TV-Tipp des Tages: "Blaubeerblau" (Einsfestival)

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TV-Tipp des Tages: "Blaubeerblau" (Einsfestival)
TV-Tipp des Tages: "Blaubeerblau", 24. November, 20.15 Uhr auf Einsfestival
Der Architekt Fritjof ist zwar längst kein junger Mann mehr, aber weit davon entfernt, im Leben angekommen zu sein.

Wenn sich Filme mit Themen von sogenannter gesellschaftlicher Relevanz beschäftigen, folgen sie immer dem selben Muster, ganz gleich, ob es um das Leben mit Behinderung, das Alter oder den Tod geht: Zentrale Figuren der Handlung sind selten die Betroffenen, sondern Menschen in der Blüte ihres Daseins, die erstaunt und betroffen einen völlig neue Welt kennen lernen. Diese Welt funktioniert nach anderen Regeln, und weil die Zaungäste mehr und mehr zu teilnehmenden Beobachtern werden, machen sie eine Wandlung durch.

Ursächlicher Grund für dieses Strickmuster ist naturgemäß die Tatsache, dass sich die überwältigende Mehrheit der Zuschauer lieber mit gesunden jungen Menschen identifiziert als mit Alten und Kranken. Selten vollzieht sich der Sinneswandel allerdings so radikal wie bei Fritjof, dem Antihelden dieses sensibel erzählten und einfühlsam umgesetzten Films von Grimme-Preisträgerin Beate Langmaack (Buch) und dem vielfach ausgezeichneten Rainer Kaufmann (Regie), den die ARD im Rahmen der Themenwoche "Leben mit dem Tod" zeigt.

Berührungsängste vor dem Hospiz

Mindestens ebenso viel Lob gebührt Devid Striesow, der Fritjof mit Unschuldsmiene als beinahe weltfremden Toren verkörpert: Der Architekt ist zwar längst kein junger Mann mehr, aber derart weit davon entfernt, im Leben angekommen zu sein, dass man sich fragt, wie er wohl die hübsche Freundin (Lisa Maria Potthoff) kennengelernt hat. Eines Tages bittet ihn seine Chefin (Dagmar Manzel), die Räumlichkeiten in einem Hospiz auszumessen. Als er erfährt, welche Art Einrichtung sich hinter dem Begriff verbirgt, weigert er sich zunächst, führt den Auftrag dann aber doch aus; wenn auch mit großen Berührungsängsten. Im Hospiz trifft er auf Hannes (Stipe Erceg), einen früheren Mitschüler. Das Wiedersehen mit dem Sterbenden, der einst die besten Partys schmiss, während Fritjof schon immer das Mauerblümchen war, nimmt dem Architekten nicht nur die Befangenheit im Umgang mit dem Tod, sondern verschafft ihm unverhofft auch das als Jugendlicher vergeblich erträumte Erlebnis mit Hannes’ attraktiver älterer Schwester (Nina Kunzendorf).

Immer wieder durchsetzen Kaufmann und sein Stammkameramann Klaus Eichhammer den Film mit optisch leicht verfremdeten Momenten. Meist zeigen sie dabei Singvögel, mit denen Hobby-Ornithologe Fritjof einfach mehr anfangen kann als mit seinen Mitmenschen. Regelrecht skurril und trotzdem nur nuanciert überspitzt wirken seine Eltern (Margit Bendokat, Herbert Mulzer), deren Kauzigkeit immerhin erklärt, warum Fritjof so ist, wie er ist. Hannes’ Kindheitserinnerungen erscheinen ebenfalls in diesem speziellen Licht. Auch das geschieht selbstredend nicht ohne Grund und führt schließlich dazu, dass wohl erstmals in der Hospizgeschichte eine Kuh die Sterbebegleitung übernimmt.

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Initiator der Geschichte ist der TV-Produzent und frühere Talkshow-Moderator Hubertus Meyer-Burckhardt, der vor vielen Jahren einen Freund in einem Hospiz besucht hat und überaus angetan von der positiven, lebensbejahenden Atmosphäre war. Damals hat er sich vorgenommen, einen Film auf den Weg zu bringen, der das Thema Sterben mit einer gewissen Heiterkeit betrachtet und beim Zuschauer Lebensmut und Lebenslust wecken soll. Beate Langmaack und Rainer Kaufmann haben dies mit der Hilfe Devid Striesows auf vorbildliche Weise umgesetzt.