Antisemitismus-Beauftragte Staffa mahnt mehr Wissen über Israel an

Antisemitismus-Beauftragte Staffa mahnt mehr Wissen über Israel an
Der Weihnachtsmarkt einer Darmstädter Kirchengemeinde, auf dem von der Hamas verwendete Symbole feilgeboten wurden, sorgt weiter für Wirbel. Der Antisemitismus-Beauftragte der EKD forderte, Kirchen müssten sich mehr mit dem Nahost-Konflikt befassen.

Berlin, Darmstadt (epd). Der Antisemitismus-Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Christian Staffa, hat mehr Wissen und Auseinandersetzung mit dem Nahost-Konflikt in den evangelischen Gemeinden angemahnt. Das Beispiel israelfeindlicher und antisemitischer Symbole und Slogans auf einem Weihnachtsmarkt einer evangelischen Gemeinde in Darmstadt sei zwar krass, aber sicher nicht der Normalfall, sagte Staffa dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Dennoch stelle er immer wieder fest, dass es nicht nur an der Kirchenbasis, sondern durchaus auch unter kirchlichen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren Wissensdefizite und antiisraelische Affekte gebe, die über das völlig berechtigte Maß an kritischer Beobachtung hinausgehe, sagte Staffa, der an der Evangelischen Akademie in Berlin als Referent arbeitet.

In Darmstadt hatte eine propalästinensische Gruppe auf dem „Anti-Kolonialen Friedens-Weihnachtsmarkt“ der evangelischen Michaelskirche israelfeindliche Symbole und Slogans feilgeboten, darunter auch ein Hamas-Symbol, das rote Dreieck, das in Deutschland als verbotenes Kennzeichen eingestuft wird. Dagegen gab es mehrere Strafanzeigen unter anderem wegen Volksverhetzung. Dem Gemeindepfarrer wurde die Ausübung der Amtsgeschäfte untersagt. Der Theologe hatte zuvor nach eigenen Angaben Morddrohungen erhalten.

Die Staatsanwaltschaft Darmstadt nahm Ermittlungen auf, die sich aktuell noch gegen unbekannt richten. „Es wurden noch keine Beschuldigten erfasst“, teilte die Behörde dem epd mit. „Insbesondere wird nicht gegen die Gemeinde ermittelt.“ Laut Staatsanwaltschaft ging es mehreren der eingegangenen Strafanzeigen um den Verdacht der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen sowie der Volksverhetzung. Verschiedene Medien hatten berichtet, die Ermittlungen richteten sich gegen den evangelischen Gemeindepfarrer.

Der evangelische Antisemitismus-Beauftragte Staffa sagte, Erinnerungen an koloniale Vergangenheiten und deren gegenwärtigen Folgen wie auch deren christliche Mittäterschaft seien zwar wichtig für die Entwicklung einer gleichberechtigten, partizipativen Gesellschaft und auch der Kirche. „In unseren Gemeinden gibt es nicht selten bezogen auf Israel das Bedürfnis, hier ein klares Täter-Opfer-Schema draufzulegen: Israel, der koloniale Aggressor, der Besatzer, der Goliath gegenüber den Palästinensern als Opfer“, sagte er. „So ehrenwert die prinzipielle Solidarität mit den Opfern ist, so wenig trifft sie hier generalisierend zu.“

Der Vorwurf des Kolonialismus treffe ebenfalls nicht auf eine Situation zu, in der es immer jüdisches Leben in Israel und Palästina gegeben habe. „Es ist noch ein langer Weg, bis ohne Affekte über Israel sachbezogen und mit Aushalten von extremen Spannungen gesprochen werden kann“, sagte Staffa. Es sei auch eine protestantische Aufgabe, dies zu fördern und die christliche Signatur in der Israelskepsis bis Israelfeindschaft aufzudecken.