Es gibt einen Aufschwung von "Fundamentalisten, die die Bibel wirklich wörtlich nehmen", sagt Christoph Koopmann von der Süddeutschen Zeitung in einem Instagram-Post, der am Mittwoch (4. September) viral ging.
Die sogenannten Christfluencer:innen richten sich unter anderem gegen Homosexuelle. Hand in Hand gehen sie mit den sogenannten "Tradwives", wörtlich traditionelle Ehefrauen, die ihre Rolle in Küche und Kindererziehung abfeiern und sich ebenfalls auf die Bibel beziehen. Meist werde ein Weltbild propagiert, in dem "Frauen sich ihrem Mann unterzuordnen haben", heißt es weiter. Das Posting geht mittlerweile viral und zahlreiche Theologinnen kommentierten das Video.
Die Kirchentagspastorin Anne Helene Kratzert kommentierte die Tradwives ironisch. "Nach der ganzen Arbeit mit ihren meist vielen Kindern und in ihrer sehr gut ausgestatteten Küche ziehen sie dann was Hottes für ihren Mann an, der von der Arbeit kommt…" Das alles sehe sehr schön aus, werde gefilmt und auf Social Media geladen, dann aber propagiert als "erfüllendes, selbstgewähltes und somit feministisches Leben". Dabei seien Tradwives keine Feministinnen, sondern stünden für ein "reaktionäres Frauenbild", in dem Frauen in Abhängigkeit von ihrem Mann und Versorger stünden und auf Mutterrolle und Hausfrauenrolle festgelegt seien. Das Rollenbild erinnert Kratzert an die 1950er Jahre. Politisch siedelt die Kirchentagspastorin die Tradwives eher im rechts-konservativen Lager an.
TV-Pastorin Ina Jäckel ("Dingenskirchen") erinnerte in ihrem Kommentar an Menschen, die die Bibel noch historisch-kritisch lesen könnten. Dennoch: "Diese Queerfeindlichkeit sogenannter Christfluencer:innen ekelt mich regelrecht an". Jesus habe gezeigt, wie Gott sei: "bedingungslos liebend". Nicht Gott sei queerfeindlich, die Fundis seien es.
Die Theologin Kira Beer lobte den kritischen Beitrag der SZ. Auch sie verweist auf viele Christ:innen und Theolog:innen, die die Bibel "kontextgerecht statt wörtlich auslegen". In vielen Kirchen sei "Platz für alle Menschen und Segen für jede Liebe".