Einsamkeit unter jungen Menschen verbreitet

Einsame Jugendliche in ihrem Zimmer
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Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkung haben die Einsamkeit bei jungen Menschen deutlich verstärkt.
Bertelsmann-Studie
Einsamkeit unter jungen Menschen verbreitet
Viele junge Erwachsene in der EU teilen laut einer Studie das Gefühl, einsam zu sein. Besonders betroffen sind junge Menschen mit niedrigerem Bildungsstand. Die Autoren empfehlen spezielle Angebote der Beratung und Begegnung.

Mehr als jeder zweite junge Mensch in der EU fühlt sich einer Studie zufolge einsam. Etwa 57 Prozent der jungen Europäer zwischen 18 und 35 Jahren fühlen sich moderat oder sogar stark einsam, wie aus der von der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh veröffentlichten Untersuchung hervorgeht.

Die Auswertung zeige, dass der seit der Corona-Pandemie bestehende Trend einer weiten Verbreitung von Einsamkeit unter jungen Menschen in Deutschland anhalte und zudem auch in der gesamten EU anzutreffen sei, erklärte die Stiftung.

Besonders betroffen sind demnach junge Menschen in Frankreich. Junge Niederländer seien am wenigsten von starker Einsamkeit betroffen. In Frankreich bezeichnen sich fast zwei Drittel der jungen Menschen (63 Prozent) als moderat oder stark einsam. In Deutschland liegt der Wert unter dem EU-Schnitt.

Laut der Studie "Einsamkeit junger Menschen 2024 im europäischen Vergleich" sind jüngere Erwachsene in Deutschland und in der EU einsamer als ältere Menschen. In Deutschland gab rund jeder zweite junge Mensch (51 Prozent) an, sich moderat oder stark einsam zu fühlen. Von den älteren Erwachsenen zwischen 36 und 69 Jahren fühlten sich 37 Prozent moderat oder stark einsam. Der Anteil mit einer starken Einsamkeit liegt in beiden Altersgruppen bei jeweils zwölf Prozent.

Auch gesellschaftliches und politisches Problem

Einsamkeit sei besonders stark bei Menschen mit niedrigem Bildungsstand ausgeprägt, erklärte die Stiftung. Grund dafür könne sein, dass Menschen mit höherem Bildungsstand eher Möglichkeiten finden, Stress zu bewältigen. Zudem verfügten Menschen mit höherer Bildung oft über ein höheres Einkommen, sie könnten daher umfangreicher am sozialen Leben teilhaben.

Einsamkeit könne das Zugehörigkeitsgefühl zur Gesellschaft vermindern und so auch zu einem gesellschaftlichen und politischen Problem werden, warnte Leander Berner von der Bertelsmann Stiftung: "Gerade deshalb sollten wir Einsamkeit als Gesellschaft gemeinsam angehen und Betroffene nicht stigmatisieren."

Die Studie empfiehlt unter anderem Beratungsangebote und Begegnungsformen insbesondere für junge Menschen sowie einen länderübergreifenden Austausch von Erfahrungen. Auch die Unterstützung sozialer und emotionaler Fähigkeiten könne dazu beitragen, Einsamkeit wirksam zu reduzieren.

Die Daten stammen aus einer wiederholt vorgenommenen querschnittlichen Online-Befragung von Teilnehmenden aller EU-Länder (eupinions-Befragung). Die Daten wurden vom 15. Juni bis 1. Juli dieses Jahres vom Marktforschungsinstitut Latana erhoben. Befragt wurden insgesamt 23.536 Personen aus Europa, darunter 2.848 aus Deutschland.