Andrea Sawatzki: "Es ist immer viel los bei mir"

Foto: ZDF/Petro Domenigg
Iris (Andrea Sawatzki) vor ihrer ersten Cabriofahrt.
Andrea Sawatzki: "Es ist immer viel los bei mir"
Acht Jahre lang verkörperte sie im "Tatort" die sensible Kommissarin Charlotte Sänger – dann hängte Andrea Sawatzki die Rolle an den Nagel. Nicht um kürzer zu treten, sondern um so richtig Gas zu geben: Selten war die aus Bayern stammende Schauspielerin so präsent wie derzeit. Die 49-Jährige hat unlängst mit einem eigenen Liederabend als Sängerin debütiert, sie veröffentlicht im Frühjahr einen Roman, plant eine eigene Möbelkollektion – und nebenbei steht sie unverdrossen vor der Kamera.

Heitere Emanzipationsgeschichten wie schon in der Miniserie "Klimawechsel" oder der Filmreihe "Bella" haben es ihr besonders angetan. In der Komödie "Meine Tochter, ihr Freund und ich", die das ZDF am Donnerstag, 13. Dezember, um 20.15 Uhr zeigt, spielt Sawatzki die biedere Iris, die von ihrem Mann betrogen wird, wütend bei ihrer Tochter einzieht und deren deutlich älterem Freund Hans (Axel Milberg) den Kopf verdreht. Andrea Sawatzki ist mit dem Schauspieler Christian Berkel verheiratet. Das Ehepaar lebt mit den beiden Söhnen in Berlin. 

Frau Sawatzki, Sie spielen die Hauptrolle in einer neuen Emanzipationskomödie. Sehen Sie sich gerne als Mutmacherin fürs weibliche Publikum in den besten Jahren?

Sawatzki: Ja, total! Als Frau in meinem Alter hat man zwar viel erreicht, aber man muss auch damit zurechtkommen, dass man nicht mehr 30 ist. Wie man sich da seine Lebenslust bewahrt und entdecken kann, was das Leben sonst noch so bietet, das ist sehr mein Thema.

Was raten Sie Frauen in der Lebensmitte, die das bedrückende Gefühl haben, in einer Sackgasse festzustecken?

"Frauen versuchen zu oft, es allen recht zu machen."

Sawatzki: Nicht immer perfekt sein zu wollen. Sich auch mal eine Auszeit nehmen und sagen: Ihr könnt euch euer Mittagessen heute selber kochen, ich gehe ins Kino oder treffe mich mit Freundinnen. Ich denke, dass Frauen viel zu oft versuchen, es allen recht zu machen, das beschneidet sie natürlich.

Sie selber werden kommendes Jahr 50, haben aber nach eigener Aussage wenig Angst vor dem Älterwerden ...

Sawatzki: Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, den Draht zur jüngeren Generation zu halten. Wir haben sehr viele junge Gäste bei uns daheim, wir haben quasi ein offenes Haus, da ist immer was los. Ich liebe es, wenn meine beiden Söhne ihre Freunde mitbringen, wir sitzen dann abends oft am großen Tisch, die älteren diskutieren mit den jüngeren Kindern, und ich erfahre, wie sie die Welt sehen. Und es ist sehr wichtig, dass man in einem gewissen Alter den Mut hat, andere Dinge in Angriff zu nehmen – so wie ich das jetzt mit meinem Gesangsabend tue.

"Meine Kinder haben gesagt: Mama, du hast das Recht, das zu tun, was dir Spaß macht."

Sie sind im Herbst in Berlin mit einem vielbeachteten Liedprogramm aufgetreten, ein Soloabend mit Chansons ...

Sawatzki: Ich werde mit dem Programm auf jeden Fall weitermachen, denn es war wahnsinnig schön, und auch meine Kinder haben es sehr genossen. Sie waren zweimal drin und haben sich die ganzen Lieder gemerkt, sprachen mit mir über die Inhalte der Songs. Natürlich mussten die Jungs in dieser Zeit ein bisschen zurücktreten, weil ich oft tagsüber gedreht habe und abends Proben hatte – da haben sie mich wenig gesehen. Aber das haben sie gut weggesteckt. Sie haben gesagt: "Mama, du hast das Recht, das zu tun, was dir Spaß macht." Süß ...

Sie haben eine Familie, Sie singen, Sie drehen Filme, jetzt haben Sie auch noch einen Roman geschrieben, der im Frühjahr erscheint. Wie bekommen Sie das denn alles unter einen Hut?

Sawatzki: Ja, es ist schon immer viel los bei mir (lacht). Was den Roman angeht: Den habe ich im Juli 2011 angefangen, dann musste ich gleich wieder drehen. Aber zum Glück kann ich gut in den Drehpausen oder zwischendurch schreiben – ich schreibe ständig. Mir fällt immer so viel ein, dass ich jetzt schon reichlich Stoff für weitere Bücher habe. Es hat großen Spaß gemacht. Mein Vater war ja Journalist, und das Schreiben war schon immer meine heimliche Sehnsucht.

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Soll Ihr Debütroman denn verfilmt werden? Oder planen Sie vielleicht, künftig auch noch Drehbücher zu schreiben und sich attraktive Rollen gleich selber auf den Leib zu schneidern?

Sawatzki: Drehbücher zu schreiben ist leider wahnsinnig schwer, aber ich würde es gerne können, weil es so wenig Spannendes gibt. Es ist immer wie ein Sechser im Lotto, wenn man mal eine Rolle in einem guten Drehbuch angeboten bekommt. Erst einmal werde ich mich im Schreiben von Romanen schulen, ob die dann verfilmt werden, wird man sehen.

Stimmt eigentlich das Gerücht, dass Sie zum Frankfurter "Tatort" zurückkehren werden, nachdem Nina Kunzendorf ihre Rolle als Kommissarin hingeworfen hat?

Sawatzki: Ich weiß nicht, wer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat, aber es gibt keinerlei Verhandlungen. Ich finde ja auch, dass acht Jahre als Kommissarin Charlotte Sänger im "Tatort" genug sind. Nach so einer langen Zeit wird selbst die spannendste Ermittlerfigur irgendwann zum reinen Stichwortgeber, und das möchte ich nicht.

"Mein Mann und ich schaffen es meistens, unsere Filme gemeinsam anzuschauen."

Sie sind mit dem Schauspieler Christian Berkel verheiratet. Liest bei Ihnen jeder die Drehbücher des anderen?

Sawatzki: Nein, das macht jeder von uns für sich, und dann entscheiden wir allein, ob wir Lust auf ein Angebot haben und Zeit dafür. Aber meistens schaffen wir es immerhin, die Filme gemeinsam anzuschauen.

Kritisieren sie Ihre Arbeit dann auch gegenseitig?

Sawatzki: Wir gehen beide sehr liebevoll miteinander um, aber wir sind schon auch unsere Kritiker. Wenn uns etwas auffällt, sagen wir es uns, wir haben da keine Scheu. Wir brauchen die Kritik des anderen, das ist konstruktiv und hilfreich.

Ihr neuer Film läuft wenige Tage vor Weihnachten. Wie verbringen Sie denn das Fest?

Sawatzki: Weihnachten wird bei uns immer sehr groß gefeiert, und ich habe schon längst das Haus mit Lichterketten und viel Glitzer geschmückt. Eigentlich sind wir sehr puristisch eingerichtet, aber zu Weihnachten kommt der Kitschengel, alles muss bunt sein und glänzen. Zu Essen gibt es Reh, Rotkohl und Trüffel-Kartoffelstampf.

Und wer kocht?

Sawatzki: Das lässt sich mein Mann nicht nehmen. Ich koche zwar mittlerweile besser als früher, als ich das gar nicht konnte, aber beim Weihnachtsessen darf ich höchstens die Kartoffeln stampfen.