Wenn der Weihnachtspulli hübsch häßlich ist

Frau hält einen Pulli mit Weinhnachtsmann-Motiv in die Höhe
epd-Bild/Christiane Stock
Hauptsache häßlich - der Trend mit den Weihnachtspullis ist von den USA auch zu uns geschwappt.
Schräger Trend
Wenn der Weihnachtspulli hübsch häßlich ist
Bunte Strickwaren mit weihnachtlichen Motiven polarisieren. Viele lieben die "Ugly Christmas Sweater", stehen auf Kitsch und Provokation, andere finden sie einfach nur grässlich. Fußballvereine, Brauereien und Supermärkte vermarkten Weihnachtspullis. Und in Amerika haben sie einen eigenen Ehrentag - der heute gefeiert wird.

Ob Schneemann, Weihnachtsmann, Rentier oder Politikergesicht: Weihnachtspullis sollen vor allem bunt und auffällig sein - gerne auch mit blinkenden Lichtern. Seit einigen Jahren ist der angelsächsische Trend der "Ugly Christmas Sweaters", der hässlichen Weihnachtspullis, auch in Deutschland angekommen - nicht nur bei jungen Leuten.

Dabei scheiden sich die Geister an den bunten Strickwaren. Die einen lieben sie und tragen sie privat und sogar zur Arbeit, augenzwinkernd und oft mit einer Prise Humor und Ironie. Andere finden die grelle Ware einfach nur geschmacklos und grässlich.

Der Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti aus Grevenbroich im Rheinland sieht in den bunten Weihnachtspullis auch etwas Provokation. Damit drücke sich ein Teil der Bevölkerung aus, der sich immer weniger mit Weihnachten identifiziere. Sie seien Ausdruck eines "Nichtakzeptierens von süßlicher christlicher Frömmigkeit".

"Man setzt dagegen, indem man das karikiert und auf Partys mit Alkohol beträufelt", sagte der katholische Theologe dem Evangelischen Pressedienst. Eine Bedrohung für das Weihnachtsfest sieht er darin aber nicht. Damit sich der Trend zu einem Brauch entwickle, müsse er andere Dimensionen und eine größere Akzeptanz entwickeln.

Filme befeuern den Trend

Begonnen hat das Phänomen bereits in den 1950er Jahren. Damals trugen Schauspieler in den USA erstmals gestrickte Pullover in Filmen, meist schlicht im Norwegerstil mit Zopfmuster oder Schneeflocken. Danach wurde die Mode bunter. Das zeigte sich auch in den weihnachtlichen Hollywoodfilmen. 1989 trug etwa Chevy Chase weihnachtliche Strickbekleidung im Weihnachtsfilm "Schöne Bescherung". Auch der Familienklassiker "Kevin allein zu Haus" (1990) setzt auf Schick in Strick in weihnachtlichem Rot und Grün.

Richtig los ging der Trend nach der Jahrtausendwende mit der britischen Komödie "Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück" (2001), in der Schauspieler Colin Firth einen dunkelgrünen Rollkragenpullover trug, auf dem der Kopf eines Rentiers mit roter Nase abgebildet war. Der modische Fauxpas war danach nicht mehr peinlich, sondern wurde ein Trend.

Auch die Politik steigt ein

Die USA widmen dem saisonalen Kleidungsstück sogar eigenen Tag, den "Ugly Sweater Day", der am dritten Freitag im Dezember begangen wird, diesmal also am 20. Dezember. In Leverkusen gibt es seit einigen Jahren einen Weihnachtslauf "Ugly Xmas sweater run". Am 15. Dezember wollten mehr als 500 Läuferinnen und Läufer in ihrem verrücktesten Weihnachtsoutfit teilnehmen. Die Startplätze waren seit Wochen ausgebucht.

Mittlerweile machen nicht nur Modelabels mit. Mit weihnachtlichen Motiven kleiden auch Fußballvereine wie Borussia Dortmund und der FC Bayern München ihre Fans ein. Eigene Weihnachtspullis inklusive Markenlogo bieten etwa auch Brauereien und Supermarktketten an.

Da dürfen auch Politiker nicht fehlen. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zeigte sich im vergangenen Winter in unterschiedlichen Weihnachtspullis auf Social Media. Statt Rentier-Motiv ist in diesem Jahr gleich sein eigenes Konterfei mit CSU-Schriftzug abgebildet. Gleich mehrere Exemplare ließ er davon anfertigen und will sie verlosen, trotz Spott und Häme aus dem Netz. Kritiker fragten: "Worum geht es bei Weihnachten nochmal?"

Religiöse Motive fehlen

Für Pfarrer Pascal Würfel aus Karlsruhe-Neureut sind die Pullis ein Ausdruck von Freude und Humor. Damit könne die frohe Botschaft in einer weniger traditionellen Weise verbreitet und Weihnachten für viele zugänglich werden - egal, ob sie in einer Kirche sind oder nicht.

Die evangelische Theologin Sarah Banhardt aus Heiligkreuzsteinach im Nordwesten von Baden-Württemberg trägt gerne wollige Weihnachtspullover im Norwegerstil, um ihre Vorfreude auf Weihnachten auszudrücken. Problematisch an den "Ugly Christmas Sweatern" findet sie, dass sie oft billig produziert und schnell entsorgt werden.

Die Karlsruher Citykirchenpfarrerin Claudia Rauch, findet den Trend "ganz putzig", würde die Strickwaren aber eher als "Winterpullis" bezeichnen, da religiöse Motive fehlen. Da sie als Pfarrerin an Weihnachten meist den Talar anhabe, dekoriere sie sich lediglich mit "Weihnachtskugeln als Ohrringe".