Uruguay entscheidet in Stichwahl über künftigen Präsidenten

Uruguay entscheidet in Stichwahl über künftigen Präsidenten

Santiago de Chile, Montevideo (epd). Uruguay wählt am Sonntag einen neuen Präsidenten. In einer Stichwahl tritt der Kandidat des linksreformistischen Bündnisses Frente Amplio, Yamandú Orsi, gegen den Mitte-Rechts-Kandidaten Álvaro Delgado von der Partido Nacional an. Orsi gewann in der ersten Wahlrunde vom 27. Oktober mit 44 Prozent der Stimmen und gilt als Favorit. Delgado erhielt 27 Prozent der Stimmen und ist der Wunschkandidat des aktuellen Präsidenten Luis Lacalle, der nicht erneut antreten darf.

Politisch gelten beide Kandidaten als gemäßigt. Der linksreformistische Frente Amplio verspricht den Ausbau des Sozialstaates, die Bekämpfung sozialer Ungleichheit und mehr Klimaschutz. Gleichzeitig war das Bündnis auch gegen eine Senkung des Rentenalters, über das die Gewerkschaften am 27. Oktober per Volksentscheid abstimmen ließen. An der Urne wurde die Initiative abgelehnt. Delgado wirbt derweil mit einem Abbau von Bürokratie, Infrastrukturmaßnahmen und der Bekämpfung von Kriminalität.

Uruguay hat eine starke Demokratie und im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Staaten relativ wenig soziale Ungleichheit. Das Land hat allerdings mit den Folgen des Klimawandels und zunehmender organisierter Kriminalität zu kämpfen. In den Jahren 2022 und 2023 ging der Hauptstadt Montevideo aufgrund einer lang anhaltenden Trockenheit über mehrere Monate das Trinkwasser aus, was zu Protesten der Bevölkerung führte. Bereits 2022 warnte das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Unep) davor, dass sich in Uruguay lateinamerikanische Drogenkartells einnisteten, um die lokale Nachfrage nach Kokain zu decken, aber auch als Drehkreuz für den Export nach Europa.

Bei einem Wahlsieg müssten beide Kandidaten größere Bündnisse im Parlament schmieden, da keine Partei eine Mehrheit besitzt. Der Frente Amplio verpasste mit 48 von 99 gewonnenen Sitzen am 27. Oktober nur knapp eine Mehrheit. Das Partido Nacional hat zusammen mit seinem derzeitigen Koalitionspartner, dem Partido Colorado, 46 Sitze. Die restlichen Sitze verteilen sich auf verschiedene Kleinparteien.