Lesetipps zur Buchmesse mit "Bella Italia"

Blick auf eine italienische Wasserstraße
Ludovico Lovisetto für Unsplash
Bella Italia auf der Buchmesse.
Blick in die Literatur
Lesetipps zur Buchmesse mit "Bella Italia"
Vom 16. bis 20. Oktober stehen italienische Autor:innen im Fokus der Frankfurter Buchmesse, denn Italien ist der diesjährige Ehrengast. Schon Goethe schwärmte vom "Land, wo die Zitronen blühn". Neben vielen sinnlichen Genüssen, bietet Italien großartige Literatur. Das Evangelische Literaturportal stellt heute drei 2024 erschienene Romane italienischer Autor:innen vor.

Der letzte Cimamonte

Ein adeliger Gelehrter lebt zurückgezogen in der Villa seiner Vorfahren und stellt sich dort Vergangenheit und Gegenwart.

Matteo Melchiorres preisgekrönter Debütroman erscheint pünktlich zur Buchmesse in deutscher Übersetzung (im italienischen Original "Il Duca", 2022). Das Buch handelt vom letzten Vertreter eines untergehenden Adelsgeschlechts in einem kleinen Bergdorf namens Vallorgàna. Der von allen nur "Duca" genannte Protagonist stellt sich mithilfe der Familienchronik den Schatten seiner Vorfahren, deren Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Inwieweit ist ihm Zweitracht und Herrschsucht ins Blut gelegt? Welche Verpflichtungen hat er gegenüber dem Dorf? Die Geschichte entfaltet einen gewissen Sog, langsam, aber stetig wird man in die Welt zwischen Wäldern, Bergen und überkommenen Traditionen hineingesogen. Auch eine Liebesgeschichte fehlt nicht, wenngleich diese oft eher zwischen den Zeilen erzählt wird. Wir begegnen Maria, einer starken und freiheitsliebenden Frau, die den Duca mit ihren schwarzen Augen und Haaren von Anfang an fasziniert. Ihre Liebe muss, ebenso wie der Held erst eine Feindschaft, dann ein großes Geheimnis und einen gewaltigen Sturm überstehen.
Für Liebhaber wortgewaltiger Romanen im Stile Umberto Ecos, garniert mit vielen Einsprengseln aus Geschichte, Natur und Philosophie. Christoph Hoewekamp

Melchiorre, Matteo: Der letzte Cimamonte. Roman. Matteo Melchiore. Dt. von Julika Brandestini. Zürich: Atlantis 2024. 487 S. ; 21 cm. Aus d. Ital. ISBN 978-3-7152-5038-0, geb.: 26,00 €

Unten im Tal

Ein Familien-Beziehungsroman der besonderen, stillen Art.

Wenn Literatur zur Kunst wird, dann werden viele Erzählstränge so miteinander verwoben, dass sich nicht immer genau unterscheiden lässt, welcher Aspekt der Geschichte gerade gelesen wird. Die einzelnen Fragmente verweben sich miteinander und verschmelzen geradezu zu einem Ganzen. Solch einen Roman haben wir hier vorliegen. In wenigen Seiten werden eine Familiengeschichte, ein Brudermotiv, eine Tiermetapher und eine Dorferzählung elegant und feinsinnig ausgebreitet und zusammengeführt. Eben ein kleiner, aber sehr großer Roman, der in einem Zug gelesen werden kann und Dich dann anlächelt und Du weißt genau, ich lese dich gleich noch einmal.

Alles spielt in einem Bergdorf und die Protagonisten tragen bereits eine Geschichte in sich und könnten sich unkompliziert verstehen, gäbe es nicht die Vergangenheit und die sich daraus ergebenden Missverständnisse, die zu einem Drama führen. Schade um diese wertvollen Personen, die sich lieben und schätzen und doch nicht beieinanderbleiben können. Dirk Purz

Cognetti, Paolo: Unten im Tal. Roman. Paolo Cognetti. Dt. von Christiane Burkhardt. München: Penguin 2024. 143 S. ; 21 cm. Aus d. Ital. ISBN 978-3-328-60364-1, geb.: 24,00 €

Das Schweigen meiner Freundin

Die todkranke Anwältin Giulia blickt auf ihre bewegte Vergangenheit mit ihrer Freundin Cristi und mit Mattia zurück. 

Die sechzigjährige, todkranke Ich-Erzählerin Giulia kehrt in das italienische Dorf ihrer Kindheit zurück. Dort lässt sie das Leben Revue passieren, das sich vor allem um die bezaubernde Cristi dreht. Die beiden lernen sich in der Kindheit kennen. Cristi, ein schüchternes Mädchen, weckt in der sonst so pragmatischen Giulia bald überwältigende Gefühle. Schnell wird Giulia zu Cristis Beschützerin. Auch Mattia, ein Junge aus dem Dorf, ist von Cristis einzigartigem Wesen fasziniert. Alle drei bleiben trotz jahrelanger Trennungen für immer miteinander verbunden, obwohl sie genau wissen, wer wirklich zusammengehört. In einer fatalen Situation hindert Giulia Cristi nicht daran, eine weitreichende Entscheidung zu treffen, was beide später bitter bereuen. Dieses dramatische Buch ist kein Seelentröster. Seine Spannung setzt mit dem ominösen Prolog ein und klingt erst auf der letzten Seite aus. Besonders beeindrucken seine Hauptfiguren, die wie Pulverfässer jede Sekunde in die Luft gehen könnten.

Das umfangreiche, hervorragend formulierte Buch verlangt seinen Leserinnen und Lesern emotional einiges ab. Gerade deshalb verdient es eine uneingeschränkte Empfehlung. SL (Freundschaft / Liebe / Bisexualität / Ehrgeiz) Martina Mattes

Baldelli, Giulia: Das Schweigen meiner Freundin. Roman. Giulia Baldelli. Dt. von Elisa Harnischmacher. Köln: DuMont 2024. 493 S. ; 22 cm. Aus d. Ital. ISBN 978-3-8321-6800-1, geb.: 25,00 €

Wenn Sie sich noch einen umfassenderen Einblick italienischer Gegenwartsliteratur verschaffen wollen, schauen Sie gern auf der Eliport-Website.

evangelisch.de dankt dem Evangelischen Literaturportal Eliport für die inhaltliche Kooperation.