Community reagiert auf virtuelle Auferstehung

Mann steht vor Bilschirm
dpa/Peter Steffen
Setzt die KI der menschlichen Endlichkeit bald ein Ende? Wir haben gesammelt, was unsere Leser:innen zu "virtueller Auferstehung" sagen.
Traum oder No-Go?
Community reagiert auf virtuelle Auferstehung
Mit Hilfe von Chatbots und Avataren, die von einem KI-generierten Sprachmodell gefüttert werden, können Angehörige mit Verstorbenen kommunizieren. Ist das eine Traumerfüllung oder ein absolutes No-Go? So reagiert die evangelisch.de-Community auf die Möglichkeit der virtuellen Auferstehung.

In einem Post auf Facebook über den Münchner Theologen Reiner Anselm, der die Entwicklung von virtueller Auferstehung kritisch bewertet, haben wir unsere Community gefragt: "Kannst du dir vorstellen, dass deine Liebsten mal zu einer KI werden, mit der später kommuniziert werden kann?". Wir haben die einschlägigsten Antworten hier gesammelt:

Nina: "Ich kann mir das problemlos vorstellen, würde das für mich aber niemals wollen. Und ich bilde mir ein, dass das auch kein Wunsch meiner Oma oder meines Opas wäre. Möglich, das die Vorstellung einfacher fällt oder der Wunsch danach besteht, wenn der Verstorbene vorher aktiv virtuell unterwegs war und das selbst aktiv für sich und seine Hinterbliebenen entscheidet. Ich selber würde darin keinen Trost und schon gar keinen Ersatz finden - möglich, dass es Menschen gibt, denen es Trauer erträglicher erscheinen lassen würde."

Linda: "Niemals. Um die Vision der Verstorbenen zu erstellen, müsste man nämlich deren intimste Gedanken aus Texten (Briefen oder Tagebüchern) und möglichst Sprachaufnahmen ihrer Stimme preisgeben. Und der natürlichen Ablösung und Trauer tut es auch nicht gut."

Melanie-Dominique: "Auf gar keinen fall. Das ist ja mega gruselig! Ganz davon abgesehen, dass das mit meinem Glauben Kontroversen geben würde."

Anna: "Nein: Großvaters und Großmutters Seelen sind einmalig und unwiederbringlich!"

Michael: "Nein. Möchte sie für so einen Unfug nicht missbrauchen. Sie sind beim Herrn. Wiedersehen folgt am Ende aller Tage, wenn der Herr wiederkommt. Das genügt mir."

Ina: "Nein und das will ich auch keinesfalls probieren. Da gibt es etwas Heiliges zwischen Himmel und Erde, das verdient Respekt."

Susanne: "Was sich doch der Mensch so alles ausdenkt!? Diese neue 'Künstliche Intelligenz (KI)', brauche ich nicht. Und Verstorbene zu einer KI werden zu lassen, ist ein 'No Go'. Das ist unchristlich. So etwas ist, für mein Empfinden, mit dem Christentum nicht vereinbar. Ich glaube an die Auferstehung, wie in der Bibel beschrieben. Eine 'Künstliche Intelligenz (KI)' wird da nicht nötig sein. Der Mensch macht einfach vor Nichts 'Halt'. Das ist schlimm! Irgendwo sollte da mal eine Grenze gezogen werden, denke ich! Nicht alles, was vielleicht machbar ist, gehört auch tatsächlich umgesetzt."

Heide: "Das wäre für mich unerträglich, man muss doch erst die Trauerarbeit hinbekommen von dem echten Tod eines geliebten Verstorbenen, das ist schon schwer genug, man geht an die Grabstelle und versucht damit klarzukommen in der Realität. Aber dann immer wieder die oder den Verstorbenen zu erleben, würde bei mir Geist und Seele total verwirren."

Elisabeth: "Ich bin sicher, dass mein Vater, mit dem ich überaus gerne noch sprechen würde, mich für verrückt erklären würde. So ein Kommunikationsangebot brauche ich nicht."

Marco: "Ich könnte mir zwar durchaus vorstellen, mich mit einem virtuellen Einstein nüchtern und rein fachlich über die Wissenschaft zu unterhalten, aber bereits den angedeuteten Versuch, den echten Menschen hinter der wissenschaftlichen Fassade abbilden zu wollen, halte ich für verkehrt und aussichtslos. Die Vorstellung, dies mit einem verstorbenen Liebsten zu tun, empfinde ich als geradezu grässlich grotesk. Da zudem die wenigsten Menschen Hunderte von Seiten ihrer intimsten Gedanken hinterlassen, halte ich das davon abgesehen auch für völlig unrealistisch. Selbst wenn es diese Fülle an Daten zum 'Trainieren' des Avatars gäbe, würde dadurch nur ein so blasses und unvollständiges Phantom des Verstorbenen geschaffen, das alleine der Gedanke daran mich schon schmerzt..."

Janine: "Alle, die hier vorschnell urteilen: Man müsste tatsächlich Studien durchführen, ob diese Art des Umgangs mit Trauer den Prozess stört, nicht beeinflusst oder sogar fördert. Man war lange Jahre überzeugt, dass Kinder, die schlimme Bilder nach Katastrophen malen, mehr Schaden genommen haben als andere. Was soll ich sagen. Es kam genau das Gegenteil heraus. Diese Kinder haben ein Ventil gefunden und das Erlebte besser verarbeitet als Kinder, die es nicht noch mal reproduziert und von sich geschoben haben. Ich sehe hier große Parallelen zu christlichen Vorstellungen. Mit einem verstorbenen Menschen Zwiesprache zu halten, Briefe zu schreiben, kann heilsam sein, sogar sich Antworten auszudenken, damit das Unterbewusstsein Frieden finden kann wenn z.B. ein Abschied nicht möglich war. Ich wäre also offen dabei. Vielleicht hilft es den Trauenden und das ist es doch, worum es auch bei Beerdigungen etc. geht. Ich spreche oft noch mit meiner verstorbenen Mutter, schaue ihr Bild an und stelle mir vor, was sie wohl zu mir und meiner Tochter, die sie nur kurz kennen durfte, heute sagen würde. Sie ist bei uns - ob nun nur durch meine Gedanken oder KI-gestützt. Ich würde das spannend finden. Den Toten zurückholen kann man nicht. Das sollte allen klar sein. Diese Frage ähnlich verhandelt auch der Film 'Ich bin dein Mensch'. Sehr philosophisch. Was nutzt den Menschen hier auf Erden?"

Kathrin: "Als ich vor vielen Jahren nach einer Notoperation längere Zeit im Koma lag und um mein Leben kämpfte, da ist mir meine verstorbene Mutter begegnet. Ihre Worte, die ich in mir wahrgenommen habe ohne sie zu hören: 'Kind, hier ist alles gut, aber es ist noch nicht deine Zeit. Du musst zurück.' Das war wohl der Zeitpunkt - wie ich später erfuhr -, als meine Kinder gerufen wurden, um von mir Abschied zu nehmen, weil ich die Nacht wohl nicht überleben würde. Aber es sollte anders kommen. Wozu bräuchte ich da eine neue Möglichkeit, meine verstorbenen Lieben zu 'sehen'?"

Drea: "Auf gar keinen Fall. Meine Liebsten sind in meinem Herzen. Eine Kommunikation findet wenn, dann nur in stummer Form statt und das ist auch gut so. Ich denke irgendwo sind Grenzen, die keinesfalls überschritten werden dürfen."

Brigitte: "Nein, bitte nicht. Die Liebsten hat man im Herzen und man kann sich erinnern. Und oft kommt ein Gedanke in den Kopf, der eine Antwort auf eine Frage ist, die man mit einem Verstorbenen innerlich geteilt hat."

Klaus-Peter: "Das ist gruselig und absolut inakzeptabel und widerspricht dem christlichen Menschenbild. Das Leben auf Erden dauert von der Geburt bis zum Tod. Danach kommt das ewige Leben bei Gott. Wenn der Mensch versucht, mit KI ein 'Ding' zu kreieren, das so ähnlich ist wie eine verstorbene Person, so ist das eine Anmaßung, sein zu wollen wie Gott. Es ist und bleibt aber ein 'Ding' und hat mit einer menschlichen Existenz nichts zu tun!"

Kai: "Es ist ein furchtbare Vorstellung, natürliche Realitäten werden ausgeblendet und durch den schönen Schein ersetzt. Das Anerkennen der natürlichen Vorgänge ist eine Herausforderung, Trauerarbeit wichtig, das Verkennen und Herauszögern dürfte längerfristig bei vielen schwere psychische Störungen hervorrufen."

Rene: "Es ist nur eine Kopie und wird das Original nie ersetzen können. Es kann dem Trauernden helfen, darüber weg zu kommen, also als eine Art der Trauerbewältigung. Die KI kann nur das wiedergeben was sie vorher gelernt hat oder ihr eingegeben wurde. Wenn die Revolution der KI so weiter geht kann es vielleicht mehr werden als nur die Stimme des verstorbenen Partners zu hören. Es wird trotzdem nicht dasselbe sein."

Heinrich-Werner: "Die KI gaukelt dem Trauernden dann nur was vor, was nicht wirklich ist. Jesus Christus aber hat es in seinem Tod und seiner Auferstehung und Himmelfahrt mitten in dieser Welt sichtbar gemacht, dass er wirklich durch den Tod hindurch in neues und ewiges Leben uns tragen kann."