Nanu, denkt man sich zunächst: falsches Bildformat? Durchaus nicht: Dank eines so genannten Fatsuits sieht Sophie Schütt doppelt so breit aus wie sonst. Allerdings nur ab dem Hals abwärts, was den ganzen Film lang irritiert: Optikerin Dette ist zwar ziemlich korpulent, hat aber nicht den Anflug eines Doppelkinns, von Hamsterbacken ganz zu schweigen. Hauptdarstellerin Schütt, einst wegen ihrer betont weiblichen Figur als Balletttänzerin gescheitert, hofft zwar, der Film werde Frauen Mut machen, hat aber auch gut reden: Im Gegensatz zur Durchschnittszuschauerin gibt es für sie vermutlich keinen Grund, beim Blick in den Spiegel alle Hoffnung fahren lassen.
Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdbild
Die Geschichte ist trotzdem hübsch. Dettes Freund hat sie wegen einer Dünneren sitzen gelassen; seither schmachtet sie Jacob Weiß (Stephan Luca), den Wettermann von Sat.1, im Fernsehen an. In ihrem Job als Angestellte in einer Berliner Optikkette hingegen ist sie unübertroffen und regelmäßig Mitarbeiterin des Monats. Trotzdem lässt sie ihr chauvinistischer Chef (Michael Brandner) in der neuen Vorzeigefiliale am Ku-Damm nur im Hinterzimmer arbeiten: Die Kundengeschäfte sollen junge Frauen mit Modelmaßen führen. Aushängeschild ist ausgerechnet Dettes Traumprinz, der sich allerdings als arroganter Schnösel entpuppt. In ihrer Verzweiflung lässt sie sich auf eine Hypnose ein. Tatsächlich wird sie über Nacht schlank wie ein Schwan, allerdings nur in ihren eigenen Augen; für den Rest ist sie immer noch das vollschlanke Entlein.
Natürlich lebt der Film von der Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdbild. Trotzdem sind es vor allem die Dialoge, denen der Film seinen Reiz verdankt. Gehässige Bemerkungen wie jene, für ihren Hintern brauche Dette eine eigene Postleitzahl, sind politisch nicht korrekt, aber ziemlich witzig; vorausgesetzt, man fühlt sich so schlank wie Dettes Spiegelbild. Thomas Nennstiel inszeniert mit dem nötigen Tempo, brauchte aber nicht viel dazuerfinden. Luca zum Beispiel muss in erster Linie gut aussehen. Wenigstens darf Jacob hin und wieder aus der Rolle fallen. Dann lässt er das langweilige deutsche Wetter hinter sich und doziert über den Klimawandel.
Schütt wiederum profitiert vom permanenten Wechsel zwischen Vorher und Nachher, hat allerdings einen mitreißenden Karaoke-Auftritt: stimmlich katastrophal, aber körperlich mit voller Hingabe. Und selbst wenn der geschmacklos gekleidete Chef der Ladenkette Michael Brandners Paraderolle ist: Es gibt nicht viele Schauspieler, die diese Mischung aus Jovialität und Großkotzigkeit so gut hinbekommen, dass sich die Figur immer noch einen Rest an Sympathie bewahrt.