Zeitung: Ein Viertel weniger Asylanträge in Deutschland bis September

Zeitung: Ein Viertel weniger Asylanträge in Deutschland bis September
Die Zahl der Asylanträge in Deutschland ist nach Informationen der "Welt am Sonntag" im ersten Dreivierteljahr deutlich gesunken. Die EU-Agentur, auf die sich die Zeitung beruft, bezeichnet die Zahlen allerdings als unvollständig und ungeprüft.

Berlin (epd). Die Zahl der in Deutschland gestellten Asylanträge ist einem Zeitungsbericht zufolge in den ersten neun Monaten dieses Jahres um fast ein Viertel (minus 24 Prozent) zurückgegangen. Wie die in Berlin erscheinende „Welt am Sonntag“ am Wochenende berichtete, geht das aus bislang unveröffentlichten Zahlen der Asylagentur der Europäischen Union hervor. Ein Sprecher der EU-Agentur sprach auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) von unbefugten Veröffentlichungen operationeller, unvollständiger und ungeprüfter Informationen, die seine Agentur nicht kommentiere. Er verwies auf die Mitte September veröffentlichten, bestätigten Halbjahreszahlen der EU-Asylagentur.

Laut den Zahlen der Zeitung ist der Rückgang in Deutschland deutlich größer als im Schnitt: In der gesamten EU sowie in Norwegen und der Schweiz sei die Zahl der Anträge in dem Dreivierteljahr seit Jahresbeginn, gemessen am selben Vorjahreszeitraum, um 8 Prozent auf 739.735 gesunken. Einen besonders starken Rückgang verzeichnete dem Bericht zufolge Österreich, wo sich die Zahl der Schutzanträge mehr als halbiert habe (minus 57 Prozent). Trotz des Einbruchs der Anträge hierzulande bleibe Deutschland mit 170.574 Asylanträgen Spitzenreiter. Dahinter folgten laut dem Bericht Spanien (122.096), Italien (117.042) und Frankreich (115.652). Mehr als die Hälfte der Asylanträge in Deutschland stellten den Angaben zufolge Menschen aus drei Ländern: Wichtigstes Herkunftsland sei Syrien mit 30 Prozent, dahinter folgten Afghanistan (15 Prozent) und die Türkei (13 Prozent).

Europaweit ist die Entwicklung der Asylanträge in den ersten neun Monaten dieses Jahres laut der Zeitung uneinheitlich: Anders als in Österreich und Deutschland sei die Zahl der Anträge in Italien um ein Viertel (plus 25 Prozent) gestiegen. In Griechenland seien es sogar 39 Prozent mehr gewesen, die Gesamtzahl dort habe bis Ende September 49.740 betragen.

Manche der Zahlen und Informationen, über die die „Welt am Sonntag“ berichtete, klingen plausibel, gemessen an den bestätigten Halbjahreszahlen: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres beantragten laut der EU-Asylagentur gut eine halbe Million Menschen (513.000) Asyl. In Deutschland sank die Zahl der Schutzgesuche im ersten Halbjahr um ein Fünftel (minus 20 Prozent) im Vergleich mit der ersten Jahreshälfte 2023. Bereits bis Ende Juni war Deutschland trotz rückläufiger Antragszahlen das bevorzugte Ziel von Asylsuchenden.

Wie die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf einen wenige Tage alten, vertraulichen Bericht weiter berichtete, warnt die EU-Kommission darin vor einer zunehmenden Flucht aus dem Libanon. „Vor dem Hintergrund der großen Zahl an syrischen Flüchtlingen im Libanon (nahezu 1,5 Millionen) und der verschlechterten humanitären Lage für die gesamte Bevölkerung im Libanon wird sich die Zahl derjenigen, die über die Grenze flüchten, wahrscheinlich weiter erhöhen“, zitiert die Zeitung aus dem Bericht der EU-Kommission. Migranten und Migrantinnen könnten versuchen, etwa über Syrien und die Türkei Europa auf dem Landweg zu erreichen oder die Flughäfen in Kairo und Damaskus zu nutzen.

Daten des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung und des Mediendienstes Integration zeigen, dass die höchste Zahl von Asylanträgen in Deutschland seit 1990 in den Jahren 2015/16 gestellt wurden. Im laufenden Jahr erhielt bisher knapp jeder und jede zweite Geflüchtete (46,7 Prozent) einen Schutzstatus, wie die Bundeszentrale für politische Bildung unter Berufung auf Zahlen des zuständigen Bundesamtes auf ihrer Webseite schreibt. Unter dem Oberbegriff „Gesamtschutzquote“ werden die Anerkennung als Flüchtling, sogenannter subsidiärer Schutz und ein Abschiebeverbot zusammengefasst. Die Schutzquote von 46,7 Prozent ist geringer als in den beiden Vorjahren - 51,7 Prozent im vergangenen Jahr und 56,2 Prozent 2022 -, doch höher als beispielsweise 2018. Damals hatte laut Bundeszentrale nur gut ein Drittel (35 Prozent) der Anträge einen Schutzstatus zur Folge.