Der Titel ist etwas irreführend, denn streng genommen geht es um zwei Ehepaare, und im Grunde taugen beide nicht so recht als Vorbild. Aber der französische Fernsehfilm, dem diese ZDF-Komödie nachempfunden ist, hieß auch schon so ("Un couple modèle", 2001), und was ohnehin viel wichtiger ist: Der Film ist ausgesprochen sehenswert, sehr kurzweilig und immer wieder für Überraschungen gut (Wiebke Jaspersen und Aglef Püschel haben das Originaldrehbuch auf deutsche Verhältnisse übertragen). Die Geschichte beginnt vorhersehbar, wird aber immer wieder gegen den Strich gebürstet: Zwei Männer haben einen Scheidungstermin. In beiden Fällen war ein Seitensprung der Tropfen, der das eheliche Fass zum Überlaufen brachte. Schwerenöter Thomas (Uwe Ochsenknecht) lässt ohnehin nichts anbrennen, was nun auch seine dritte Ehe scheitern ließ.
Verschwörung der Herzen
Architekt Roman (Heino Ferch) ist ein eher stiller Typ, der an Treue und Romantik glaubt. Spontan hat er daher die Scheidung verlangt, als Gattin Isabelle (Sophie von Kessel) sich eine kurze Affäre gönnte, und sie hat eingewilligt. Dabei will sich Roman gar nicht von ihr trennen, und weil auch Thomas seine Vicky (Annika Kuhl) behalten möchte, überredet er seinen Schicksalsgenossen zu einer Verschwörung der Herzen: Roman soll Vicky klar machen, was für ein toller Typ ihr zukünftiger Ex-Mann ist; Thomas wiederum würde ganz ähnlich bei Isabelle vorgehen. Man ahnt, wie sich das romantische Komplott entwickelt: Roman verliebt sich in Vicky, Thomas in Isabelle.
Diese Entwicklung der Ereignisse mag nicht weiter überraschend sein, ist aber sehr hübsch verpackt und vor allem großartig gespielt. Natürlich ist der Schürzenjäger eine Rolle, die Uwe Ochsenknecht vermutlich im Schlaf beherrscht, aber er spielt sie immer wieder wunderbar; unnachahmlich sind beispielsweise die Momente, in denen Thomas das Lachen vergeht. Heino Ferch, in den meisten seiner Filme als personifiziertes Selbstvertrauen besetzt, verkörpert den gesundheitsbewussten Roman mit vorwiegend leisen Tönen und ganz zurückgenommen (Regie: Ben Verbong). Um so schöner ist es, wenn diese beiden völlig unterschiedlichen Charaktere aufeinander prallen: Vicky hat Thomas die Koffer vor die Tür gestellt, Roman ist der einzige, bei dem er Zuflucht suchen kann. Der eine raucht, trinkt und genießt das Leben in vollen Zügen, der andere schluckt Vitaminpillen und mag es, wenn alles seine Ordnung hat: ein gefundene Fressen für die beiden Schauspieler.
Die unfreiwillige Wohngemeinschaft hat zur Folge, dass sich der Film unversehens zu einer höchst vergnüglichen Verwechslungskomödie entwickelt, ohne dabei je zotig oder klamottig zu werden: Als Romans Mutter (Beate Abraham) den Mitbewohner ihres Sohnes kennen lernt, ist sie überzeugt, er sei sein neuer Lebenspartner; sie hatte ja schon während Romans Kindheit beobachtet, dass er anders ist als die anderen Jungs. Prompt entdeckt sie nun immer wieder neue "Beweise" für ihre Theorie. Weil sie eine alte Klatschbase ist, erzählt sie auch Isabelle davon, was dazu führt, dass das Paar großartig aneinander vorbei redet. Die entsprechenden Dialoge und auch die Szenen mit den beiden Männern können sich ohne weiteres mit den vielfach verfilmten Stücken des großen Boulevard-Dramatikers Neil Simon ("Ein seltsames Paar") messen.