Vier Jahrzehnte war Axel Piper im Kirchendienst - seit 2019 als Augsburger Regionalbischof. Dass sein Ruhestandseintritt Ende September wohl nicht nur das Ende seines Berufslebens, sondern auch das Aus "seines" Kirchenkreises markiert, ist eine seltsame Situation. Der 66-Jährige hat sich stets als Netzwerker gesehen, der von außen auf die Dinge schaut und unterstützt, wo es notwendig ist. "Nur so kann man den Job als Regionalbischof gut machen", findet er. Dinge von oben herab vorzugeben, funktioniere jedenfalls nicht.
Dass Piper ein halbes Jahr früher in den Ruhestand geht, als er müsste, hat unter anderem mit seiner Frau Sabine zu tun, die bereits im Ruhestand ist, sagt er: "Man weiß ja nicht, wie viel Zeit einem gemeinsam noch bleibt." Auch wenn er mit etwas Wehmut die Wohnung im Augsburger Ulrichseck verlässt, überwiege die Dankbarkeit für die guten Jahre seines Dienstes und die Neugierde auf das, was kommen wird. "Wir lassen das auf uns zukommen. Auf jeden Fall viel Reisen. Und natürlich werde ich auch Gottesdienste halten."
Vor seiner Zeit als Regionalbischof war Piper an vielen verschiedenen Stellen aktiv. Seine erste Pfarrstelle hatte er an der Lindauer Christuskirche, später war er Referent für Konfirmandenarbeit und Gemeindepädagogik am Religionspädagogischen Zentrum in Heilsbronn. Seine letzte Station vor dem Regionalbischofsbüro war die Apostelkirche in Weilheim, dort war Piper zwischen 2003 und 2018 auch Dekan. Ins Voralpenland, genauer gesagt nach Peißenberg im Landkreis Weilheim, zieht es das Ehepaar auch im Ruhestand.
Ihm habe die Gremienarbeit mit vielen motivierten Christinnen und Christen ebenso viel Freude bereitet wie der Besuch bei Firmenchefs in seiner Region, zieht Regionalbischof Piper Bilanz. Blicke hinter die Kulissen anderer Arbeitswelten wagen, gute Gespräche führen, Segen auf niederschwellige Art spenden - das sei seine Art. "Ich habe Menschen getroffen, denen ich sonst vielleicht nie begegnet wäre", bekennt er. Die Kirche dürfe sich eben trotz sinkender Mitgliederzahlen nicht zurückziehen und nur noch um sich selbst kreisen.
Was auf die gut 250.000 Protestanten im Kirchenkreis zukommt, wenn die Dekanate Augsburg, Kempten, Memmingen, Neu-Ulm und ab 2025 das "Donauries"-Dekanat (Donauwörth, Nördlingen und Oettingen) auf die beiden Kirchenkreise München und Regensburg aufgeteilt werden sollen, steht noch in den Sternen. "Einfach zerschlagen und anders zusammenlegen bringt nichts", ist Piper überzeugt. Man müsse die Menschen mitnehmen. Das gelte vor allem für die derzeitige Idee, das "Donauries"-Dekanat in Richtung Regensburg zu schieben.
Vielmehr müsse man sich neu überlegen, was ein Regionalbischof überhaupt leisten soll, was die Dekanate alleine stemmen können - oder auch die Pfarrämter vor Ort. Das Regionalbischofsbüro samt Personal bleibt auch nach Pipers Ruhestandseintritt erst einmal bestehen. Seine Aufgaben übernimmt das Dekansehepaar Claudia und Christoph Schieder aus Memmingen, bis die Zukunft des Kirchenkreises geklärt ist. Auch wenn er wohl der letzte Augsburger Regionalbischof gewesen sein wird, verspricht er: "Die Tür bleibt immer offen!"