Schon allein die Titelmusik wird bei manchen Menschen einen prompten Umschaltimpuls auslösen, doch das wäre schade um einen Film, der eine beeindruckende Vielzahl typischer zwischenmenschlicher Konflikte erzählt. "Der verlorene Sohn" ist der fünfte Teil der "Schwarzwaldhof"-Saga um Hotelbesitzerin Veronika und ihre Familie. Diesmal, der Titel deutet es an, steht ein Konflikt mit ihrem Sohn Stefan im Vordergrund: Der junge Mann (Tim Morten Uhlenbrock) verlässt den Familienbetrieb im Streit, weil sich seine modernen Management-Methoden nicht mit der etwas betulichen Tradition des Hauses kombinieren lassen, und wechselt ausgerechnet zum größten Konkurrenten. Sein neuer Chef ist ein skrupelloser Geschäftsmann, der Stefan dazu verleitet, beim Wettbewerb der beiden Hotels zu ziemlich miesen Mitteln zu greifen. Veronika, der die ständigen Auseinandersetzungen ohnehin auf den Magen schlagen, will für klare Verhältnisse sorgen und Stefans Anteile am Schwarzwaldhof erwerben. Prompt fühlt sich der Sohn verraten und verkauft.
Dementer Schwiegervater
Wer die Reihe nicht kennt, wird mitunter womöglich Probleme haben, die Personen zuzuordnen, aber das ändert nichts daran, wie sorgfältig und dramaturgisch wirkungsvoll verschiedenste Problemlagen kombiniert werden. Neben dem zentralen Konflikt ist auch noch Raum für das Thema Demenz: Viktorias Schwiegervater (Michael Hanemann) bandelt zwar erfolgreich mit ihrer Mutter (Gila von Weitershausen) an, verwechselt sie zwischendurch aber immer wieder mit seiner verstorbenen Gattin und benutzt auch mal sündhaft teure Ohrringe als Köder beim Angeln. Viktorias gleichfalls verwitweter Freund (Michael Fitz) ist immer noch nicht über den Verlust seiner ermordeten Frau hinweggekommen. Und die Magenschmerzen werden immer schlimmer...
Die Aufzählung klingt, als habe Autor Martin Rouven eine Katastrophe an die nächste gereiht; und doch handelt es sich um lebensnah geschilderte, völlig plausible Ereignisse. Dank des großen Ensembles (zu erwähnen neben den Genannten unter anderem noch Miriam Morgenstern als Viktorias Tochter Merle sowie Arndt Schwering-Sohnrey als Merles völlig überarbeiteter Mann) lassen sich viele weitere Geschichten erzählen; Stefans Liebelei mit der neuen Angestellten (Lisa Bitter) im Tourismusbüro zum Beispiel ist garantiert nicht seine letzte Liaison.
Gerade auch mit Hilfe der ausgezeichneten Darsteller ist Berno Kürten ein Familienfilm gelungen, der zwar diverse melodramatische Momente hat, aber dennoch sehenswert ist. Selbst wenn es nach wie vor irritiert, dass Gila von Weitershausen (Jahrgang 1944) eher wie die große Schwester Saskia Vesters (Jahrgang 1959) wirkt.