Piranhas gibt's als Nachtisch

Zwei Piranhas schauen sich an
Getty Images/iStockphoto/TatianaMironenko
"Konnte es vielleicht sein, dass nicht ich hier der Experte war, sondern mein Begleiter?", fragt sich Autor Reinhard Pilz mit einer Prise Demut und Humor in seinem Buch über seine Missionsreise am Rio Paraguay.
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Piranhas gibt's als Nachtisch
Ohne Masterplan und Rückflugticket reist Reinhard Pilz nach Südamerika, um als Flussmissionar an Bord eines kleinen Bootes, zu gehen, das entlang des Río Paraguay operiert. Gemeinsam mit einer Handvoll Mitstreiter*innen besucht er Fischerdörfer im Gran Chaco und im Pantanal sowie abgelegene Siedlungen am Rand des Dschungels. Motiviert von dem Wunsch, seinen christlichen Glauben weiterzugeben, erlebt er bewegende Begegnungen. Seine Erlebnisse hat er in "Piranhas zum Nachtisch" aufgeschrieben. Silja Joneleit-Oesch hat es für uns gelesen und passend zum Buchtitel als Kochrezept aufbereitet.

Vorspeise:

Der Missionar reist aus: Ein deutscher junger Mann wird ausgebildet, in Paraquay in ein Missionsprojekt einzusteigen. Die notwendigen Zutaten sind seine tiefe Motivation, dazu sein großes Gottvertrauen und eine Prise Sicherheit des Gesandt-Seins. Zutaten, die hinzuzufügen sind, nur wenn vorhanden: Sprachkenntnisse…, in unserem Fall: nicht vorhanden.

Reinhard Pilz erzählt autobiografisch seine Geschichte und er schildert seine innere und äußere Reise sympathisch und ehrlich, wenn auch streckenweise naiv und in seiner Theologie manchmal ein wenig simpel. Er ist monatelang unterwegs in Paraguay, predigt, besucht entlegene Dörfer, lernt Spanisch und wundert sich:

"Konnte es vielleicht sein, dass nicht ich hier der Experte war, sondern mein Begleiter?" (S. 47) Auch wenn Pilz nicht überheblich daherkommt, scheint ein tief liegendes neo-koloniales Narrativ gelernt zu sein: WIR bringen doch das Evangelium an die Enden der Erde, oder?!

Hauptspeise:

Die Einsatz-Reise auf einem Missionsschiff auf dem Río Paraquay. Die Zutaten sind nicht kompliziert, aber trotzdem selten: Zeit, Missionseifer und die Hingabe zu Land und Leuten; eine Prise Demut und Humor runden die Sache ab.

Pilz ist unerschütterlich davon überzeugt, dass er das Richtige tut. Er ist interessiert, zu verstehen, wie die Menschen an dem großen Fluss leben und wie er ihnen die gute Botschaft Jesu predigen kann. Er findet gute Anknüpfungspunkte im Leben der Menschen mit der biblischen Botschaft. Der Natur der Sache entsprechend sind seine Einsätze an Land allerdings auch immer sehr kurz und man erfährt nicht, was nach den vielen Gottesdiensten auf den Dorfplätzen geschieht und wie nachhaltig diese Einsätze sind. Es werden berührende Biografien erzählt, in denen Gott das Leben einschneidend zum Guten verändert hat und manchmal geht es "nur" um Quantität und "Seelenretten".

Nachspeise:

Die Sache geht weiter und hinterlässt einen freundlichen Nachgeschmack: Der Missionar bleibt dem Land verbunden und engagiert sich in missionarischer Sozialarbeit und baut Personen auf, die seine Arbeit unterstützen und weiterführen.

Ganz kurz erfahren wir am Schluss, dass Pilz dranbleibt und langfristige Projekte aufbaut. Er versteht, dass der Klimawandel bedrohliche Realität ist und integriert ihn in seine Arbeit: "Und ich ahne, dass christliche Mission, die bleibend verändern will, ihren Fokus nicht nur auf das Seelenheil der Menschen einstellen darf. Auch wenn Missionare sich Umweltschutz eher selten auf ihre Fahnen schreiben, ist es kaum im Sinne des Schöpfers, dieses Thema auszublenden." (S. 128)

Fazit

Ein frommes Buch, im besten Sinn, mit einem klassischen Missionsverständnis, das meines Erachtens seine Berechtigung hat, allerdings auch seine sichtbaren Defizite.

evangelisch.de dankt der Evangelischen Mission Weltweit und mission.de für die inhaltliche Kooperation.