, im Eis eines Bergsees einbricht. Die Bilder, die jetzt im Zeitraffer vorüberlaufen, geben nicht sein Leben wieder, sondern die Vorgeschichte, und die wird nun nachgeliefert, während der Arzt buchstäblich zwischen Leben und Tod schwebt. Ausgesprochen gelungen ist auch die harmonische Verbindung der überzeugenden Actionszenen mit der Handlung.

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Ob das wirklich immer in Zeitlupe oder gar Superzeitlupe gezeigt werden muss, ist vermutlich Geschmackssache, stört aber nicht weiter. Dass die beiden Hauptdarsteller viele ihrer Stunts im Schnee selbst durchgeführt haben, macht den Wettlauf mit dem Tod noch packender, zumal nicht nur das Leben ihrer Freunde und Angehörigen auf dem Spiel steht: Julia ist schwanger und besteht auf einer Kaiserschnittgeburt, so lange das Baby noch nicht infiziert ist; eine Operation, die sie vermutlich nicht überstehen würde.

Bei aller Dramatik gibt es auch immer wieder heitere Momente, weil Gruber und Marthaler ihr Schicksal mit Trotz und Galgenhumor meistern. Nach dem Sturz in den eiskalten Bergsee zum Beispiel kuscheln sich beide nackt unter eine Goldfolie, da sich nur so Grubers Lebensgeister erhalten lassen. Da dürfte es auch während der Dreharbeiten den einen oder anderen Spruch gegeben haben; von den Verwechslungen zwischen der Filmfigur Martin Gruber und dem Marthaler-Darsteller Martin Gruber ganz zu schweigen. Und weil das gemeinsame Abenteuer den Bergdoktor und den Bergretter selbstredend zusammenschweißt, gibt’s am Ende die Aussicht auf eine Neuauflage des "Crossovers"; dann aber im Revier des Bergdoktors in Tirol.