Die Weihnachtsgeschichte sei eine Geschichte des Unterwegsseins und passe an einen Ort wie einen Hauptbahnhof, sagte der evangelische Landesbischof Christian Kopp in der gemeinsamen Predigt mit dem katholischen Weihbischof Wolfgang Bischof in der Bahnhofsmission am Münchner Hauptbahnhof. Da gebe es Sehnsucht und Hoffnung, so Kopp. Eine Sehnsucht, "dass wir einen guten Ort finden, wo wir ruhig schlafen können" oder die Sehnsucht, "dass mich jemand in den Arm nimmt und bei mir ist und mich tröstet".
Wolfgang Bischof erinnerte daran, dass an diesem Tag nicht nur Menschen zu ihren Freunden und Familien unterwegs seien, sondern es auch Menschen in Kriegsgebieten, auf der Flucht oder in anderen prekären Lebenssituationen gebe. Vieles sei im Umbruch, "wir müssen gewohnte Wege verlassen". Der wichtigste Schritt dabei sei die Zuversicht, "ohne sie kann ich nicht ins Weihnachtsfest gehen und auch nicht ins neue Jahr", sagte Kopp.
Seine Zuversicht nähre, dass an Weihnachten die Machtverhältnisse umgedreht werden. "Nicht der Mächtige auf dem Thron gewinnt, sondern das kleine, verletzliche Kind in der Krippe hat die Macht, die Welt zu verändern." Hoffnung entstehe auch durch Lichtblicke im Alltag, so Bischof: durch menschliche Zugewandtheit, Solidarität und Versöhnung. "Als Christen erfahren wir auch Hoffnung im fürbittenden Gebet und durch Werke von Caritas und Diakonie."
Ganz konkret erführen die Menschen Hoffnung durch die Arbeit der Bahnhofsmission. Deren Mitarbeitende trugen kurze Passagen des Weihnachtsevangeliums in verschiedenen Sprachen vor, unter anderem auf Englisch, Russisch, Armenisch und Italienisch. Im Anschluss an den Gottesdienst fand in der Bahnhofsmission eine für alle offene Weihnachtsfeier statt.