Eigentlich ist es schon fast dreist, eine Romanze derart abgenutzt einzuleiten: Ein Mann und eine Frau entwickeln eine herzliche Abneigung gegeneinander, müssen sich aber arrangieren, weil ein Ferienhaus versehentlich zweimal vermietet worden und der Urlaubsort ansonsten ausgebucht ist. Geschichten dieser Art haben schon vor fünfzig Jahren prima funktioniert, und wenn man gehässig sein wollte, könnte man konstatieren: Wer sich damals schon an derart leichter Kost erfreut hat, kommt auch heute noch auf seine Kosten. Ganz so schlimm ist "Alles außer Liebe" allerdings bei weitem dann doch nicht.
Ein Charmeur alter Schule
Die beiden Hauptrollen sind nach üblichen Überlegungen besetzt, und es macht Spaß, Fritz Wepper und Gila von Weitershausen dabei zuzuschauen, wie ihre Animositäten nach und nach einer gewissen Zuneigung weichen. Die beiden alten Schlachtrösser spielen das routiniert, was durchaus respektvoll gemeint ist. Wie so oft in Geschichten dieser Art sind die Nebenfiguren interessanter (Buch: Maja und Wolfgang Brandstetter): Zum unfreiwilligen Aufeinandertreffen im traumhaften Urlaubsdomizil am österreichischen Wolfgangsee kommt es nur, weil Chirurg Toni (Wepper), ein Charmeur alter Schule, von seiner jungen amerikanischen Freundin Emma zu dem Ausflug überredet worden ist. Die Studentin könnte zwar seine Enkelin sein, aber das hat Methode, wie sich später zeigen wird. Im Ferienhaus treffen sie auf die einstige Starköchin Julia (von Weitershausen), die gleichfalls in Begleitung eines deutlich älteren Herrn ist; allerdings handelt es sich bei Arthur um ihren Vater.
Hört man über den amerikanischen Akzent hinweg, mit dem sie ihre Rolle ausstatten muss (Regie: Karsten Wichniarz), verkörpert die als Titeldarstellerin der ZDF-Telenovela "Tessa – Leben für die Liebe" bekannt gewordene Eva-Maria Grein von Friedl ihre Emma recht ansprechend. Übertroffen wird das Trio jedoch durch den Vierten im Bunde. Allerdings hat Ernst Stankovski, mittlerweile weit über achtzig, auch die mit Abstand reizvollste Rolle: Ständig klopft ihm seine lästige Tochter auf die Finger, weil der Genießer gegen seine strenge Diät aufbegehrt. Entsprechend vergnüglich sind die Szenen, in denen Toni Arthurs kulinarische Seitensprünge deckt. Julias Vater ist es auch, der als erster merkt, dass sich zwischen dem Chirurgen und seiner Tochter, die sich seit dem Tod ihres Mannes zurückgezogen hat und Kochbücher schreibt, etwas anbahnt. Auch Emma bekommt das mit und räumt das Feld. Julia wiederum wird heftig von einem jüngeren Koch umschwärmt. Zum Glück erweist sie sich als immun gegen dessen Avancen. Alles andere wäre auch unglaubwürdig gewesen, denn der Austrotürke O?uz "Mike" Galeli hat außer einem einfältigen Dauergrinsen nicht viel zu bieten und ist zudem deutlich hörbar synchronisiert worden.
Das Happy End der Romanze wird glaubhaft eingefädelt, Toni erkennt endlich, warum er sich dauernd mit jungen Dingern abgibt, und die Bilder der Gegend rund um den Wolfgangsee sind einfach prachtvoll (Kamera: Susanne Kellermann). Die österreichische Tourismusbranche hat früh erkannt, dass es sich auszahlt, in die Filmförderung zu investieren, und so sieht der Film auch aus.