10.000 Menschen wohnten am Samstagabend den Feierlichkeiten bei, die nach über 250 Jahren das Ende des traditionsreichen Kohlebergbaus im Land einläuteten und zugleich Aufbruch in eine neue Ära sein sollten. "Glückauf zur letzten Schicht" hieß es beim Festakt: Saar-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), die im Jahr 2008 nach einem bergbaubedingten Erdbeben mit Gebäudeschäden das Bergbauende mit beschlossen hatte, sprach von einem "Tag voller Gefühle". Trauer und Wut Betroffener stehe die Erleichterung derjenigen gegenüber, die zuletzt unter dem Bergbau gelitten hätten.
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"Das Saarland wird die Bergleute weiter im Herzen behalten", sagte Kramp-Karrenbauer im Einklang mit SPD-Landeschef Heiko Maas. Jetzt gelte es aber die Weichen für eine neue Zukunft zu stellen. Der Vorstandschef der RAG Deutsche Steinkohle AG, Bernd Tönnjes, erinnerte daran, dass der Kohlebergbau mit zeitweise bis zu 65.000 Beschäftigten und 16 Millionen Jahrestonnen Steinkohleförderung lange Zeit größter Arbeitgeber an der Saar war. "Ich hoffe sehr, dass wir den Verzicht auf die einzige heimische Energiequelle neben der Braunkohle nicht eines Tages bitter bereuen müssen", sagte Tönnjes.
Kritisch äußerte sich auch der Bundesvorsitzende der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis. Für die Gewerkschaft sei das Ende des Steinkohlebergbaus an der Saar "kein Grund zum Feiern", sagte Vassiliadis. "Wir halten nach wie vor die Entscheidung für falsch, die Steinkohleförderung zu beenden." An dem Festakt mit 500 geladenen Gästen nahmen auch Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) und die früheren Saar-Ministerpräsidenten Reinhard Klimmt (SPD) und Oskar Lafontaine (Linke, damals SPD) sowie etliche Kirchenvertreter teil. Ein Teil der zuletzt noch 3.000 verbliebenen Saar-Bergleute arbeitet künftig an der Ruhr und in Ibbenbüren, wo der Bergbau erst 2018 zu Ende geht.
Landesweit läuten die Glocken
Um 20.15 Uhr läuteten in fast allen saarländischen Kirchen die Glocken, dazu gab es Andachten. Vertreter der beiden großen Kirchen predigten bei der "Mettenschicht". Die Düsseldorfer Oberkirchenrätin Barbara Rudolph sprach den Bergleuten und ihren Familien Trost zu. "Gottes Weisheit reicht tiefer als Du hinab steigen kannst", sagte die Theologin, nach eigenen Angaben Tochter eines Bergmanns vom Niederrhein.
Vor den saarländischen Bergleuten liege jetzt eine neue, schwere Arbeit, nämlich die Erinnerung in Dankbarkeit und Freude zu verwandeln. "Aber schwere Arbeit sind Bergleute gewohnt, und der Unterstützung durch ihre Gemeinden und Kirchen können Sie gewiss sein", unterstrich Rudolph, leitendes Mitglied der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Würdigung durch Bischof
Der Trierer katholische Bischof Stephan Ackermann erinnerte an den "gewaltigen Beitrag" des Kohlebergbaus für den Wiederaufbau und den Wohlstand Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Zudem habe sich eine eigene Bergmannskultur entwickelt, in der Kameradschaft, Bruderschaft, gegenseitige familiäre Hilfe und auch Frömmigkeit einen besonderen Stellenwert gehabt hätten, so Ackermann in dem Gottesdienst. Er hoffe, dass diese Tugenden das "Ende überdauern und als Licht weiterleuchten zum Wohl aller Menschen in diesem Land".