Geschickt sorgt Florian Cossen in seinem Regiedebüt von Anfang an dafür, dass die Bilder ein gewisses Unbehagen auslösen. Bei den ersten Aufnahmen der Hauptfigur sorgen kleine Zeitsprünge für Irritationen; bis sie schließlich zum Abschluss des Prologs die Fassung verliert. Dabei ist die Szene ganz harmlos: Maria (Jessica Schwarz) ist auf dem Weg nach Chile und wartet in Buenos Aires auf den Anschlussflug. Ein Baby weint, seine Mutter beruhigt es. Maria kennt das Lied, sie kann es sogar mitsingen, obwohl sie kein spanisch spricht. Völlig verwirrt verpasst sie ihren Flug. Noch mehr wundert sie sich darüber, dass Vater Anton (Michael Gwisdek) ihr sofort nachreist, als sie ihm von dem Vorfall erzählt, und endlich kommt die Wahrheit ans Licht: Er hat Ende der Siebziger gemeinsam mit Marias Vater für eine argentinische Firma gearbeitet. Als ihre Eltern von den Schergen der Militärdiktatur verschleppt wurden, haben Anton und seine Frau das Kind adoptiert und sind nach Deutschland zurückgekehrt.
All das aber ist nur der Einstieg in die Handlung (Drehbuch: Cossen und Elena von Saucken). Maria bleibt in der Stadt und sucht gegen Antons Willen nach ihren argentinischen Verwandten. Tatsächlich findet sie ihre Patentante Estela (Beatriz Spelzini). Ein Polizist (Rafael Ferro) mit deutschen Wurzeln hilft als Dolmetscher; bestürzt muss Maria erkennen, dass Antons Geschichte nur die halbe Wahrheit ist.
Es gibt diverse Filme über adoptierte Kinder, die als Erwachsene nach ihren Wurzeln suchen, aber nur wenige waren so berührend wie "Das Lied in mir". Zum Glück und im Unterschied zum gängigen Fernsehfilm verzichtet Cossen auf eine sprachliche Nivellierung: Marias Verwirrung wird noch verstärkt, weil sie die Einheimischen nicht versteht. Wenn Schauspieler nicht mit der Sprache arbeiten können, ist die Mimik um so stärker gefragt. Naturgemäß schießt man da leicht übers Ziel hinaus, aber Jessica Schwarz vermittelt mit sparsamem Spiel, wie etwas in Maria zerbricht.