Preis für Versöhnungsinitiative in Nahost

Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU)
Christine Dierenbach / Stadt Nürnberg
Die Versöhnungsinitiative "Parents Circle - Families Forum" bringt israelische und palästinensische Familien zusammen, die durch den Nahostkonflikt einen Angehörigen verloren haben.
Nürnberger Menschenrechtspreis
Preis für Versöhnungsinitiative in Nahost
Die Versöhnungsinitiative "Parents Circle - Families Forum" bringt israelische und palästinensische Familien zusammen, die durch den Nahostkonflikt einen Angehörigen verloren haben. Nun wird sie mit dem Nürnberger Menschenrechtspreis ausgezeichnet.

Die israelisch-palästinensische Versöhnungsinitiative "Parents Circle - Families Forum (PCFF)" erhält den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis 2025. "Wir sind tief bewegt von dieser Nachricht", teilt PCFF am Montag mit. "Die Unterstützung unserer Arbeit ist wichtiger denn je." PCFF stehe "nach wie vor gegen den Krieg, gegen Hass, Rache, Dehumanisierung und jede Form von Gewalt", heisst es weiter. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.

Mit der Verleihung des Menschenrechtspreises 2025 würdigt die Jury das Engagement der PCFF, "die selbst in schwierigsten Zeiten die Kommunikationskanäle zwischen Israelis und Palästinensern offenhält". Die neunköpfige Jury unter dem Vorsitz von Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) wollte mit der Auszeichnung "ein deutliches Signal der Verständigung setzen", sagt König am Montag im Nürnberger Rathaus.

Die PCFF-Familien setzen sich "für ein Ende des Blutvergießens ein und rufen zur Versöhnung auf". Ihr Engagement für gewaltfreie Lösungen des Konflikts ergäben sich aus der gemeinsamen Erfahrung des Verlustes. PCFF bringt seit 1995 israelische und palästinensische Familien zusammen, die durch den anhaltenden Nahostkonflikt ein Familienmitglied verloren haben. Ein Team aus dem israelischen Ramat Efal und dem palästinensischen Beit Jala nahe Bethlehem verbindet trauernde Menschen aus beiden Lagern.

Dialog und Versöhnung statt Rache
Auch in den aktuellen Kriegsereignissen setzt die PCFF mit ihren gut 750 Mitgliedern weiter auf die Bereitschaft zum Dialog. Ziel sei es, trotz Trauer durch Empathie Feindseligkeit zu überwinden. "Ihr Mut, den Schmerz des ‚Anderen‘ in diesem lang anhaltenden Konflikt anzuerkennen und anzunehmen, obwohl sie von ihren eigenen Gemeinschaften kritisiert und manchmal sogar bedroht werden, ist bemerkenswert", betont Jury-Mitglied Noa Karavan-Cohen. "Sie streben nach Dialog und Versöhnung und nicht nach Rache, damit keine andere Familie auf beiden Seiten den Verlust und den Schmerz erleiden muss, den sie erlitten haben."

Israels Einmarsch im palästinensischen Gaza-Streifen und der Kampf an weiteren Fronten nach dem Terror-Angriff der Hamas im Oktober 2023 gehe auch an Deutschland nicht spurlos vorbei. "Der schreckliche Krieg wirkt auch in unsere Nürnberger Gesellschaft hinein", so König. Er drücke sich in Antisemitismus und Islamfeindlichkeit aus. Zur feierlichen Preisverleihung am 25. September 2025 erwartet die Stadt Nürnberg die beiden Auslandsdirektoren von PCFF, die Israelin Robi Damelin und den Palästinenser Bassam Aramin.

Der Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis wird seit 1995 alle zwei Jahre verliehen. Er wird den Angaben zufolge an Einzelpersonen oder Gruppen vergeben, die sich vorbildlich und unter hohem persönlichem Risiko für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. Zuletzt hatte den Preis 2023 der kenianische Blogger und Aktivist Malcolm Bidali erhalten. Die Auszeichnung ist laut Satzung Symbol dafür, dass von Nürnberg, der ehemaligen Stadt der nationalsozialistischen Reichsparteitage und der menschenverachtenden NS-Rassegesetze, "in Gegenwart und Zukunft nur noch Signale des Friedens und der Völkerverständigung ausgehen".