Wo Buddha gegen Jesus kämpft

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Videospiele erlauben das Abtauchen in völlig andere Welten.
Christliches in Games
Wo Buddha gegen Jesus kämpft
Nach Angaben von statista spielen rund 53 Prozent der Deutschen gelegentlich Computer- oder Videospiele. In der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen sind es sogar über 91 Prozent. Doch welche Rolle spielt die christliche Religion in der Gaming-Welt? evangelisch.de-Redakteurin Katja Eifler sprach mit Ruben Ullrich, Referent für Jugend- und Junge-Erwachsenen-Arbeit des Deutschen Jugendverbands "Entschieden für Christus" über christliche Games und darüber, ob Kirche in dieser Welt präsenter sein sollte.

Nach evangelisch.de Recherchen gibt es nicht viele Spiele, die einen expliziten christlichen Inhalt haben und leicht im Netz zu finden sind. Eines der neueren Spiele, das bei der Suche auftaucht, ist "Indika" (aus 2023). Es handelt von einer orthodoxen Nonne, die vom Teufel besessen scheint und nutzt das christliche Motiv eher ritualisiert. Schon länger auf dem Markt ist das bekannte Adventure-Spiel "One of 500", welches sich um das Leben Jesu dreht. Dazu kommen Spiele wie "Gate Zero" oder "I am Jesus Christ". Zur kurzen Unterhaltung dienen Bibelquiz-Spiele.

Seit 2009 auf dem Markt ist das Spiel "Journey to Heaven" oder die Säulen der Erde nach dem Roman von Ken Follett. Es gibt auch Spiele, die den Status Kunst erlangt haben, zum Beispiel "That Dragon, Cancer". Es enthält autobiografische Erfahrungen aus der Sicht der Eltern eines an Krebs gestorbenen Kindes, die den Spielenden dazu bringt, sich mit den schwierigen Emotionen und der Stärke des Glaubens der "Greens" zu beschäftigen. Dazu kommen noch "Serious Games", wie das der entwicklungspolitischen christlichen Initiative romero "Mala & die Billig-Zombies". 

Ruben Ullrich und Robin Feldhaus sind über das evangelische Content-Netzwerk Yeet auf evangelisch.de regelmäßig mit ihrem Podcast Spielunke vertreten. Darin wollen sie den christlichen Glauben und Inhalte aus digitalen Spielen in einen Dialog bringen.

evangelisch.de: Ruben, die Grenze ist wahrscheinlich schwierig zu ziehen, was letztendlich ein christliches Game ausmacht. Sprecht Ihr darüber?

Ruben Ullrich: Ja, beispielsweise gibt es einige Spiele wie "That Dragon, Cancer!". Allerdings ist das Spiel ja nicht typisch christlich. Wir haben in unserem Podcast bisher noch über kein dezidiert christliches Spiel gesprochen; also was so offensichtlich christlich ist wie "I am Jesus Christ" oder "One of 500". Aber genau das ist ja das Konzept: Wir wollen den Leuten da draußen zeigen, dass auch "säkulare" Computerspiele christliche Inhalte aufgreifen. So haben wir beispielsweise über das Spiel "Death’s Door" gesprochen. In diesem Spiel geht es um eine Krähe, die andere Tiere in das Jenseits schickt. Das haben wir zum Anlass genommen, um über unsere eigene Vorstellung vom Leben nach dem Tod zu sprechen und wie unsere Zeit mit Gott dann wohl aussehen wird. Gerne würden wir aber auch mal über eines der genannten "christlichen" Spiele reden. Mal schauen, was sich da so entwickelt!

Bist du denn online schon mal Jesus oder Gott in einem Spiel begegnet?

Ullrich: Videospiele haben mich im Laufe meines Lebens sehr häufig intensiv beschäftigt und teilweise auch sehr berührt. Sei es wegen gut geschriebener Charaktere, einer spannenden und wendungsreichen Geschichte oder wegen krassen Entscheidungen, die ich treffen durfte. Das Medium Videospiel funktioniert sehr viel unmittelbarer als Filme, Serien oder auch Bücher. Ich selber spiele eine Rolle in dem Videospiel. Dadurch ist das Erlebte für mich wesentlich näher. Dadurch habe ich wirklich häufig interessante Gedankenanstöße für meinen eigenen Glauben bekommen. Und ja, dadurch bin ich in gewisser Art und Weise auch schon Gott begegnet.
 
Wie taucht christliche Religion überhaupt in Games auf? Ist es nur die Kirche in jedem Dorf und sowas wie der Gott-Mode, in dem der Spieler unsterblich wird? 

Ullrich: Der christliche Glaube wurde mit seinen verschiedenen Motiven, Geschichten und Wahrheiten schon lange von der Popkultur entdeckt und auch genutzt. Der gekreuzigte Jesus ist nun mal ein Bild, welches viele Menschen kennen und an das sie anknüpfen können. So gut wie jeder hat schon mal das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci gesehen. Und jeder weiß, dass Engel kleine dicke Jungs sind, die durch den Himmel fliegen.

"Wer also Augen und Ohren offen hält, wird ständig Versatzstücke in den Games finden."

Wer also Augen und Ohren offen hält, wird ständig Versatzstücke in den Games finden. Manche werden geschickt eingesetzt und passen gut, andere sind einfach nur "Clickbait" ( Jagdt nach besseren Klickzahlen, Anmerk. der Red.) oder versuchen den Glauben irgendwie lächerlich darzustellen. 

Und was für ein Bild wird von "christlich" dargestellt?

Ullrich: Ein sehr unterschiedliches. Im Spiel "Black & White" beispielsweise spielen wir einen Gott, der sich entscheiden kann, wohlwollend und gütig oder rachsüchtig und gemein zu seinem Volk zu sein. Im Spiel "Dante’s Inferno" zieht der gleichnamige Held durch die neun Kreise der Hölle, um die Seele seiner Geliebten Beatrice zu retten. Und im Spiel "Cyberpunk 2077" möchte sich ein verurteilter Verbrecher selber kreuzigen, weil er der Meinung ist, dadurch seine Sünden reinzuwaschen. Die Beispiele könnten noch endlos so weitergehen.  Die Popkultur bedient sich dieser ganzen Bilder und Metaphern, gerade weil sie so bekannt sind. Wir möchten ein wenig Klarheit in diese Unübersichtlichkeit bringen und zeigen, dass der christliche Glaube in versteckter Form schon längst in diesen Spielen steckt.

Gibt es in dieser Welt einen Unterschied zwischen evangelischem und katholischem Glauben? 

Ullrich: Es gibt in Spielen, die Wert auf historische Korrektheit legen, auf jeden Fall den Unterschied zwischen "evangelisch" und "katholisch". Allerdings spielt das Thema "Ökumene" tatsächlich noch keine Rolle. Auch das Verhältnis zu anderen Religionen wird nur sehr humoristisch behandelt. So gibt es beispielsweise das Computerspiel "Fight of Gods", in dem beispielsweise Buddha gegen Jesus kämpft. Aber abgesehen davon geht es wenig bis gar nicht um den Dialog zwischen den Religionen. 

Gehen manche Spiele aber auch schlicht zu weit?

Ullrich: Jeder Gamer und jede Gamerin sollte die eigene Grenze kennen und auch darauf achten. Im Idealfall helfen Eltern und Lehrer dabei, den eigenen Konsum im Griff zu haben und darauf zu achten, was das jeweilige Spiel mit der Person macht. Um es dann eventuell nicht mehr weiter zu spielen. Und diese Grenze ist erstmal total individuell. Ich persönlich kann über Beispiele wie "Fight of Gods" nur müde schmunzeln. Mit mir macht das nichts. Aber wenn eine Person dadurch getriggert wird, sollte sie lieber etwas anderes spielen. 

 Es soll ja aber auch Konfi-Gruppen geben, die ihre Kirche in Minecraft bauen?

Ullrich:  Minecraft ist oft die Antwort auf die Frage: Wie können wir als Kirche/Gemeinde den Zugang zur Gamingwelt der Jugendlichen nutzen? Und tatsächlich bietet sich meiner Meinung nach Minecraft als unglaublich große "Sandbox" dabei total an. Hier kann alles gebaut, erschaffen und dadurch nachempfunden werden. Ich kenne beispielsweise Pfarrpersonen, die den Kreuzesweg Jesu mit ihren Konfigruppen in Minecraft nachbauen und damit sehr gute Erfahrungen machen. Es kann einfach eine neue, andere Art sein, christliche Inhalte zu vermitteln. Aber natürlich kann auch eine Runde Mario Kart dazu genutzt werden, um mit Konfis, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen zu connecten.

"Ich kenne beispielsweise Pfarrpersonen, die den Kreuzesweg Jesu mit ihren Konfigruppen in Minecraft nachbauen." 

Insgesamt sinkt die Zahl der offiziellen Mitglieder einer christlichen Kirche, verändert das auch den Stellenwert der Religion in der Online-Welt?

Ullrich: Ich glaube, wenn die Kirche den christlichen Glauben nicht aktiv in diese "Online-Welten" hineinträgt, wird sich nichts ändern. Wir sehen das leider schon an anderen Stellen, dass beispielsweise Online-Communities von rechtsradikalen Gruppen unterwandert werden. Es wäre total wünschenswert, wenn die Kirche ähnliche Versuche unternehmen würde. Also als Christen solche Communities unterwandern würde. Nicht, um mehr offizielle Mitglieder zu generieren, sondern um Licht zu sein und präsent zu sein. Denn sonst erledigen das leider andere. 


 
Zum 500. Geburtstag des Reformators Johannes Calvin in 2009, also vor über 16 Jahren, entwickelte die Evangelischen Kirche das Online-Spiel "Destination 2064", in dem das Leben Calvins erklärt wird und das als Schulprojekt angelegte Luther-Game. Gibt es da noch andere kirchliche Initiativen, und was hältst Du von solchen Aktionen?

Ullrich: Grundsätzlich finde ich solche Initiativen erstmal sehr gut und begrüße sie. Die Kirche darf sich solchen gesellschaftlichen Phänomenen wie dem Gaming gerne öffnen, seine Sprache lernen und dann eigene Initiativen starten. Allerdings sind gerade Gamer:innen sehr kritisch. Diese Initiativen müssten also in irgendeiner Art und Weise besonders sein. Durch besonders gute Grafik, ein besonders gutes Gameplay oder anderes. Es werden jährlich über 20.000 Videospiele veröffentlicht. Um da raus zu stechen, braucht es schon ein gutes Alleinstellungsmerkmal.