Es hat sich sicher jemand was dabei gedacht, aber der Titel "Die Abstauber" ist doch eher unglücklich. Mit viel Wohlwollen kann man ihn doppeldeutig verstehen, weil die Heldin nachts als Putzfrau arbeitet, aber in erster Linie bezieht er sich wohl auf die Welt der Banker, die Anlegern das Geld aus der Tasche ziehen, um es in fragwürdige Fonds zu investieren; oder die kleinen Leuten große Kredite bewilligen, die nie zurückgezahlt werden können.
Luxusverwöhnter Banker trifft chaotische Putzfrau
Einer dieser Männer ist Chris Melzer (Mišel Mati?evi?). Gerade erst zum österreichischen Fondsmanager des Jahres gekürt, erlebt er kurz vor Weihnachten einen unvergleichlichen Absturz: Als eine Kundin ihre Einlage zurückhaben möchte, stellt sich raus, dass das Geld sämtlicher Anlagen verschwunden ist; insgesamt über 150 Millionen Euro. Putzfrau Carmen (Ursula Strauss) verhindert, dass Chris seinem Leben ein Ende setzt, und nimmt ihn kurzerhand mit heim, obwohl sie den Schnösel eigentlich nicht ausstehen kann. Der luxusverwöhnte Banker, dem nicht nur die Staatsanwaltschaft, sondern auch die Medien auf den Fersen sind, lernt eine Welt kennen, die das völlige Gegenteil seines erfolgsverwöhnten Daseins darstellt: Carmen, die tagsüber studiert, hält sich und ihre zwei Kinder mit dem Putzjob mehr schlecht als recht über Wasser und sitzt außerdem auf einem Schuldenberg, den ihr der durchgebrannte Ex-Mann hinterlassen hat.
Konsequent treibt das Drehbuch von Uli Brée und Gabriel Castaneda Senn, die unter anderem gemeinsam "Meine Tochter, ihr Freund und ich" geschrieben haben, die Kontraste auf die Spitze. Auch charakterlich sind die beiden mit viel Liebe zum Detail entworfenen Figuren konsequent komplementär: Carmen, leicht chaotisch, nimmt die Dinge locker, verliert nie ihren Humor und hat immer das letzte Wort; Chris wiederum ist derart pingelig und reinlich, dass sie ihn zunächst für schwul hält. Realistisch betrachtet ist es völlig unglaubwürdig, dass sich diese Gegensätze anziehen, im Film aber selbstredend nicht weiter überraschend. Dank der pointierten Dialoge, einiger heiterer Slapstickszenen und vor allem zweier ausgesprochen spielfreudiger Hauptdarsteller entwickelt sich die Romanze trotzdem eher beiläufig und sehr sympathisch. Gerade Mati?evi? hat seine komödiantische Seite zuletzt eher selten ausspielen können, und die hierzulande noch wenig bekannte Ursula Strauss ist ihm eine wunderbare Partnerin.
Außerdem ist der Finanzskandal mehr als bloß ein Vorwand, damit sich Putzfrau und Banker überhaupt kennen lernen: Die Chefs der Bank (Friedrich von Thun und Helmut Berger) haben ein perfides Komplott eingefädelt, Chris ist bloß der Sündenbock, und ausgerechnet Carmen findet einen Weg, um ihm aus der Patsche zu helfen. Die unterhaltsame Gute-Laune-Komödie ist eine deutsch-österreichische Koproduktion, Regie führte Wolfgang Murnberger, der mit Brée auch schon für die herausragende Altenkomödie "Die Spätzünder" verantwortlich war.