Wigald Boning: "Ich hole Kindheitsträume nach"

Foto: ZDF/Michael Böhme
Nicht Nachmachen: Bernhard Hoecker und Wigald Boning
Wigald Boning: "Ich hole Kindheitsträume nach"
Der Entertainer, Musiker und Buchautor Wigald Boning bekommt eine neue Show: Gemeinsam mit dem Comedian Bernhard Hoëcker wagt Wigald Boning in "Nicht nachmachen!" (ab 29.6. freitags, 22.30 Uhr, ZDF) irrwitzige Experimente mit ganz normalen Haushaltsgegenständen. Das Ganze basiert auf einem norwegischen Konzept und soll nicht nur verblüffen und unterhalten, sondern auch augenzwinkernd vor dem leichtfertigen Umgang mit Putzmitteln, Grill oder Staubsauger warnen – schließlich passieren ja bekanntermaßen die meisten Unfälle daheim.

Herr Boning, für Ihre neue ZDF-Show haben Sie unter anderem mit einem Staubsauger glühende Kohlen eingesaugt oder im Wohnzimmer Fußball gespielt. Warum eigentlich?

Wigald Boning: Hui, das ist ja im Grunde gleich die schwierigste aller möglichen Fragen. Zum großen Teil machen Bernhard Hoëcker und ich in der Sendung Dinge, die uns als Kind verboten wurden, und ich betrachte es als großes Privileg, jetzt verspätet Kindheitsträume nachholen zu können. Natürlich durfte ich nie Fußball im Wohnzimmer spielen, und jetzt darf ich so hart gegen den Ball treten, dass Glasscheiben und sogar Holzplatten zu Bruch gehen – wir haben ja in einem echten Wohnzimmer gedreht.

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Welches Experiment war denn am faszinierendsten?

Boning: Oft ist es das schiere Ausmaß der Zerstörung, das verblüfft. Man lernt ja schon als Kind, dass man Silvesterfeuerwerk nur draußen machen darf. Zu Recht: Schon als wir einen kleinen Knallfrosch im Wohnzimmer zündeten, war die Rauchentwicklung riesig, und als wir eine große Batterie Feuerwerkskörper abbrannten, stand das Zimmer lichterloh in Flammen – danach hatte ich eine leichte Rauchvergiftung und musste den Rest der Nacht husten.

War das die einzige Verletzung?

Boning: Bernhard hat sich einmal richtig verletzt, und zwar beim Versuch, einen Grill zu entzünden, der nicht mit Kohle, sondern mit Magnesium betrieben wurde. Das war wohl etwas überdosiert, da entstand ein heller Feuerball und der Grill schmolz sofort. Als Bernhard vor der 1.000 Grad heißen Stichflamme mit einem raschen Satz flüchtete, hat er sich die Achilllessehne halb abgerissen.

"Nennen wir es doch lieber Wissenschaftscomedy"

Gute Güte. Haben Sie keine Angst, dass Sie mit der Sendung pubertierende Jungs auf falsche Ideen bringen?

Boning: Darüber haben wir natürlich viel diskutiert, aber genau darum machen wir es ja – Bernhard und ich wollen zeigen, was passiert, damit andere Leute es eben nicht nachmachen. Also das Ganze hat sozusagen eine wichtige Ventilfunktion für die Gesellschaft (lacht).

Sind Sie auch im Privatleben jemand, der unbedingt alles ausprobieren will, was verboten ist? Sobald irgendwo "Nicht berühren" steht, juckt es in den Fingern?

Boning: Ganz im Gegenteil. So mit das Erste, was ich als Kind lesen konnte, war als Erstklässer in irgendeinem Nordseebad das Schild "Rasenfläche nicht betreten", und ich dachte: Wenn das da steht, dann darf ich das auch nicht. Das hat sich bei mir bis heute gehalten, ich halte mich sehr strikt an solche Anweisungen. Und diesen Druck, den ich mir da mache, den kompensiere ich jetzt in der Sendung und kriege sogar noch Geld dafür. Was für ein Privileg!

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Die Sendung "Nicht nachmachen!" ist nach "Clever!" schon Ihre zweite Wissenschaftsshow...

Boning: Ich will ja dem ZDF nicht in den Rücken fallen, aber nennen wir es doch lieber Wissenschaftscomedy.

Ist Wissenschaft das neue große Comedythema? Die US-Serie "The Big Bang Theory" über eine Gruppe von hoffnungslos verklemmten Physikern ist ja ein großer Quotenerfolg.

Boning: Ich glaube, es ist immer reizvoll, zwei Bereiche zu verknüpfen, die auf den ersten Blick gar nichts miteinander zu tun haben, also zum Beispiel die exakten Wissenschaften und den Wahnsinn eines durchgeknallten Humors.

"Die Rasenanzüge sind alle weg"

Welche Wissenschaft ist Ihnen denn die liebste?

Boning: Physik und Chemie waren in der Schule jedenfalls meine absoluten Schwachpunkte. Ich war sonst ein guter Schüler, aber diese Fächer haben mich nicht interessiert, da bin ich lieber Kaffeetrinken gegangen und musste deshalb sogar mal ein klärendes Gespräch mit meinem Chemielehrer führen. Umso lustiger, dass ich seit ein paar Jahren so viel damit zu tun habe. Also, wenn ich nicht schon früh den Entschluss gefasst hätte, Musiker zu werden, hätte ich sicher Philosophie oder Anthropologie studiert.

Müssten Sie als bekennender Extremsportler sich nicht zur Sportwissenschaft hingezogen fühlen?

Boning: Das hätte ich damals nicht studiert, das ist ja schon wieder sehr naturwissenschaftlich, mit viel Biologie. Mittlerweile habe ich mir allerdings vieles angelesen, wenn es um Ausdauerkrimskrams geht, und ich trainiere gerade sehr eifrig für mein nächstes Projekt: Mitte Juli fahre ich mit Freunden zusammen mit dem Rennrad von Füssen nach Rom, wir wollen einmal im Leben 1000 Kilometer am Stück schaffen. Das wird für mich eine Grenzerfahrung: Ich habe noch nie zwei Nächte hintereinander durchgemacht, und wir werden so 48 Stunden unterwegs sein.

Wie passte das denn unter einen Hut, die Dreharbeiten zu "Nicht nachmachen!" und das Training?

Boning: Ich bin bei den Dreharbeiten morgens von meinem Hotel in Köln, wo ich immer der Erste im Frühstücksraum war, über Bonn zum TV-Set in Troisdorf gefahren, das waren so 50 Kilometer, und abends habe ich mich noch mal aufs Rad gesetzt. Einfach traumhaft, dass sich das so toll verknüpfen ließ.

Was ist aus eigentlich aus Ihren verrückten Klamotten von früher geworden, zum Beispiel den Rasenanzügen?

Boning: Die Rasenanzüge sind alle weg – ich weiß leider nicht, ob die jemand stibitzt hat oder ob die einfach verrottet sind und sich aufgelöst haben. Einiges von den alten Sachen habe ich aber auch noch in Gebrauch, es gibt einen großen Pappkarton mit Vielem drin. Ehrlich gesagt war bei mir der Elan in Sachen Kostümierungen irgendwann weg, und ich beschloss, dass ich mir über Kleidung nicht mehr so viel Gedanken machen will. Seitdem ziehe ich quasi an, was rumliegt und weg muss.