"Prüft alles und behaltet das Gute!"

Frau blickt in die Ferne.
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Getreu der Jahreslosung "Prüft alles und behaltet das Gute!" sollen die Menschen 2025 mit einem kritischen, aber besonnenen Blick, alles prüfen.
Neujahrsbotschaften der Kirche
"Prüft alles und behaltet das Gute!"
Das Bibelwort, das im neuen Jahr die Jahreslosung ist, "Prüfet alles und das Gute behaltet", ist am Neujahrstag Thema der Botschaften und Gottesdienste. Die evangelischen und katholischen Kirchenvertreter rufen dazu auf, zuversichtlich zu sein und Gottvertrauen zu haben, gleichzeitig aber mit einem besonnenen, kritischen Blick, Entscheidungen zu treffen. Zuvor hatte EKD-Ratsvorsitzende, Kirsten Fehrs, zu einer "Kultur der Offenheit" aufgerufen.

Der württembergische evangelische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl appelliert in seiner Neujahrsbotschaft an die Menschen, in den Zeiten des Umbruchs die "Menschenfreundlichkeit Gottes zum Maßstab ihrer Entscheidung zu machen". Das gelte auch für die bevorstehenden Bundestagswahlen und die Kirchenwahlen 2025 in der Landeskirche, so Gohl. "Die Veränderungen unserer Zeit fordern viele Menschen heraus. Auch die Kirche ist davon nicht ausgenommen", sagt Gohl. Das Bibelwort, das im neuen Jahr die Jahreslosung ist, "Prüfet alles und das Gute behaltet" würde beinhalten, dass sowohl Altes als auch Neues auf den Prüfstand kommen sollte. 

Der Menschlichkeit mehr Raum zu verschaffen und das Gute auch da zu entdecken und zu bewahren, wo es Populismus mit dem Schüren von Ängsten zu übertünchen versucht – dazu ermutigt Heike Springhart, Bischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden, zum neuen Jahr. "‘Prüfet alles und das Gute behaltet.‘ Die Jahreslosung für 2025 ermutigt zu einem besonnenen, kritischen Blick auf das, was es zu entscheiden und auszuwählen gilt", so Springhart. "Orientierung und Kriterium für das Prüfen von allem ist die Botschaft von Weihnachten: Gott ist Mensch geworden und hat der Welt ein menschliches Gesicht gegeben."

Die stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Ulrike Scherf, ruft die Menschen mit Blick auf die biblische Jahreslosung für 2025 "Prüfet alles und behaltet das Gute!" zum Zusammenhalt auf. Der Vers für das neue Jahr rege dazu an, Gewohnheiten zu hinterfragen und zu prüfen, was einem guten Miteinander diene und den Glauben stärke, schreibt die Theologin auf der Website der EKHN. Wenn die Menschen aufeinander achteten, gemeinsam beteten, Sorgen teilten und zuversichtlich seien, könne es gelingen, "Hass und Zwietracht die Stirn zu bieten".

Scherf fordert, anderen Menschen zuzuhören, sie ernst zu nehmen und sich nicht mitreißen lassen von negativen Parolen: "Ich bin sicher, dass - persönlich, kirchlich und gesellschaftlich - an vielen Stellen Gutes entsteht und bleibt, wenn wir zusammenhalten und uns nicht entmutigen lassen." Die Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, hat in ihrer Andacht auf NDR1 Radio MV von stillen Momenten der Geborgenheit am Silvestermorgen und von der Kraft des bekannten Liedes "Von guten Mächten wunderbar geborgen" erzählt. Die Morgenandacht steht auch als Podcast zum Nachhören bereit.

Kopp: "Das Gute ist der Schlüssel zu einem erfüllten Leben."

In seiner Predigt im Neujahrsgottesdienst in der Münchner St. Matthäuskirche betonte Landesbischof Christian Kopp die Zeitlosigkeit der Worte des Apostels Paulus und ihre Bedeutung für die Herausforderungen der Gegenwart. "In einer Welt voller Widersprüche und Unsicherheiten erfordert es Mut und Weisheit, Entscheidungen zu treffen und sich bewusst für das Gute zu entscheiden." Das Gute sei nach dem Apostel Paulus Frieden halten, geduldig sein, nichts nachtragen, fröhlich sein, beten, danken, trösten und geistvoll, visionär leben.

Dabei verwies der Landesbischof auf die Kunst, nicht immer nach Perfektion zu streben, sondern auch mit dem Zweitbesten zufrieden zu sein, um innere Ruhe zu finden. Ein zentrales Anliegen des Landesbischofs war es, die spirituelle Dimension dieser Jahreslosung zu betonen. Er lud dazu ein, sich auf individuelle und gemeinschaftliche spirituelle Wege zu begeben. Angebote wie die neue Plattform, die Orientierung in der persönlichen Spiritualität bietet, könnten helfen, den eigenen Glauben zu Gott auf der seelischen und körperlichen Ebene zu vertiefen.

Rheinischer Präses Latzel: "Im Leben geht es um Fröhlichkeit und Dankbarkeit!"

Der rheinische Präses Thorsten Latzel wünsche sich, "dass wir in dieses neue Jahr starten und alles fördern, was uns fröhlich und dankbar macht und das andere einfach beiseitelassen", sagte der Leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland in einer bei Facebook und Instagram verbreiteten Neujahrsbotschaft. "Ein guter Weg dahin ist das Gebet, weil ich darin lerne, mein Leben als Geschenk aus Gottes Hand zu nehmen."

Mit Blick auf die biblische Jahreslosung für 2025 "Prüfet alles und behaltet das Gute!" erklärte der Präses der zweitgrößten deutschen Landeskirche, dass diese ihn zu einer "Lebensinventur" einlade. Das sei "eine innere Inventur meiner Seele und eine äußere von meinem Verhalten". Über die Macken und Nöte der Mitmenschen solle man sich beispielsweise nicht immer aufregen, sondern vielmehr hilfreich sein, "denn vor Gott stehen wir alle mit Macken und Nöten da", sagte er. 

Bischof Jeremias: "Nichts an sich ist schlecht"

In seiner Botschaft zum neuen Jahr nennt Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der evangelischen Nordkirche, die Jahreslosung 2025 eine Entlastung. Wenngleich der Vers "Prüft alles und behaltet das Gute!" aus dem Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher zunächst klinge wie ein "Moral-TÜV", sage er den Menschen zugleich: "Nichts an sich ist schlecht", sagte Jeremias. "Alles soll ich prüfen? Das klingt erst einmal nach völliger Überforderung in meinen Ohren", sagte der Bischof. Doch statt darin nur fehlende Spontaneität und Lebensfreude zu verstehen, sei der Vers auch eine Erlaubnis.

"Alles darf ich prüfen." Das bringe große Offenheit ebenso wie Verantwortung mit sich und sage den Menschen, dass sortiert werden müsse. In Zeiten von Künstlicher Intelligenz und "Fake News" sei es schwer, "nur das Gute zu behalten", betont Jeremias. "Immer häufiger scheint es Mittel der Politik und sowieso der Kriegsführung zu sein, gezielt Unwahrheiten zu verbreiten." Das Prüfen der Fakten sei daher für jeden Einzelnen unentbehrlich.

Regionalbischof Peral: "Gut, am Anfang des Jahres für Frieden zu beten!"

Zu Beginn des neuen Jahres hat der evangelische Regionalbischof von München und Oberbayern, Thomas Prieto Peral, Menschen gewürdigt, die ihre Sehnsucht nach Frieden auf die Straße bringen. "Es ist gut, am Anfang des Jahres für Frieden zu beten", sagte er in der ökumenischen Friedensandacht der Gemeinschaft Sant'Egidio in der Bürgersaalkirche München am 1. Januar. Das letzte Jahr sei eines der Kriege und der Gewalt gewesen. Mit dem Anschlag in Magdeburg kurz vor dem 4. Advent sei das Jahr mit Terror zu Ende gegangen.

Auf die Bedeutung des Trostes in schweren Zeiten hat die Nürnberger Regionalbischöfin Hann von Weyhern in ihrer Silvesterpredigt verwiesen. Das biblische Wort vom Trösten und Getröstetwerden könne Kraft geben, auf die sich abzeichnende Zeitenwende zu reagieren, sagte von Weyhern in der Nürnberger Kirche St. Lorenz. "Der Herr hat Zion getröstet", heißt es im Buch Jesaja in einem Text, in dem es auch um das Ende einer Epoche des Aufschwungs gehe.

Prälatin Wulz: "Dem Guten auf die Spur kommen."

Das Bibelwort "Prüft alles und behaltet das Gute" sei ein "Ankerpunkt in der Zeit", sagte die evangelische Regionalbischöfin am Neujahrstag im Ulmer Münster. Dadurch könnten die Menschen dem auf die Spur kommen, was das Gute sein könne, was behalten, bewahrt und aufgehoben werden solle. Dieses Gute sei lebensförderlich und habe ganz viel mit dem Geist zu tun, der mit Christus verbinde. In ihrem alltäglichen Leben sollten die Menschen alles, was ihnen widerfahre, danach abklopfen, ob es nicht etwas Schönes und Gutes darin gebe, was das Leben aushaltbar und erträglich macht. 

Der Prälat der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Burkhard zur Nieden, hat in seiner auf der Internetseite der Landeskirche veröffentlichten Neujahrsansprache die Menschen zum Jahreswechsel dazu aufgerufen, am Guten in der Gesellschaft mitzubauen. In einer Demokratie sei es das Privileg und die Pflicht der Bürgerinnen und Bürger, alles zu prüfen, sich eine Meinung zu bilden, dem Guten zu folgen und "dem, was schlecht ist, zu widerstehen", sagte der theologische Stellvertreter der Bischöfin Beate Hofmann. Auch das Jahr 2025 sei ein Jahr, das aus Gottes Hand komme und das den Menschen anvertraut sei. Es sei "ein Jahr, in dem wir dem Reich Gottes entgegenarbeiten und ein Jahr, in dem das Reich Gottes uns entgegenkommt", sagte zur Nieden.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat zu Solidarität und zum Einsatz für die Gemeinschaft aufgerufen. Die Gesellschaft werde "zusammengehalten durch gelebte und praktizierte Subsidiarität, durch Solidarität und Gemeinwohlorientierung", sagte der Kölner Erzbischof am Dienstagabend im Silvestergottesdienst im Kölner Dom. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat zum Jahreswechsel die Kraft der Hoffnung betont. Diese entfalte sich gerade "in Zeiten der Ernüchterung, der Irritation und Verunsicherung", sagte der Limburger Bischof am Silvestertag in Frankfurt am Main in seiner Predigt zum Jahresschluss. 

Die Jahreslosung gibt es seit 1934. Sie wird von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen in einem langen Prozess ausgewählt. Zum Auswahlgremium gehören Vertreterinnen und Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche sowie aus freikirchlichen Werken und Verbänden aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, dem Elsass und Polen. Die Losung für 2025 stammt aus dem 1. Thessalonicher 5,21 im Neuen Testament.