Wie sehr der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump um die Gunst von Wählerstimmen aus der Latino-Community wirbt, zeigte sich jüngst. Das Trump-Team distanzierte sich von einer rassistischen Beleidigung des Komikers Tony Hinchcliffe, der den mit den USA assoziierten Karibikstaat Puerto Rico auf einer Wahlkampfveranstaltung in New York City als "schwimmende Müllinsel" bezeichnet hatte.
Puerto Rico darf zwar am 5. November bei den US-Präsidentschaftswahlen nicht mit abstimmen. Eine große puerto-ricanische Community lebt aber in Pennsylvania - einem Swing State mit unklarem Wahlausgang.
In den US-Wahlkabinen zeigt sich ein Zusammenhang zwischen ethnischer Zugehörigkeit und Wahlentscheidungen. Weiße Wähler stimmen eher für die republikanische Partei ab, Schwarze und Latinos eher für die Demokraten. Ungeachtet der Wählerstimmen aus der Schwarzen- und Latino-Community: Weiße Wähler geben den Ausschlag für Donald Trump. Laut einer CNN-Umfrage vom vergangenen Wochenende wollen 55 Prozent der potenziellen weißen Wähler für Trump, nur 41 Prozent für die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris stimmen.
Auf der Zielgeraden zur Wahl kommende Woche erlebt die Nation auf republikanischer Seite jedoch einen Wandel. Donald Trump hetzt zwar gegen Migranten, zugleich bemüht er sich um hispanische Wähler. Die Demokraten hingegen machen sich Sorgen um die Stimmen schwarzer Männer - wie zuletzt der Wahlkampfauftritt von Michelle Obama am Wochenende zeigte.
Michelle Obama appelliert an die Frauen
Die Frau des Ex-Präsidenten Barack Obama appellierte an schwarze Wähler. Frauen dürften nicht zu Opfern der Frustration jener Männer werden, die aus Enttäuschung über das politische System für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten stimmen oder gar nicht erst zur Wahl gehen wollten, sagte sie: "Wenn wir diese Wahl nicht richtig angehen, werden eure Ehefrauen, Töchter, Mütter - wir Frauen - zu Kollateralschäden eurer Wut."
Wie Nachwahlbefragungen aus dem Jahr 2020 zeigen, als Joe Biden gegen Donald Trump gewann, stimmten damals 58 Prozent der weißen Wähler:innen für Trump, 41 Prozent für Biden. Schwarze Wähler:innen wählten zu 87 Prozent Biden und zu 12 Prozent Trump. Knapp zwei Drittel der Wähler aus der Latino-Community stimmten für Biden und 32 Prozent für Trump. Die weiße Wählerschaft war jedoch deutlich in der Mehrheit: Rund zwei Drittel der Urnengänger waren weiß, jeweils 13 Prozent gehörten der Schwarzen- oder der Latino-Community an.
Vorsprung der Demokraten schmilzt bei Latinos
Gegenwärtige Erhebungen zeigen aber, dass der traditionelle demokratische Vorsprung bei den Latinos schmilzt. Trump hat mit Alarmrufen vor der "Invasion" von Migranten aus Südamerika gepunktet, die mit einer Grenzmauer gestoppt werden müssten. Bei Veranstaltungen für Latinos betont Trump hingegen Wirtschaftsfragen. Er verspricht weniger Inflation und mehr Jobs, von denen auch Latinos profitieren würden. Bei einer Veranstaltung in Miami sprach Trump von seiner "Liebesaffäre" mit der Latino-Community.
Álvaro Corral ist Politikwissenschaftler an der Universität von Texas und Experte für das Wahlverhalten der Latino-Community. Vor rund 20 Jahren habe in der Demokratischen Partei die Idee Fuß gefasst, der demografische Wandel - steigende Zahl von Menschen mit Einwanderungsgeschichte, zurückgehende Zahl der Weißen - würde progressive politische Änderungen mit sich bringen. Das müsse hinterfragt werden, sagte Corral dem Evangelischen Pressedienst. Trumps Rhetorik gegen Immigranten habe "nicht automatisch" dazu geführt, dass Wähler:innen der Latino-Community zu den Demokraten tendieren.
Latinos, die schon länger in den USA lebten, seien "weiter entfernt von ihrer eigenen Einwanderererfahrung", sagte Corral. Manche wollten glauben, dass sie mit Trumps teils beleidigenden Kommentaren nicht gemeint seien, und befürworten stattdessen dessen wirtschaftliche Versprechen. Es sei denkbar, dass Trump ein historisches Hoch von 35 bis 40 Prozent der Latino-Stimmen bekommt, prognostizierte Corral. Der republikanische Präsident mit dem bislang höchsten Anteil von Latino-Stimmen war laut Pew Research Center 2004 George W. Bush mit 40 Prozent.
Während das Trump-Team um Stimmen der Latinos kämpft, sorgen sich die Demokraten offenbar um Anhänger aus der schwarzen Community. Wirtschaftliche Sorgen sind ein Grund für mangelnde Unterstützung vor allem schwarzer Männer. Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hat jüngst einen Plan mit auf schwarze Männer zugeschnittenen Förderprogrammen vorgelegt.