Ob nun "Wilsberg" oder "Tatort": Krimis aus Münster sind immer etwas anders. Schon die Titelanspielung auf den Kästner-Roman "Das doppelte Lottchen" deutet an, dass auch diese Geschichte mit einem Augenzwinkern erzählt wird. Einen Toten gibt es trotzdem: Der erzkonservative Kandidat für den Posten des Bürgermeisters ist erstochen worden. Entsprechend verblüfft ist Hauptkommissar Thiel (Axel Prahl), als sich Frieder Lott (Alexander Held) kurz drauf bester Gesundheit erfreut. Des Rätsels Lösung: Der Tote ist ein stadtbekannter Kabarettist, der den Kandidaten mit seinen Parodien zur Weißglut gebracht hat. Doch wem galt nun der Anschlag: dem Rechtspopulisten - oder womöglich dem Doppelgänger? Rasch zeigt sich nämlich, dass auch der diverse Feinde hatte; seinem Freund zum Beispiel gefiel es gar nicht, dass sein Partner neuerdings einem Staatsanwalt aus Köln schöne Augen machte.
Thiel flirtet mit einer Russin
Das Autoren-Duo Stefan Cantz und Jan Hinter hat schon für einige Kurzweil aus Münster gesorgt. Auch diesmal gelingt ihnen die Gratwanderung: Der "Tatort" bleibt stets Krimi und ist dank der gewohnt trocken humorvollen Frotzeleien zwischen Thiel und dem blasierten Pathologen Boerne (Jan Josef Liefers) trotzdem in hohem Maße unterhaltsam. Und da Manfred Stelzers Filmografie zu gleichen Teilen aus Krimis und Komödien besteht, ist er genau der richtige für diesen Stoff.
Dank eines Flirts zwischen dem Kommissar und einer hübschen jungen Russin (Chulpan Khamatova) sorgt das Drehbuch zudem für eine ganz neue Farbe in den Münster-Krimis; selbst wenn der arme Thiel nicht ahnen kann, dass auch Larissa in den Fall verstickt ist. Außerdem gerät Boerne zwischenzeitlich in den Verdacht, einen Mann überfahren zu haben und anschließend geflüchtet zu sein. Erst spät erkennt das ungleiche Ermittler-Team, dass beide Todesfälle zusammengehören.
Hübsch ist auch der Gastauftritt der beiden Kölner "Tatort"-Kommissare Ballauf und Schenk (Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär): Deren Pathologe (Joe Bausch) muss sich um jenen Toten kümmern, den Boerne angeblich auf dem Gewissen hat.