Bereits im November leuchten Geschäfte und Einkaufszentren festlich, um die Konsumenten in vorweihnachtliche Stimmung zu versetzen. Doch auch in den Kirchen geht es heiß her, denn pünktlich zur Adventszeit soll das Gotteshaus festlich erleuchten. Was als einfache Kerzenbeleuchtung begann, scheint heute den Ursprungsgedanken, nämlich die Einladung zum gemeinsamen Beten, aus den Augen verloren zu haben und geht im Konsumrausch unter.
Die übertrieben geschmückten Einkaufszentren und die Vorweihnachtszeit, die bei Geschäften bereits im September beginnt, sind vielen Kritikern ein Dorn im Auge. Doch Weihnachtslichter sind mittlerweile zu einem festen Bestandteil der Weihnachtsdekoration geworden und schmücken Häuser, Gärten, Geschäfte und sogar Kirchen auf der ganzen Welt. Dabei legen viele Menschen Wert auf nachhaltige LED-Beleuchtung statt der Beleuchtung mit Wachskerzen, die nicht selten Grund für einen Zimmerbrand sind.
Nach ihrem Volontariat in der Pressestelle der Aktion Mensch arbeitete Alexandra Barone als freie Redakteurin für Radio- und Print-Medien und als Kreativautorin für die Unternehmensberatung Deloitte. Aus Rom berichtete sie als Auslandskorrespondentin für Associated Press und für verschiedene deutsche Radiosender. Seit Januar 2024 ist sie als Redakteurin vom Dienst für evangelisch.de tätig.
Doch im 17. Jahrhundert war das anders. Damals begannen die Menschen, Weihnachten mit Lichtern zu feiern: Weihnachtsbäume wurden mit Wachskerzen geschmückt, dabei symbolisierte das Licht Christus. Doch im 17. Jahrhundert gab es noch keine Elektrizität und damit auch keine künstliche Beleuchtung. Es wurden daher brennende Wachskerzen verwendet, was jedoch eine erhebliche Brandgefahr darstellte.
Der erste Weihnachtsbaum mit elektrischem Licht
Das änderte sich im 19. Jahrhundert: Im Dezember 1882 installierte Edward H. Johnson in seinem Privathaus in der berühmten 5th Avenue in Manhattan eine bunte Lichterkette. Der Weihnachtsbaum in seinem Salon drehte sich und 80 walnussgroße Glühbirnen erleuchteten den Baum in Weiß, Blau und Rot. Die erste elektrische Weihnachtsbeleuchtung war eine Sensation. Die Menschen blieben scharenweise auf der Straße stehen und versuchten, einen Blick in den Salon zu erhaschen.
Diese bahnbrechende Innovation markierte den Beginn einer neuen Ära der Weihnachtsbeleuchtung und ebnete den Weg für die schillernden Darbietungen, die wir heute sehen. Doch dauerte es weitere 30 Jahre, bis sich durchschnittliche Bürgerinnen und Bürger, auch eine elektrische Lichterkette leisten konnten. Ab 1903 brachte General Electric (früher Edison Electric Light) das erste elektrische Kerzen-Set heraus. Dieses war schon vollständig verkabelt und musste nur an die Steckdose angeschlossen werden.
Kirche leuchtet an Weihnachten in goldenen Tönen
Die rasant fortschreitende Elektrifizierung der Haushalte unterstützte den Siegeszug der elektrischen Weihnachtsbeleuchtung – in Haushalten und Kirchen. Dabei ist bei der Kirchenbeleuchtung auf einige Besonderheiten zu achten: "Flexibilität ist in der Kirche noch viel wichtiger als im Privathaushalt, da es so viele verschiedene Nutzungen in einem Raum geben kann", erklärt die Lichtberaterin Beatrice Seidt vom Lichtplanungsunternehmen 3lpi in München. Hinzu komme noch, dass es in der Kirche viele Akteure gebe, die verschiedenen Anforderungen hätten – die Geistlichen, die Gläubigen, die Musiker, die interessierten Besucher, ältere Menschen und Kinder. "Wichtig ist es, auf eine Beleuchtung zu setzen, die flexibel auf die gewünschten Besonderheiten eingehen kann - wie beispielsweise eine brillante, stimmungsvolle Beleuchtung für das Weihnachtskonzert oder eine sanfte und fokussierte Beleuchtung für die Andacht. Dabei sollte sie stets auch leicht bedienbar bleiben." Eine komplexe Lichtsteuerung, die immer einen Experten zum umprogrammieren benötigt sei schlicht nicht sinnvoll und führe dazu, dass die Möglichkeiten nicht ausgeschöpft werden könnten.
"Licht ist einer der prägendsten Aspekte der Atmosphäre einer Kirche, es soll die Ruhe, die Besinnlichkeit unterstützen, möglichst ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Ein gutes Licht ist eines, dass man nicht bewusst wahrnimmt, sich aber im Raum einfach wohlfühlt", erklärt die Lichtexpertin Seidt. Grundsätzlich gelte: Weniger ist mehr! "Ein einzelnes gezielt durch Licht hervorgehobenes Element ist schöner als viele unterschiedliche Lichtideen zu mischen. Mit farbigem Licht sollte möglichst zurückhaltend gearbeitet werden, auch hier gilt: lieber ein schön angestrahlter Weihnachtsstern, als viele wahllose bunte Farbkleckse im Raum. In der besinnlichen Weihnachtszeit sollte zudem das Lichtniveau etwas abgesenkt werden, das betont die Festlichkeit. Und natürlich sind Kerzen immer noch eine der schönsten Lichtquellen, gerade dann!"