Jerusalemer Propst: Weihnachten feiern trotz Krieg und Gewalt

Jerusalemer Propst: Weihnachten feiern trotz Krieg und Gewalt
23.12.2024
epd
epd-Gespräch: Franziska Hein

Frankfurt a.M., Jerusalem (epd). Am zweiten Weihnachtsfest nach dem Hamas-Angriff auf Israel soll laut dem evangelischen Propst in Jerusalem trotz des Krieges wieder erkennbarer Weihnachten gefeiert werden. Anders als im vergangenen Jahr, als alle Feierlichkeiten außer Gottesdiensten ausdrücklich abgesagt worden waren, wollen die christlichen Gemeinden wieder sichtbarer feiern, sagte der Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Heiligen Land, Joachim Lenz, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Die Bedeutung des Weihnachtsfestes, Licht in die Dunkelheit zu bringen, habe inmitten von Krieg und Gewalt eine buchstäbliche Bedeutung, sagte Lenz. „Bei den Deutschen, die derzeit noch hier sind, gibt es den Wunsch, doch auch wieder Weihnachten zu feiern.“ Die palästinensischen Kirchen wollten ganz bewusst ein positives Zeichen setzen, auch wenn es nach wie vor von öffentlicher Seite keine Weihnachtsveranstaltungen gebe. Die Stadt Bethlehem habe beispielsweise auch in diesem Jahr keinen Weihnachtsbaum aufgestellt.

Dort herrsche das Gefühl vor, es sei noch nicht die Zeit zu feiern. Denn im Windschatten des Krieges gebe es auch im Westjordanland Gewalt, etwa durch israelische Siedler oder Drangsal durch israelische Behörden, beobachtet Lenz. So seien in diesem Jahr in Ostjerusalem, das zu den Palästinensergebieten gehört, so viele Häuser auf Anordnung der Behörden abgerissen worden wie seit 1967 nicht mehr. Die Sorge um noch gefangene Geiseln und den Fortgang des Krieges liege auf allem.

Er persönlich wolle gerade zu Weihnachten erst recht auch eine Botschaft der Hoffnung auf Frieden und Gerechtigkeit verbreiten. „Wir haben unsere Kirche in der Jerusalemer Altstadt jeden Tag geöffnet, auch wenn so gut wie niemand kommt“, sagte Lenz. Dort leuchte auch seit über einem Jahr ein großer Herrnhuter Stern im Altarraum, in Anklang an die weihnachtliche Ankündigung der Geburt des Friedefürsten Jesus. „Frieden ist kein Hirngespinst“, sagte Lenz. So habe sich etwa zur Christnachtsfeier in der Erlöserkirche eine Gruppe von „Rabbis for Human Rights“ angekündigt.

Die Erlöserkirche in Jerusalem wird laut Lenz seit Jahrzehnten von einer ehemaligen Krankenschwester aus Bad Homburg geschmückt, die eigens dazu in der Vorweihnachtszeit nach Jerusalem reist. Die Über-90-Jährige habe lange in Israel und den palästinensischen Gebieten gearbeitet. Auch in diesem Jahr sei sie gekommen. Viele Deutsche, die in Israel leben, reisten hingegen über Weihnachten in die Heimat. Pilgergruppen gebe es nach wie vor kaum, so Lenz. Vor allem russische Touristen besuchten zurzeit Israel, weil die Einreise für sie dort visumfrei sei.