Auf den ersten Blick erzählt "Das Leben ist ein Bauernhof" die gleiche Geschichte wie viele andere Filme dieser Art, in denen sich Verwandte aus heiterem Himmel um den Nachwuchs ihrer Angehörigen kümmern müssen. Aber nicht nur die anspruchsvollen theologischen Gespräche der beiden Brüder, die unerwartet aus ihrem Trott gerissen werden, unterscheidet dieses schon allein wegen seiner gelungenen Mischung aus heiteren und melancholischen Momenten interessante Heimatdrama von vergleichbaren Werken.
Ein klares ökologisches Konzept für die Zukunft des Bauernhofs
Reizvoll ist schon allein die Konfrontation der Hauptfiguren: Bernhard und Hannes haben bereits in jungen Jahren den elterlichen Hof in Oberbayern verlassen, um in anderen Welten ihr Glück zu suchen. Bernhard (Dominic Raacke), mehrfach geschieden, ist erfolgreicher Gewürzhändler, besitzt eine traumhafte Villa in der Nähe Hamburgs und hat eine junge Freundin, die vergeblich versucht, eine größere Rolle in seinem Leben zu spielen. Hannes (Heio von Stetten), begnadeter Organist, ist den entgegengesetzten Weg gegangen und hat sich in ein Benediktinerkloster zurückgezogen. Beide haben sich viele Jahre nicht gesehen. Als ihre Schwester, die den Hof übernommen hat, plötzlich stirbt, kehren sie zur Beerdigung in die Heimat zurück. Bernhard will den Betrieb so rasch wie möglich abwickeln, hat die Rechnung aber ohne seine selbstbewusste 17-jährige Nichte (Katharina Leonore Goebel) gemacht: Katharina hat ein klares ökologisches Konzept für die Zukunft des Bauernhofs. Doch der Kundenberater (Stefan Murr) der örtlichen Bank treibt ein doppeltes Spiel: Er will den Hof in den Ruin treiben, damit ein gieriger Nachbar (Heinz-Josef Braun) den Besitz bei einer Zwangsversteigerung für einen Spottpreis ersteigern kann.
Nicht nur die "Plötzlich Onkel"-Ebene, auch der Konflikt rund um das Familienerbe ist aus diversen Degeto-Produktionen bekannt. Dass ausgerechnet der Sohn (Klaus Steinbacher) des gierigen Bauern in Katharina verliebt ist, passt gleichfalls ins Bild. Und doch ist "Das Leben ist ein Bauernhof" mehr als bloß das übliche Heimatdrama mit wechselweise komischen oder melancholischen Einlagen. Das liegt vor allem an den beiden Brüdern und ihren Darstellern. Gerade Raacke spielt den mehr spür- als sichtbaren Wandel Bernhards sehr glaubwürdig. Während sich Gottesmann Hannes auch durch kritische Fragen nicht aus dem Konzept bringen lässt, lernt Bernhard neben der vom Bruder gepredigten Demut zum Verdruss von Freundin Caro (Florentine Lahme) auch den Blick für das Wesentliche. Die still verehrte unerfüllte Jugendliebe (Carin C. Tietze) spielt dabei eine nicht ganz unwesentliche Rolle.
Thomas Kronthaler, dessen Drehbuch auf einer Idee des Produzenten Uli Aselmann basiert, ist im "Plötzlich..."-Genre nicht ganz unerfahren ("Plötzlich Opa", "Zimmer mit Tante"). Seine dem Genre angemessene unaufgeregte Inszenierung lässt vor allem die Schauspieler glänzen. Gerade die junge Katharina Leonore Goebel macht ihre Sache bemerkenswert gut und agiert scheinbar problemlos auf Augenhöhe mit den beiden prominenten Kollegen.