So schnell wird man vom gedankenlosen Autofahrer und Fleischesser zum Öko-Terroristen: Weil sich Hubert Fischbach, Manager eines Ölkonzerns, schon sein ganzes Leben einen ewigen Wettkampf mit seinem Bruder Victor liefert, kommt es zum Kleinkrieg im Doppelhaus, als beide an einem Klimaschutzwettbewerb teilnehmen. Wunderbar glaubwürdig und nachvollziehbar verkörpert Harald Krassnitzer, wie sich der brave Hubert, liebender Ehemann, liebevoller Vater und gedankenloser Klimakiller, zum Öko-Despoten entwickelt, der seine Familie auch im Regen auf die Räder nötigt. Zunächst beginnt der Wettstreit harmlos, aber dann steigert sich Hubert mehr und mehr in seinen Ökowahn: Der Bruder legt vor, er zieht nach, von der Wärmedämmung bis hin zu Solarpaneelen auf dem Dach. Zu Huberts grenzenlosen Verblüffung aber steigt der Stromverbrauch sogar.
Gespött der Stadt
Mit großer Lust am boshaften Detail hetzen die Autorinnen Susanne Freund, Katarina Bali und Ines Häufler die beiden Brüder (Cornelius Obonya verkörpert Victor konsequent als unsympathischen Streber) gegeneinander auf. Dank einer Vielzahl gegenseitiger Streiche nimmt der Wettstreit immer kurioser Formen an. Bioladenbetreiber Victor, ein Öko-Freak, wie er im Buche steht, schreckt bei allem Umweltbewusstsein nicht davor zurück, heimlich Huberts Pool und seine Sauna aufzuheizen. Am Ende sind es die Kinder, die den Bruderkampf ausbaden müssen, weil die beiden Fischbach-Familien längst zum Gespött der Stadt geworden sind.
Regisseur Michi Riebl inszeniert diese österreichisch-deutsche Koproduktion mit großer Freude an Slapstick und Situationskomik, ohne das Geschehen dabei je zur Klamotte ausarten lassen. Außerdem verstehen es Buch und Regie sehr geschickt, eine Menge ökologisches Wissen ohne didaktischen Zeigefinger zu vermitteln. Die Brüder treiben die Dinge zwar auf die Spitze, aber das ändert natürlich nichts daran, dass ihre Aktionen im Grunde äußerst vernünftig sind. Trotzdem sind die beiden Gattinnen (Ann-Kathrin Kramer, auch im wirklichen Leben Frau Krassnitzer, und Julia Cencig), die sich dem Diktat ohnehin immer wieder in gemeinsamer Subversivität widersetzen, den Ökofaschismus irgendwann derart leid, dass sie die Kinder schnappen und das Haus verlassen.
Stimmig und gleichfalls subtil gehässig ist auch der familiäre Hintergrund. Beide Brüder haben sich einst geschworen, nie so zu werden wie ihr ebenso respektvoll wie despektierlich "General" genannter Vater (Hans-Michael Rehberg), ein Patriarch von altem Schrot und Korn; und nun sind sie noch schlimmer als er. Eine äußerst vergnügliche, klug erzählte und temporeich inszenierte Ökosatire.